Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Kritische Wälder. "man alles zu seinem Tadel gesammlet, man nicht"diesen Ort angeklaget. Jch wundre mich, daß "sich Hr. Kl. so viel Mühe giebt, es zu untersuchen, "woher sich alle hätten betriegen lassen, diese Stelle "nicht zu tadeln; daß er selbst eine Gedankencita- "tion von Vida anführet, wo dieser wohl Thersites "könne im Sinne gehabt haben, und ---- bei allem nicht den Franzosen, dem er, Hr. Kl. so manches Maleranekdotchen, und zehen gegen Eins, auch die- sen ganzen Tadel schuldig ist, den er so unerhört, so weitläuftig, so wichtig vorzeiget. Hr. Kl. wird doch seinen Leibautor, wenn es auf Malergeschichtchen ankommt, den berühmten d'Argenson a), nicht ver- kennen? Der Franzose sagt bei Gelegenheit seines Ju- Der a) Leben der Mahler Th. I. p. 81. Eben der Tadel, nur
verändert, ist Voltären und andern Franzosen eigen, und Hr. Lessing hat zu verschiednen malen die Sache von der Seite des Drama in Beleuchtung genom- men; s. Dramaturg. 1. und 2. Band hin und wieder. Kritiſche Waͤlder. „man alles zu ſeinem Tadel geſammlet, man nicht„dieſen Ort angeklaget. Jch wundre mich, daß „ſich Hr. Kl. ſo viel Muͤhe giebt, es zu unterſuchen, „woher ſich alle haͤtten betriegen laſſen, dieſe Stelle „nicht zu tadeln; daß er ſelbſt eine Gedankencita- „tion von Vida anfuͤhret, wo dieſer wohl Therſites „koͤnne im Sinne gehabt haben, und —— bei allem nicht den Franzoſen, dem er, Hr. Kl. ſo manches Maleranekdotchen, und zehen gegen Eins, auch die- ſen ganzen Tadel ſchuldig iſt, den er ſo unerhoͤrt, ſo weitlaͤuftig, ſo wichtig vorzeiget. Hr. Kl. wird doch ſeinen Leibautor, wenn es auf Malergeſchichtchen ankommt, den beruͤhmten d’Argenſon a), nicht ver- kennen? Der Franzoſe ſagt bei Gelegenheit ſeines Ju- Der a) Leben der Mahler Th. I. p. 81. Eben der Tadel, nur
veraͤndert, iſt Voltaͤren und andern Franzoſen eigen, und Hr. Leſſing hat zu verſchiednen malen die Sache von der Seite des Drama in Beleuchtung genom- men; ſ. Dramaturg. 1. und 2. Band hin und wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> „man alles zu ſeinem Tadel geſammlet, man nicht<lb/> „dieſen Ort angeklaget. Jch wundre mich, daß<lb/> „ſich Hr. Kl. ſo viel Muͤhe giebt, es zu unterſuchen,<lb/> „woher ſich alle haͤtten betriegen laſſen, dieſe Stelle<lb/> „nicht zu tadeln; daß er ſelbſt eine Gedankencita-<lb/> „tion von Vida anfuͤhret, wo dieſer wohl Therſites<lb/> „koͤnne im Sinne gehabt haben, und —— bei allem<lb/> nicht den Franzoſen, dem er, Hr. Kl. ſo manches<lb/> Maleranekdotchen, und zehen gegen Eins, auch die-<lb/> ſen ganzen Tadel ſchuldig iſt, den er ſo unerhoͤrt, ſo<lb/> weitlaͤuftig, ſo wichtig vorzeiget. Hr. Kl. wird doch<lb/> ſeinen Leibautor, wenn es auf Malergeſchichtchen<lb/> ankommt, den beruͤhmten d’<hi rendition="#fr">Argenſon</hi> <note place="foot" n="a)">Leben der Mahler Th. <hi rendition="#aq">I. p.</hi> 81. Eben der Tadel, nur<lb/> veraͤndert, iſt Voltaͤren und andern Franzoſen eigen,<lb/> und Hr. Leſſing hat zu verſchiednen malen die Sache<lb/> von der Seite des Drama in Beleuchtung genom-<lb/> men; ſ. Dramaturg. 1. und 2. Band hin und wieder.</note>, nicht ver-<lb/> kennen?</p><lb/> <p>Der Franzoſe ſagt bei Gelegenheit ſeines <hi rendition="#fr">Ju-<lb/> lius Romanus,</hi> und des laͤcherlichen Zwerges im<lb/> Gemaͤlde Konſtantins: „es iſt wahr, daß ſich eine<lb/> „ſolche laͤcherliche Figur zu einem ſo ernſthaften<lb/> „Gegenſtande gar nicht ſchicket; man muͤßte denn<lb/> „dieſen Maler mit dem Homer entſchuldigen wol-<lb/> „len, <hi rendition="#fr">der in der Jliade einen Vulkan, wor-<lb/> „uͤber die Goͤtter ſpotten, und einen von aller<lb/> „Welt verachteten Therſites</hi> anbringt, um den<lb/> „Helden ſeines Gedichts einen Contraſt zu geben.„<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0030]
Kritiſche Waͤlder.
„man alles zu ſeinem Tadel geſammlet, man nicht
„dieſen Ort angeklaget. Jch wundre mich, daß
„ſich Hr. Kl. ſo viel Muͤhe giebt, es zu unterſuchen,
„woher ſich alle haͤtten betriegen laſſen, dieſe Stelle
„nicht zu tadeln; daß er ſelbſt eine Gedankencita-
„tion von Vida anfuͤhret, wo dieſer wohl Therſites
„koͤnne im Sinne gehabt haben, und —— bei allem
nicht den Franzoſen, dem er, Hr. Kl. ſo manches
Maleranekdotchen, und zehen gegen Eins, auch die-
ſen ganzen Tadel ſchuldig iſt, den er ſo unerhoͤrt, ſo
weitlaͤuftig, ſo wichtig vorzeiget. Hr. Kl. wird doch
ſeinen Leibautor, wenn es auf Malergeſchichtchen
ankommt, den beruͤhmten d’Argenſon a), nicht ver-
kennen?
Der Franzoſe ſagt bei Gelegenheit ſeines Ju-
lius Romanus, und des laͤcherlichen Zwerges im
Gemaͤlde Konſtantins: „es iſt wahr, daß ſich eine
„ſolche laͤcherliche Figur zu einem ſo ernſthaften
„Gegenſtande gar nicht ſchicket; man muͤßte denn
„dieſen Maler mit dem Homer entſchuldigen wol-
„len, der in der Jliade einen Vulkan, wor-
„uͤber die Goͤtter ſpotten, und einen von aller
„Welt verachteten Therſites anbringt, um den
„Helden ſeines Gedichts einen Contraſt zu geben.„
Der
a) Leben der Mahler Th. I. p. 81. Eben der Tadel, nur
veraͤndert, iſt Voltaͤren und andern Franzoſen eigen,
und Hr. Leſſing hat zu verſchiednen malen die Sache
von der Seite des Drama in Beleuchtung genom-
men; ſ. Dramaturg. 1. und 2. Band hin und wieder.
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