Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

schweigt, um Hr. Cramers Methode zu be-
weisen: aber das weiß ich auch nicht, ob
wenn P. "noch ein zweites Wort gesprochen,
es ohnfehlbar von der Gottheit dieses Man-
nes würde gewesen seyn. *" Wie weiß das
der Kunstr. so ohnfehlbar? das ist immer
ein barmherziger Schluß: das würde er ge-
than haben, wenn er nicht unterbrochen wäre!
Daß P. so gewaltsam unterbrochen ** sey,
als wenn der Donner in unsre Kirche wäh-
rend einer Predigt schlägt, wird der nicht sa-
gen, der den Markt zu Athen auch nur als
Fremdling kennet, der die Worte im Griechi-
schen gelesen, und der da weiß, daß diese gan-
ze Rede sich eher einem Discours nahe. --
Beweisen kann Cramer eigentlich nichts für
sich; aber ihn hieraus widerlegen auch nicht,
und es wird lächerlich, wenn der Recens. sich
auf die neuen Götter + beruft, nach seiner
Uebersezzung. Auch der Jesus der Socinianer
ist doch mehr, als die daimonia der Athenien-
ser, die blos glaubten, P. wäre ein Bote
fremder Schutzgötter.
(xenon daimonion

katag-
* Th. 6. p. 359.
** p. 358.
+ p. 361.

ſchweigt, um Hr. Cramers Methode zu be-
weiſen: aber das weiß ich auch nicht, ob
wenn P. „noch ein zweites Wort geſprochen,
es ohnfehlbar von der Gottheit dieſes Man-
nes wuͤrde geweſen ſeyn. *„ Wie weiß das
der Kunſtr. ſo ohnfehlbar? das iſt immer
ein barmherziger Schluß: das wuͤrde er ge-
than haben, wenn er nicht unterbrochen waͤre!
Daß P. ſo gewaltſam unterbrochen ** ſey,
als wenn der Donner in unſre Kirche waͤh-
rend einer Predigt ſchlaͤgt, wird der nicht ſa-
gen, der den Markt zu Athen auch nur als
Fremdling kennet, der die Worte im Griechi-
ſchen geleſen, und der da weiß, daß dieſe gan-
ze Rede ſich eher einem Diſcours nahe. —
Beweiſen kann Cramer eigentlich nichts fuͤr
ſich; aber ihn hieraus widerlegen auch nicht,
und es wird laͤcherlich, wenn der Recenſ. ſich
auf die neuen Goͤtter beruft, nach ſeiner
Ueberſezzung. Auch der Jeſus der Socinianer
iſt doch mehr, als die δαιμονια der Athenien-
ſer, die blos glaubten, P. waͤre ein Bote
fremder Schutzgoͤtter.
(ξενων δαιμονιων

καταγ-
* Th. 6. p. 359.
** p. 358.
p. 361.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0310" n="302"/>
&#x017F;chweigt, um Hr. Cramers Methode zu be-<lb/>
wei&#x017F;en: aber das weiß ich auch nicht, ob<lb/>
wenn P. &#x201E;noch ein zweites Wort ge&#x017F;prochen,<lb/>
es <hi rendition="#fr">ohnfehlbar</hi> von der <hi rendition="#fr">Gottheit</hi> die&#x017F;es Man-<lb/>
nes wu&#x0364;rde gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. <note place="foot" n="*">Th. 6. p. 359.</note>&#x201E; Wie weiß das<lb/>
der Kun&#x017F;tr. &#x017F;o <hi rendition="#fr">ohnfehlbar?</hi> das i&#x017F;t immer<lb/>
ein barmherziger Schluß: das wu&#x0364;rde er ge-<lb/>
than haben, wenn er nicht unterbrochen wa&#x0364;re!<lb/>
Daß P. &#x017F;o gewalt&#x017F;am unterbrochen <note place="foot" n="**">p. 358.</note> &#x017F;ey,<lb/>
als wenn der Donner in un&#x017F;re Kirche wa&#x0364;h-<lb/>
rend einer Predigt &#x017F;chla&#x0364;gt, wird der nicht &#x017F;a-<lb/>
gen, der den Markt zu Athen auch nur als<lb/>
Fremdling kennet, der die Worte im Griechi-<lb/>
&#x017F;chen gele&#x017F;en, und der da weiß, daß die&#x017F;e gan-<lb/>
ze Rede &#x017F;ich eher einem <hi rendition="#fr">Di&#x017F;cours</hi> nahe. &#x2014;<lb/>
Bewei&#x017F;en kann Cramer eigentlich nichts fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich; aber ihn <hi rendition="#fr">hieraus</hi> widerlegen auch nicht,<lb/>
und es wird la&#x0364;cherlich, wenn der Recen&#x017F;. &#x017F;ich<lb/>
auf die <hi rendition="#fr">neuen Go&#x0364;tter</hi> <note place="foot" n="&#x2020;">p. 361.</note> beruft, nach &#x017F;einer<lb/>
Ueber&#x017F;ezzung. Auch der Je&#x017F;us der Socinianer<lb/>
i&#x017F;t doch mehr, als die &#x03B4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BD;&#x03B9;&#x03B1; der Athenien-<lb/>
&#x017F;er, die blos glaubten, P. wa&#x0364;re ein <hi rendition="#fr">Bote<lb/>
fremder Schutzgo&#x0364;tter.</hi> (&#x03BE;&#x03B5;&#x03BD;&#x03C9;&#x03BD; &#x03B4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BD;&#x03B9;&#x03C9;&#x03BD;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B3;-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0310] ſchweigt, um Hr. Cramers Methode zu be- weiſen: aber das weiß ich auch nicht, ob wenn P. „noch ein zweites Wort geſprochen, es ohnfehlbar von der Gottheit dieſes Man- nes wuͤrde geweſen ſeyn. *„ Wie weiß das der Kunſtr. ſo ohnfehlbar? das iſt immer ein barmherziger Schluß: das wuͤrde er ge- than haben, wenn er nicht unterbrochen waͤre! Daß P. ſo gewaltſam unterbrochen ** ſey, als wenn der Donner in unſre Kirche waͤh- rend einer Predigt ſchlaͤgt, wird der nicht ſa- gen, der den Markt zu Athen auch nur als Fremdling kennet, der die Worte im Griechi- ſchen geleſen, und der da weiß, daß dieſe gan- ze Rede ſich eher einem Diſcours nahe. — Beweiſen kann Cramer eigentlich nichts fuͤr ſich; aber ihn hieraus widerlegen auch nicht, und es wird laͤcherlich, wenn der Recenſ. ſich auf die neuen Goͤtter † beruft, nach ſeiner Ueberſezzung. Auch der Jeſus der Socinianer iſt doch mehr, als die δαιμονια der Athenien- ſer, die blos glaubten, P. waͤre ein Bote fremder Schutzgoͤtter. (ξενων δαιμονιων καταγ- * Th. 6. p. 359. ** p. 358. † p. 361.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/310
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/310>, abgerufen am 24.11.2024.