[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.Macedonier, da Griechenland starb! -- Jhre Einrichtungen gemeinschaftlicher Spiele und Nacheiferungen, immer mit kleinen Unter- schieden und Veränderungen, bey jedem klein- sten Erdstrich und Völkchen -- alles und zehn- fach mehr gab Griechenland eine Einheit und Mannichfaltigkeit, die auch hier das schönste Ganze machte. Kampf und Beyhülfe, Stre- ben und Mäßigen; die Kräfte des menschli- chen Geistes kamen ins schönste Eben- und Une- benmaaß -- Harmonie der griechischen Leyer! Aber daß nun nicht eben damit unsäglich Markt,
Macedonier, da Griechenland ſtarb! — Jhre Einrichtungen gemeinſchaftlicher Spiele und Nacheiferungen, immer mit kleinen Unter- ſchieden und Veraͤnderungen, bey jedem klein- ſten Erdſtrich und Voͤlkchen — alles und zehn- fach mehr gab Griechenland eine Einheit und Mannichfaltigkeit, die auch hier das ſchoͤnſte Ganze machte. Kampf und Beyhuͤlfe, Stre- ben und Maͤßigen; die Kraͤfte des menſchli- chen Geiſtes kamen ins ſchoͤnſte Eben- und Une- benmaaß — Harmonie der griechiſchen Leyer! Aber daß nun nicht eben damit unſaͤglich Markt,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="36"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#b">gegen die Perſer,</hi> und die Niederlage gegen <hi rendition="#b">den</hi><lb/> Macedonier, da Griechenland ſtarb! — Jhre<lb/><hi rendition="#b">Einrichtungen gemeinſchaftlicher Spiele und<lb/> Nacheiferungen,</hi> immer mit kleinen <hi rendition="#b">Unter-<lb/> ſchieden und Veraͤnderungen,</hi> bey jedem klein-<lb/> ſten Erdſtrich und Voͤlkchen — alles und zehn-<lb/> fach mehr gab Griechenland <hi rendition="#b">eine Einheit und<lb/> Mannichfaltigkeit,</hi> die auch hier das <hi rendition="#b">ſchoͤnſte<lb/> Ganze</hi> machte. <hi rendition="#b">Kampf</hi> und <hi rendition="#b">Beyhuͤlfe, Stre-<lb/> ben</hi> und <hi rendition="#b">Maͤßigen;</hi> die Kraͤfte des menſchli-<lb/> chen Geiſtes kamen ins ſchoͤnſte <hi rendition="#b">Eben- und Une-<lb/> benmaaß</hi> — Harmonie der griechiſchen Leyer!</p><lb/> <p>Aber daß nun nicht eben damit unſaͤglich<lb/> vieles von der alten fruͤhern <hi rendition="#b">Staͤrke</hi> und <hi rendition="#b">Nah-<lb/> rung</hi> verlohren gehen mußte, wer wollte das<lb/> laͤugnen? da den aͤgyptiſchen Hieroglyphen ihre<lb/><hi rendition="#b">ſchwere Huͤlle</hi> abgeſtreift ward, ſo kanns im-<lb/> mer ſeyn, daß auch ein <hi rendition="#b">gewiſſes Tiefe, Be-<lb/> deutungsvolle, Naturweiſe,</hi> was <hi rendition="#b">Charakter</hi><lb/> dieſer Nation war, damit uͤber See verduf-<lb/> tete: der Grieche behielt nichts als <hi rendition="#b">ſchoͤnes<lb/> Bild, Spielwerk, Augenweide</hi> — nennts<lb/> gegen jenes Schwerere wie ihr wollt; gnug <hi rendition="#b">er<lb/> wollte nur dies!</hi> Der Religion des Morgen-<lb/> landes ward ihr <hi rendition="#b">heiliger Schleyer</hi> genommen;<lb/> und natuͤrlich, da alles auf <hi rendition="#b">Theater</hi> und<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#b">Markt,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0040]
gegen die Perſer, und die Niederlage gegen den
Macedonier, da Griechenland ſtarb! — Jhre
Einrichtungen gemeinſchaftlicher Spiele und
Nacheiferungen, immer mit kleinen Unter-
ſchieden und Veraͤnderungen, bey jedem klein-
ſten Erdſtrich und Voͤlkchen — alles und zehn-
fach mehr gab Griechenland eine Einheit und
Mannichfaltigkeit, die auch hier das ſchoͤnſte
Ganze machte. Kampf und Beyhuͤlfe, Stre-
ben und Maͤßigen; die Kraͤfte des menſchli-
chen Geiſtes kamen ins ſchoͤnſte Eben- und Une-
benmaaß — Harmonie der griechiſchen Leyer!
Aber daß nun nicht eben damit unſaͤglich
vieles von der alten fruͤhern Staͤrke und Nah-
rung verlohren gehen mußte, wer wollte das
laͤugnen? da den aͤgyptiſchen Hieroglyphen ihre
ſchwere Huͤlle abgeſtreift ward, ſo kanns im-
mer ſeyn, daß auch ein gewiſſes Tiefe, Be-
deutungsvolle, Naturweiſe, was Charakter
dieſer Nation war, damit uͤber See verduf-
tete: der Grieche behielt nichts als ſchoͤnes
Bild, Spielwerk, Augenweide — nennts
gegen jenes Schwerere wie ihr wollt; gnug er
wollte nur dies! Der Religion des Morgen-
landes ward ihr heiliger Schleyer genommen;
und natuͤrlich, da alles auf Theater und
Markt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |