Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. allweite Herrschaft, ihre Abstammuug von derZankgöttinn, ihr Regiment über die Theologen, Juristen und Poeten, ihre Nutzbarkeit zu Zän- kereyen und Erfindung neuer Wörter, ihre An- nehmlichkeit und Unsterblichkeit -- so fein und langweilig ausgezischt, daß ich nicht weiß, was ich erst fragen soll? ob nach der Gründlichkeit der Materie, oder der Neuheit der Jronie, oder der Bestimmtheit des Spottes, oder der Kürze in Wendungen -- wornach zuerst? Hr. Kl. geruhet, die ganze Metaphysik, ohne Einschränkung und Bestimmung, ihrem Wesen und Nutzen, und nicht ihrem Misbrauche nach, ohne Reim und Ur- sache, schaal und matt auszuzischen -- O des Phi- losophischen Satyrs im achtzehnten Jahrhundert. Gegen die scientifische Methode, und gegen die schon a) Opusc. var. argum. und Ueber das Stud. des
Alth. u. s. w. Kritiſche Waͤlder. allweite Herrſchaft, ihre Abſtammuug von derZankgoͤttinn, ihr Regiment uͤber die Theologen, Juriſten und Poeten, ihre Nutzbarkeit zu Zaͤn- kereyen und Erfindung neuer Woͤrter, ihre An- nehmlichkeit und Unſterblichkeit — ſo fein und langweilig ausgeziſcht, daß ich nicht weiß, was ich erſt fragen ſoll? ob nach der Gruͤndlichkeit der Materie, oder der Neuheit der Jronie, oder der Beſtimmtheit des Spottes, oder der Kuͤrze in Wendungen — wornach zuerſt? Hr. Kl. geruhet, die ganze Metaphyſik, ohne Einſchraͤnkung und Beſtimmung, ihrem Weſen und Nutzen, und nicht ihrem Misbrauche nach, ohne Reim und Ur- ſache, ſchaal und matt auszuziſchen — O des Phi- loſophiſchen Satyrs im achtzehnten Jahrhundert. Gegen die ſcientifiſche Methode, und gegen die ſchon a) Opuſc. var. argum. und Ueber das Stud. des
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Kritiſche Waͤlder.
allweite Herrſchaft, ihre Abſtammuug von der
Zankgoͤttinn, ihr Regiment uͤber die Theologen,
Juriſten und Poeten, ihre Nutzbarkeit zu Zaͤn-
kereyen und Erfindung neuer Woͤrter, ihre An-
nehmlichkeit und Unſterblichkeit — ſo fein und
langweilig ausgeziſcht, daß ich nicht weiß, was
ich erſt fragen ſoll? ob nach der Gruͤndlichkeit der
Materie, oder der Neuheit der Jronie, oder der
Beſtimmtheit des Spottes, oder der Kuͤrze in
Wendungen — wornach zuerſt? Hr. Kl. geruhet,
die ganze Metaphyſik, ohne Einſchraͤnkung und
Beſtimmung, ihrem Weſen und Nutzen, und
nicht ihrem Misbrauche nach, ohne Reim und Ur-
ſache, ſchaal und matt auszuziſchen — O des Phi-
loſophiſchen Satyrs im achtzehnten Jahrhundert.
Gegen die ſcientifiſche Methode, und gegen die
ſyſtematiſche Philoſophie und gegen die barbari-
ſchen Kunſtwoͤrter der Philoſophie hat Hr. Kl. einen
magern, wiederholten Spott ſich ſo zur Falte eines
verrunzelten Geiſtes werden laſſen a), daß er auf
dieſer Saite ſehr gerne leiert. So tief wie Cicero,
und ſo ſyſtematiſch wie Montagne, ſollen unſre Phi-
loſophen philoſophiren; ſie ſollen die metaphyſiſche
Grundlage, die Polybius und Tacitus geliefert,
weiter ausbauen: ſie ſollen ſo genau und beſtimmt
wie Baco ſprechen, und Montesquieu, wie wir
ſchon
a) Opuſc. var. argum. und Ueber das Stud. des
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