Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Kritische Wälder. würde ohne diesen Vorhang wiederum der Triebdes andern Geschlechts, so wie die übrigen, nicht in den Schranken des Bedürfnisses bleiben, und denn, mehr als alle übrige, das Menschengeschlecht zu Grunde richten -- Vielleicht sey Vielleicht: die Folge selbst ist gewiß: die Natur gab aus weisen Ursachen der Göttinn Genethyllis eine Vor- gängerinn:
Worte eines Weltweisen (dergleichen wir jetzt "Natur a) Kants Betrachtungen über das Schöne und Erha-
bene. p. 61 - 65. Kritiſche Waͤlder. wuͤrde ohne dieſen Vorhang wiederum der Triebdes andern Geſchlechts, ſo wie die uͤbrigen, nicht in den Schranken des Beduͤrfniſſes bleiben, und denn, mehr als alle uͤbrige, das Menſchengeſchlecht zu Grunde richten — Vielleicht ſey Vielleicht: die Folge ſelbſt iſt gewiß: die Natur gab aus weiſen Urſachen der Goͤttinn Genethyllis eine Vor- gaͤngerinn:
Worte eines Weltweiſen (dergleichen wir jetzt „Natur a) Kants Betrachtungen uͤber das Schoͤne und Erha-
bene. p. 61 – 65. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> wuͤrde ohne dieſen Vorhang wiederum der Trieb<lb/> des andern Geſchlechts, ſo wie die uͤbrigen, nicht in<lb/> den Schranken des Beduͤrfniſſes bleiben, und denn,<lb/> mehr als alle uͤbrige, das Menſchengeſchlecht zu<lb/> Grunde richten — Vielleicht ſey Vielleicht: die<lb/> Folge ſelbſt iſt gewiß: die Natur gab aus weiſen<lb/> Urſachen der Goͤttinn Genethyllis eine Vor-<lb/> gaͤngerinn:</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l>— — die wohlbewachte Schaam</l><lb/> <l>Die Juͤngſte der Charitinnen.</l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Worte eines Weltweiſen (dergleichen wir jetzt<lb/> nicht ſo gar viele haben,) duͤnken mich hieruͤber ſo<lb/> neugeſagt, und doch ſo altmenſchlich empfunden,<lb/> daß meine Leſer ihn gerne ſtatt meiner hoͤren wer-<lb/> den <note place="foot" n="a)">Kants Betrachtungen uͤber das Schoͤne und Erha-<lb/> bene. <hi rendition="#aq">p. 61 – 65.</hi></note>. „Die Schamhaftigkeit iſt ein Geheim-<lb/> „niß der Natur, ſo wohl einer Neigung Schran-<lb/> „ken zu ſetzen, die ſehr unbaͤndig iſt, und indem<lb/> „ſie den Ruf der Natur vor ſich hat, ſich immer mit<lb/> „guten ſittlichen Eigenſchaften zu vertragen ſcheint,<lb/> „wenn ſie gleich ausſchweift. Sie iſt demnach<lb/> „als ein Supplement der Grundſaͤtze hoͤchſt noͤthig:<lb/> „denn es giebt keinen Fall, da die Neigung ſo<lb/> „leicht zum Sophiſten wird, gefaͤllige Grundſaͤtze<lb/> „zu erkluͤgeln, als hier. Sie dient aber auch zu-<lb/> „gleich, um einen geheimnißvollen Vorhang ſelbſt<lb/> „vor die geziemendſten und noͤthigſten Zwecke der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Natur</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
Kritiſche Waͤlder.
wuͤrde ohne dieſen Vorhang wiederum der Trieb
des andern Geſchlechts, ſo wie die uͤbrigen, nicht in
den Schranken des Beduͤrfniſſes bleiben, und denn,
mehr als alle uͤbrige, das Menſchengeſchlecht zu
Grunde richten — Vielleicht ſey Vielleicht: die
Folge ſelbſt iſt gewiß: die Natur gab aus weiſen
Urſachen der Goͤttinn Genethyllis eine Vor-
gaͤngerinn:
— — die wohlbewachte Schaam
Die Juͤngſte der Charitinnen.
Worte eines Weltweiſen (dergleichen wir jetzt
nicht ſo gar viele haben,) duͤnken mich hieruͤber ſo
neugeſagt, und doch ſo altmenſchlich empfunden,
daß meine Leſer ihn gerne ſtatt meiner hoͤren wer-
den a). „Die Schamhaftigkeit iſt ein Geheim-
„niß der Natur, ſo wohl einer Neigung Schran-
„ken zu ſetzen, die ſehr unbaͤndig iſt, und indem
„ſie den Ruf der Natur vor ſich hat, ſich immer mit
„guten ſittlichen Eigenſchaften zu vertragen ſcheint,
„wenn ſie gleich ausſchweift. Sie iſt demnach
„als ein Supplement der Grundſaͤtze hoͤchſt noͤthig:
„denn es giebt keinen Fall, da die Neigung ſo
„leicht zum Sophiſten wird, gefaͤllige Grundſaͤtze
„zu erkluͤgeln, als hier. Sie dient aber auch zu-
„gleich, um einen geheimnißvollen Vorhang ſelbſt
„vor die geziemendſten und noͤthigſten Zwecke der
„Natur
a) Kants Betrachtungen uͤber das Schoͤne und Erha-
bene. p. 61 – 65.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |