Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.O so könnt ihr rasend machen, die ihr rasend singt -- Laßt uns, Brüder! trinken, singen, lachen! Da mein Lied den Becher schwingt! 3. Anakreon und Gleim. Zwei Vergleichungen sind mißlungen; aber dichte
O ſo koͤnnt ihr raſend machen, die ihr raſend ſingt — Laßt uns, Bruͤder! trinken, ſingen, lachen! Da mein Lied den Becher ſchwingt! 3. Anakreon und Gleim. Zwei Vergleichungen ſind mißlungen; aber dichte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0170" n="338"/> <lg type="poem"> <l>O ſo koͤnnt ihr raſend machen,</l><lb/> <l>die ihr raſend ſingt —</l><lb/> <l>Laßt uns, Bruͤder! trinken, ſingen, lachen!</l><lb/> <l>Da mein Lied den Becher ſchwingt!</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">3.</hi><lb/> Anakreon und Gleim.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">Z</hi>wei Vergleichungen ſind mißlungen; aber<lb/> der Tejiſche Saͤnger, milder und herab-<lb/> laſſender, macht mich kuͤhn, ihn mit unſerm<lb/><hi rendition="#fr">Anakreon,</hi> dem lieblichen <hi rendition="#fr">Gleim,</hi> zu ver-<lb/> gleichen. Wir haben mehr Anakreontiſche<lb/> Dichter, als ihn, wenn wir das Anakreontiſch<lb/> nennen, was von <hi rendition="#fr">Liebe</hi> und <hi rendition="#fr">Wein</hi> ſinget:<lb/> wenn wir aber das μελος des <hi rendition="#fr">Anakreons</hi><lb/> im Auge behalten, das meiſtens ein klein Ge-<lb/> maͤlde von <hi rendition="#fr">Liebe</hi> und <hi rendition="#fr">Schoͤnheit</hi> enthaͤlt:<lb/> ſo wird man gleich die Liebes - und Weinlie-<lb/> der des <hi rendition="#fr">Leßings, Weiße, Uz, Hagedorns</hi><lb/> und ſelbſt einige <hi rendition="#fr">Gleimiſche</hi> als eine beſon-<lb/> dere Claſſe Anakreontiſcher Gedichte anſehen.<lb/> Jch nehme alſo nur von Gleim ſeine zwo<lb/> erſte <hi rendition="#fr">Sammlungen,</hi> und die ſieben Ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dichte</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0170]
O ſo koͤnnt ihr raſend machen,
die ihr raſend ſingt —
Laßt uns, Bruͤder! trinken, ſingen, lachen!
Da mein Lied den Becher ſchwingt!
3.
Anakreon und Gleim.
Zwei Vergleichungen ſind mißlungen; aber
der Tejiſche Saͤnger, milder und herab-
laſſender, macht mich kuͤhn, ihn mit unſerm
Anakreon, dem lieblichen Gleim, zu ver-
gleichen. Wir haben mehr Anakreontiſche
Dichter, als ihn, wenn wir das Anakreontiſch
nennen, was von Liebe und Wein ſinget:
wenn wir aber das μελος des Anakreons
im Auge behalten, das meiſtens ein klein Ge-
maͤlde von Liebe und Schoͤnheit enthaͤlt:
ſo wird man gleich die Liebes - und Weinlie-
der des Leßings, Weiße, Uz, Hagedorns
und ſelbſt einige Gleimiſche als eine beſon-
dere Claſſe Anakreontiſcher Gedichte anſehen.
Jch nehme alſo nur von Gleim ſeine zwo
erſte Sammlungen, und die ſieben Ge-
dichte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |