[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. Symbole, kenntlich machen. Jm Grunde alsoeinerlei Gesetz, einerlei Freiheit. 12. Von Seiten der Dichtkunst kann es keine nö- Unter den Römern in ihrer besten poetischen
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Erſtes Waͤldchen. Symbole, kenntlich machen. Jm Grunde alſoeinerlei Geſetz, einerlei Freiheit. 12. Von Seiten der Dichtkunſt kann es keine noͤ- Unter den Roͤmern in ihrer beſten poetiſchen
Welch a) p. 116. J 5
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Erſtes Waͤldchen.
Symbole, kenntlich machen. Jm Grunde alſo
einerlei Geſetz, einerlei Freiheit.
12.
Von Seiten der Dichtkunſt kann es keine noͤ-
thigere Lehre geben, als die a): der Dichter mache
ſich die Beduͤrfniſſe der Malerei nicht zu ſeinem
Reichthume: er ſtaffiere die Weſen ſeiner Einbil-
dungskraft nicht maleriſch aus, laſſe ſie handeln, und
auch die Attribute, womit er ſie bezeichnet, muͤſſen
handelnd, poetiſch, nicht maleriſch ſeyn. So dich-
ten die alten Dichter: die neuern malen.
Unter den Roͤmern in ihrer beſten poetiſchen
Zeit iſt vor Allen Horaz ein Liebhaber von morali-
ſchen Weſen, von perſonifirten Abſtraktis; dieſe
Perſonendichtung iſt mit ein Hauptſtrich ſeines Ge-
nies, und hat ſeine Oden ſehr verſchoͤnert. Da eine
ſolche moraliſche Perſon bei ihm gemeiniglich ſchnell,
mit wenigen, aber lebendigen Attributen, und recht
in die Handlung der Ode auf einmal hineintritt: ſo
lieben wir den angenehmen Sylphen, die ſchoͤne
Sylphide, die uns ſo gelegen voruͤber rauſchet. Wie
ſuͤß iſt ſein Bild der laͤchelnden Venus, die der
Scherz und die Amors umflattern.
— Erycina ridens
quam Jocus circumvolat et Cupido —
Welch
a) p. 116.
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