[Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778."angesehen, aber auch alsdenn war er nicht wenig "betrach-
„angeſehen, aber auch alsdenn war er nicht wenig „betrach-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="8"/> „angeſehen, aber auch alsdenn war er nicht wenig<lb/> „erſtaunt, daß ſich die Gemaͤlde nicht anfuͤhlten,<lb/> „wie ſie ausſahen, daß die Theile, welche durch<lb/> „Licht und Schatten rauh und uneben ausſahen,<lb/> „ſich glatt wie die uͤbrigen anfuͤhlen ließen. Er<lb/> „fragte: welcher von beiden Sinnen der Betruͤger<lb/> „ſei, ob das Geſicht oder das Gefuͤhl? — Man<lb/> „zeigte ihm ſeines Vaters Bild in einem Uhr-<lb/> „gehaͤnge, und fragte ihn, was es ſei? Er<lb/> „erkannte eine Aehnlichkeit, wunderte ſich aber<lb/> „ungemein, daß ſich ein großes Geſicht in einem<lb/> „kleinen Raum vorſtellen ließe, welches ihm ſo<lb/> „unmoͤglich wuͤrde geſchienen haben, als einen<lb/> „Scheffel in eine Metze zu bringen. — Erſt<lb/> „konnte er gar nicht viel Licht vertragen, und hielt<lb/> „Alles, was er ſah, fuͤr ſehr groß; als er aber<lb/> „groͤßere Sachen ſah, hielt er die vorhin geſe-<lb/> „henen fuͤr kleiner, und konnte ſich keine Linien,<lb/> „außer den Grenzen, die er ſah, vorſtellen. Er<lb/> „ſagte: daß das Zimmer, in dem er ſich befinde,<lb/> „ein Theil des Hauſes ſei, wiſſe er wohl; aber<lb/> „er konnte nicht begreifen, daß das Haus groͤßer<lb/> „ausſehe, als das Zimmer. — Er kannte von<lb/> „keiner Sache die Geſtalt, er unterſchled auch<lb/> „keine Sache von der andern, ſie mochte noch ſo<lb/> „verſchiedne Geſtalt und Groͤße haben; ſondern,<lb/> „wenn man ihm ſagte, was das fuͤr Sachen ſeyn,<lb/> „die er zuvor durchs Gefuͤhl gekannt hatte: ſo<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„betrach-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0011]
„angeſehen, aber auch alsdenn war er nicht wenig
„erſtaunt, daß ſich die Gemaͤlde nicht anfuͤhlten,
„wie ſie ausſahen, daß die Theile, welche durch
„Licht und Schatten rauh und uneben ausſahen,
„ſich glatt wie die uͤbrigen anfuͤhlen ließen. Er
„fragte: welcher von beiden Sinnen der Betruͤger
„ſei, ob das Geſicht oder das Gefuͤhl? — Man
„zeigte ihm ſeines Vaters Bild in einem Uhr-
„gehaͤnge, und fragte ihn, was es ſei? Er
„erkannte eine Aehnlichkeit, wunderte ſich aber
„ungemein, daß ſich ein großes Geſicht in einem
„kleinen Raum vorſtellen ließe, welches ihm ſo
„unmoͤglich wuͤrde geſchienen haben, als einen
„Scheffel in eine Metze zu bringen. — Erſt
„konnte er gar nicht viel Licht vertragen, und hielt
„Alles, was er ſah, fuͤr ſehr groß; als er aber
„groͤßere Sachen ſah, hielt er die vorhin geſe-
„henen fuͤr kleiner, und konnte ſich keine Linien,
„außer den Grenzen, die er ſah, vorſtellen. Er
„ſagte: daß das Zimmer, in dem er ſich befinde,
„ein Theil des Hauſes ſei, wiſſe er wohl; aber
„er konnte nicht begreifen, daß das Haus groͤßer
„ausſehe, als das Zimmer. — Er kannte von
„keiner Sache die Geſtalt, er unterſchled auch
„keine Sache von der andern, ſie mochte noch ſo
„verſchiedne Geſtalt und Groͤße haben; ſondern,
„wenn man ihm ſagte, was das fuͤr Sachen ſeyn,
„die er zuvor durchs Gefuͤhl gekannt hatte: ſo
„betrach-
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