Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767."Sprachen vorgetragen worden, in der ei- Geist
„Sprachen vorgetragen worden, in der ei- Geiſt
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„Sprachen vorgetragen worden, in der ei-
„nen ſich klaͤrer, netter und uͤberzeugender
„dar, als in der andern?)„ Ja! und Exem-
pel beſtaͤtigen dies allerdings. Eine tiefe
Philoſophiſche Materie kann ſich in der alten
reinen Lateiniſchen Sprache nicht ſo klar, ſo
nett, ſo uͤberzeugend ausdruͤcken, als in ei-
ner gewiſſen neuern Lateiniſchen Sprache,
die eben deswegen noch nicht Barbariſch iſt,
weil ſie von den Worten der Alten abgeht.
Jn den Schriften des Philoſophen Baumgar-
ten herrſcht ein gewiſſer aͤchter Roͤmiſcher
Geiſt, ſeine Blumen, die gleichſam ſelbſt aus
ſeiner Weltweisheit zu wachſen ſcheinen;
und nicht uͤber dieſelbe geſtreuet ſind: eine
ſo nachdruͤckliche Kuͤrze, daß jeder Gedanke
ſich ein Wort ſelbſt zu ſchaffen ſcheint: kurz
eine Sprache, die nicht netter und uͤberzeu-
gender und fuͤr den denkenden Leſer klaͤrer
ſeyn kann. Jch habe mich gezwungen, mir
dieſen Eigenſinn auszureden, weil andre ſie
eben fuͤr Barbariſch, oft ſpielend und dunkel
hielten: ich fieng an, ſie in das flieſſende
Latein der Schriften des Cicero zu uͤberſez-
zen, zu umſchreiben, zu verſchoͤnern; und der
Geiſt
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