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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Drittes Wäldchen.
Klotz ein -- -- Spötter sey. Will der Verf.
antworten: das Fehlerhafte, das Jrrige haben
ihm und seines Gleichen schon andre Theologen ge-
zeigt, worauf ich mich gleichsam mit einer stum-
men Anzeige berufen darf: o schön! die Richter
haben ihr Urtheil gesprochen, und wer sind die nun,
die sich auf der Straße hinzufinden, die dem Ver-
urtheilten nachrufen, nachspotten -- wer sind die?

Jn unserm Kritischen Jahrhunderte sollten wir
endlich einmal so weit seyn, auf eignem Boden und
nicht nach solchen fremden Postulaten zu urtheilen.
Alle Annehmenswürdigkeit der Kritik fällt weg,
wenn man, ohne Gründe und Beweise, mit einer
Schimpfsentenz losbricht, ohne daß man weiß, wo-
her und wo hieher? Solche Fußung auf fremde
Machtsprüche, mit einem Machtstreiche begleitet,
sind immer Vorboten vom Verfalle der Litteratur
gewesen: und zu unsrer Zeit ist dies ja der Lieb-
lingston dieser und jener Zeitungen und Journäle.
So bekommt mancher ehrliche Mann einen Ban-
ditenstich, wo er sichs am wenigsten versah.

Ferner: Der schöne, reinlateinische Styl ist
bei Hr. Klotz so nahe mit dem Herzen seiner Littera-
tur verwandt, daß er an mehr als einem Orte die
dogmatische Barbarei der Theologen, aus ihres
Königs theologia positiva, oder Neumanns apho-
rismis
sich sehr vornehm leid seyn läßt. Mich
dauert der manchmal unnöthig verflogne Seufzer.

Bar-
K 5

Drittes Waͤldchen.
Klotz ein — — Spoͤtter ſey. Will der Verf.
antworten: das Fehlerhafte, das Jrrige haben
ihm und ſeines Gleichen ſchon andre Theologen ge-
zeigt, worauf ich mich gleichſam mit einer ſtum-
men Anzeige berufen darf: o ſchoͤn! die Richter
haben ihr Urtheil geſprochen, und wer ſind die nun,
die ſich auf der Straße hinzufinden, die dem Ver-
urtheilten nachrufen, nachſpotten — wer ſind die?

Jn unſerm Kritiſchen Jahrhunderte ſollten wir
endlich einmal ſo weit ſeyn, auf eignem Boden und
nicht nach ſolchen fremden Poſtulaten zu urtheilen.
Alle Annehmenswuͤrdigkeit der Kritik faͤllt weg,
wenn man, ohne Gruͤnde und Beweiſe, mit einer
Schimpfſentenz losbricht, ohne daß man weiß, wo-
her und wo hieher? Solche Fußung auf fremde
Machtſpruͤche, mit einem Machtſtreiche begleitet,
ſind immer Vorboten vom Verfalle der Litteratur
geweſen: und zu unſrer Zeit iſt dies ja der Lieb-
lingston dieſer und jener Zeitungen und Journaͤle.
So bekommt mancher ehrliche Mann einen Ban-
ditenſtich, wo er ſichs am wenigſten verſah.

Ferner: Der ſchoͤne, reinlateiniſche Styl iſt
bei Hr. Klotz ſo nahe mit dem Herzen ſeiner Littera-
tur verwandt, daß er an mehr als einem Orte die
dogmatiſche Barbarei der Theologen, aus ihres
Koͤnigs theologia poſitiva, oder Neumanns apho-
riſmis
ſich ſehr vornehm leid ſeyn laͤßt. Mich
dauert der manchmal unnoͤthig verflogne Seufzer.

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[153/0159] Drittes Waͤldchen. Klotz ein — — Spoͤtter ſey. Will der Verf. antworten: das Fehlerhafte, das Jrrige haben ihm und ſeines Gleichen ſchon andre Theologen ge- zeigt, worauf ich mich gleichſam mit einer ſtum- men Anzeige berufen darf: o ſchoͤn! die Richter haben ihr Urtheil geſprochen, und wer ſind die nun, die ſich auf der Straße hinzufinden, die dem Ver- urtheilten nachrufen, nachſpotten — wer ſind die? Jn unſerm Kritiſchen Jahrhunderte ſollten wir endlich einmal ſo weit ſeyn, auf eignem Boden und nicht nach ſolchen fremden Poſtulaten zu urtheilen. Alle Annehmenswuͤrdigkeit der Kritik faͤllt weg, wenn man, ohne Gruͤnde und Beweiſe, mit einer Schimpfſentenz losbricht, ohne daß man weiß, wo- her und wo hieher? Solche Fußung auf fremde Machtſpruͤche, mit einem Machtſtreiche begleitet, ſind immer Vorboten vom Verfalle der Litteratur geweſen: und zu unſrer Zeit iſt dies ja der Lieb- lingston dieſer und jener Zeitungen und Journaͤle. So bekommt mancher ehrliche Mann einen Ban- ditenſtich, wo er ſichs am wenigſten verſah. Ferner: Der ſchoͤne, reinlateiniſche Styl iſt bei Hr. Klotz ſo nahe mit dem Herzen ſeiner Littera- tur verwandt, daß er an mehr als einem Orte die dogmatiſche Barbarei der Theologen, aus ihres Koͤnigs theologia poſitiva, oder Neumanns apho- riſmis ſich ſehr vornehm leid ſeyn laͤßt. Mich dauert der manchmal unnoͤthig verflogne Seufzer. Bar- K 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/159>, abgerufen am 04.12.2024.