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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Drittes Wäldchen.
darüber durch eine bündige Citation Jhm überlassen
hätten. Ueberhaupt gehört hinter jede leidliche
Anmerkung ein fremder Name, und wo er nicht
steht, wollte ich ihn zuschreiben. Zu diesem Münz-
büchlein wenigstens dörfte ich nicht eben lange nach-
suchen: denn was Plato zum Antimachus sagte:
würde ich hier zu Addison sagen können: hic mihi
instar omnium!
und Addison, welch ein guter
Tröster!

Da nun Hr. Kl. als Critikus über den Ge-
schmack gesammter Völker und Zeiten urtheilen;
als Sammler Belesenheit zeigen: als ein Schrift-
steller
von sittlich feinem Geschmacke schön schreiben:
als ein Ehrenmann hofmäßig sprechen: als ein
Gefühlvoller Freund, Dankbarkeit und Ergebenst
bezeugen: und bei allen als Magister der freien
Künste zuweilen noch eine kleine lustige Schnurre
anbringen will; so denke man sich in diesem Gemi-
sche den würdigen Ton eines Lehrers über die Ge-
schichte der Kunst, den wir an Winkelmann so tief
bewundern. Man vergleiche diesen artigen Bei-
trag mit des andern seiner Geschichte, und siehe da!
Winkelmann in klein Octav! -- Verzogne Anprei-
sungen des guten Geschmacks wechseln mit sittlich-
feinen Artigkeiten, mit spaashaften Anekdoten, mit
herzlichschönen Complimenten an seine Freunde und
Gönner ab: bald spricht ein Kunstrichter von rich-
"tigem Geschmacke, Du Bos, bald der unsterb-

"liche
B 3

Drittes Waͤldchen.
daruͤber durch eine buͤndige Citation Jhm uͤberlaſſen
haͤtten. Ueberhaupt gehoͤrt hinter jede leidliche
Anmerkung ein fremder Name, und wo er nicht
ſteht, wollte ich ihn zuſchreiben. Zu dieſem Muͤnz-
buͤchlein wenigſtens doͤrfte ich nicht eben lange nach-
ſuchen: denn was Plato zum Antimachus ſagte:
wuͤrde ich hier zu Addiſon ſagen koͤnnen: hic mihi
inſtar omnium!
und Addiſon, welch ein guter
Troͤſter!

Da nun Hr. Kl. als Critikus uͤber den Ge-
ſchmack geſammter Voͤlker und Zeiten urtheilen;
als Sammler Beleſenheit zeigen: als ein Schrift-
ſteller
von ſittlich feinem Geſchmacke ſchoͤn ſchreiben:
als ein Ehrenmann hofmaͤßig ſprechen: als ein
Gefuͤhlvoller Freund, Dankbarkeit und Ergebenſt
bezeugen: und bei allen als Magiſter der freien
Kuͤnſte zuweilen noch eine kleine luſtige Schnurre
anbringen will; ſo denke man ſich in dieſem Gemi-
ſche den wuͤrdigen Ton eines Lehrers uͤber die Ge-
ſchichte der Kunſt, den wir an Winkelmann ſo tief
bewundern. Man vergleiche dieſen artigen Bei-
trag mit des andern ſeiner Geſchichte, und ſiehe da!
Winkelmann in klein Octav! — Verzogne Anprei-
ſungen des guten Geſchmacks wechſeln mit ſittlich-
feinen Artigkeiten, mit ſpaashaften Anekdoten, mit
herzlichſchoͤnen Complimenten an ſeine Freunde und
Goͤnner ab: bald ſpricht ein Kunſtrichter von rich-
„tigem Geſchmacke, Du Bos, bald der unſterb-

„liche
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[21/0027] Drittes Waͤldchen. daruͤber durch eine buͤndige Citation Jhm uͤberlaſſen haͤtten. Ueberhaupt gehoͤrt hinter jede leidliche Anmerkung ein fremder Name, und wo er nicht ſteht, wollte ich ihn zuſchreiben. Zu dieſem Muͤnz- buͤchlein wenigſtens doͤrfte ich nicht eben lange nach- ſuchen: denn was Plato zum Antimachus ſagte: wuͤrde ich hier zu Addiſon ſagen koͤnnen: hic mihi inſtar omnium! und Addiſon, welch ein guter Troͤſter! Da nun Hr. Kl. als Critikus uͤber den Ge- ſchmack geſammter Voͤlker und Zeiten urtheilen; als Sammler Beleſenheit zeigen: als ein Schrift- ſteller von ſittlich feinem Geſchmacke ſchoͤn ſchreiben: als ein Ehrenmann hofmaͤßig ſprechen: als ein Gefuͤhlvoller Freund, Dankbarkeit und Ergebenſt bezeugen: und bei allen als Magiſter der freien Kuͤnſte zuweilen noch eine kleine luſtige Schnurre anbringen will; ſo denke man ſich in dieſem Gemi- ſche den wuͤrdigen Ton eines Lehrers uͤber die Ge- ſchichte der Kunſt, den wir an Winkelmann ſo tief bewundern. Man vergleiche dieſen artigen Bei- trag mit des andern ſeiner Geſchichte, und ſiehe da! Winkelmann in klein Octav! — Verzogne Anprei- ſungen des guten Geſchmacks wechſeln mit ſittlich- feinen Artigkeiten, mit ſpaashaften Anekdoten, mit herzlichſchoͤnen Complimenten an ſeine Freunde und Goͤnner ab: bald ſpricht ein Kunſtrichter von rich- „tigem Geſchmacke, Du Bos, bald der unſterb- „liche B 3

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/27>, abgerufen am 21.11.2024.