[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.beyden blos: Allerdings! Allerdings hatte er andre, Nebenzüge, die sich aus dem, was ich gesagt oder nicht gesagt, von selbst verste- hen, die ich, und vielleicht andre mit mir, denen seine Geschichte vorschwebt in dem Worte schon anerkennen, und noch lieber, daß er weit andres haben können -- auf anderm Ort, zu der Zeit, mit dem Fortschritte der Bildung unter den andern Umständen -- warum da nicht Leonidas, Cäsar und Abra- ham ein artiger Mann unsers Jahrhun- derts? Seyn können: aber wars nicht: darü- ber frage die Geschichte: davon ist die Rede. So mache ich mich ebenfalls auf kleinfü- blicke
beyden blos: Allerdings! Allerdings hatte er andre, Nebenzuͤge, die ſich aus dem, was ich geſagt oder nicht geſagt, von ſelbſt verſte- hen, die ich, und vielleicht andre mit mir, denen ſeine Geſchichte vorſchwebt in dem Worte ſchon anerkennen, und noch lieber, daß er weit andres haben koͤnnen — auf anderm Ort, zu der Zeit, mit dem Fortſchritte der Bildung unter den andern Umſtaͤnden — warum da nicht Leonidas, Caͤſar und Abra- ham ein artiger Mann unſers Jahrhun- derts? Seyn koͤnnen: aber wars nicht: daruͤ- ber frage die Geſchichte: davon iſt die Rede. So mache ich mich ebenfalls auf kleinfuͤ- blicke
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0051" n="47"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> „andre gehabt? haben koͤnnen?„ ich ſage zu<lb/> beyden blos: <hi rendition="#b">Allerdings!</hi> Allerdings hatte er<lb/> andre, <hi rendition="#b">Nebenzuͤge,</hi> die ſich aus dem, was<lb/> ich geſagt oder nicht geſagt, von ſelbſt verſte-<lb/> hen, die ich, und vielleicht andre mit mir,<lb/> denen ſeine Geſchichte vorſchwebt in dem Worte<lb/> ſchon anerkennen, und noch lieber, daß er<lb/> weit andres haben <hi rendition="#b">koͤnnen</hi> — auf <hi rendition="#b">anderm</hi><lb/> Ort, zu <hi rendition="#b">der</hi> Zeit, mit dem <hi rendition="#b">Fortſchritte</hi> der<lb/> Bildung unter den <hi rendition="#b">andern Umſtaͤnden</hi> —<lb/> warum da nicht <hi rendition="#b">Leonidas, Caͤſar</hi> und <hi rendition="#b">Abra-<lb/> ham</hi> ein <hi rendition="#b">artiger Mann unſers Jahrhun-<lb/> derts?</hi> Seyn koͤnnen: aber wars nicht: daruͤ-<lb/> ber frage die <hi rendition="#b">Geſchichte: davon iſt die Rede.</hi></p><lb/> <p>So mache ich mich ebenfalls auf kleinfuͤ-<lb/> gige Widerſpruͤche gefaßt, aus dem <hi rendition="#b">großen<lb/> Detail</hi> von Voͤlkern und Zeiten. Daß kein<lb/> Volk <hi rendition="#b">lange</hi> geblieben und bleiben konnte was<lb/> es war, daß <hi rendition="#b">Jedes,</hi> wie jede <hi rendition="#b">Kunſt</hi> und <hi rendition="#b">Wiſſen-<lb/> ſchaft</hi> und was in der Welt nicht? <hi rendition="#b">ſeine Perio-<lb/> de des Wachsthums,</hi> der <hi rendition="#b">Bluͤthe</hi> und der<lb/><hi rendition="#b">Abnahme</hi> gehabt; daß jedwede dieſer Veraͤn-<lb/> derungen nur das <hi rendition="#b">Minimum von Zeit</hi> ge-<lb/> dauert, was ihr auf dem Rade des menſchli-<lb/> chen Schickſals gegeben werden konnte —<lb/><hi rendition="#b">daß endlich in der Welt keine zwey Augen-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#b">blicke</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0051]
„andre gehabt? haben koͤnnen?„ ich ſage zu
beyden blos: Allerdings! Allerdings hatte er
andre, Nebenzuͤge, die ſich aus dem, was
ich geſagt oder nicht geſagt, von ſelbſt verſte-
hen, die ich, und vielleicht andre mit mir,
denen ſeine Geſchichte vorſchwebt in dem Worte
ſchon anerkennen, und noch lieber, daß er
weit andres haben koͤnnen — auf anderm
Ort, zu der Zeit, mit dem Fortſchritte der
Bildung unter den andern Umſtaͤnden —
warum da nicht Leonidas, Caͤſar und Abra-
ham ein artiger Mann unſers Jahrhun-
derts? Seyn koͤnnen: aber wars nicht: daruͤ-
ber frage die Geſchichte: davon iſt die Rede.
So mache ich mich ebenfalls auf kleinfuͤ-
gige Widerſpruͤche gefaßt, aus dem großen
Detail von Voͤlkern und Zeiten. Daß kein
Volk lange geblieben und bleiben konnte was
es war, daß Jedes, wie jede Kunſt und Wiſſen-
ſchaft und was in der Welt nicht? ſeine Perio-
de des Wachsthums, der Bluͤthe und der
Abnahme gehabt; daß jedwede dieſer Veraͤn-
derungen nur das Minimum von Zeit ge-
dauert, was ihr auf dem Rade des menſchli-
chen Schickſals gegeben werden konnte —
daß endlich in der Welt keine zwey Augen-
blicke
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |