Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Kritische Wälder. lich seyn, d. i. zum Lachen da stehen -- welchein Unterschied! Zweitens: die Würde der epischen Hauptper- Un-
Kritiſche Waͤlder. lich ſeyn, d. i. zum Lachen da ſtehen — welchein Unterſchied! Zweitens: die Wuͤrde der epiſchen Hauptper- Un-
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Kritiſche Waͤlder.
lich ſeyn, d. i. zum Lachen da ſtehen — welch
ein Unterſchied!
Zweitens: die Wuͤrde der epiſchen Hauptper-
ſon, gebuͤhrt die auch jeder Figur, die in der Epo-
pee auſtritt? Unmoͤglich! und eben bei keinen zwo-
en Perſonen muß dieſe Wuͤrde ganz gleich ſeyn. Ei-
nige muͤſſen, eben um die Wuͤrde epiſcher Helden ins
Licht zu ſetzen, mit ihnen kontraſtiren, und Unhel-
den ſeyn: Unkraut unter dem Weizen, und Sata-
ne um der Engel willen. Wenn es alſo Einen
Achilles geben kann, den Tapferſten der Maͤnner
vor Troja, wenn mit ihm tauſend Helden, die ſtuf-
fenweiſe an Tapferkeit herunter ſteigen; warum
nicht auch einen feigen Therſites. Wenn ſo viel
edle, ſchoͤne, wuͤrdige Seelen; warum nicht auch
eine, die haͤßlichſte unter allen, die vor Troja
gekommen waren? Dieſe, das Bild der Un-
edlen unter den Griechen, kann mit der gehoͤrigen
epiſchen Erhoͤhung ſo gut und zweckmaͤßig im Ge-
dichte erſcheinen, als unter den Griechen vor Troja
die Unedlen. Wenn in einem Trauerſpiele ſchon
nicht lauter Helden ſeyn muͤſſen; ſo konnte in der
weit groͤßern Welt von Menſchen, die Homer in
der Jliade ſchuff, auch ein Therſites ſeyn muͤſſen.
Wird ſeine Einwirkung mit den uͤbrigen Gewichten
der Jliade nur zuſammen gewogen: erſcheint er an
Orte und Stelle: nicht ohne Nutzen, mit Zwecke:
— vortrefflich! — Dies iſt der zweite verſaͤumte
Un-
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