Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.Auf Grund obiger Hypothese kommen wir, wie das Folgende Wir haben unsere Sinnesempfindungen so ausgiebig benützt, §. 28. Ableitung einiger Folgesätze. In meiner vierten Mittheilung war ich durch eine von jeder Wenden wir hierauf die im vorigen Paragraphen aufgestellte Auf Grund obiger Hypothese kommen wir, wie das Folgende Wir haben unsere Sinnesempfindungen so ausgiebig benützt, §. 28. Ableitung einiger Folgesätze. In meiner vierten Mittheilung war ich durch eine von jeder Wenden wir hierauf die im vorigen Paragraphen aufgestellte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0088" n="80"/> <p>Auf Grund obiger Hypothese kommen wir, wie das Folgende<lb/> lehren wird, zu einer ganzen Reihe von Sätzen über Ermüdung,<lb/> Erregbarkeit und Stoffwechsel der Sehsubstanz, welche mit ge-<lb/> wissen Sätzen der allgemeinen Nervenphysiologie in Einklang<lb/> stehen; wir gelangen aber auch dazu, diesen Sätzen zum Theil<lb/> einen schärferen Ausdruck zu geben, sowie gewisse neue Sätze, die<lb/> sich als Consequenz unserer Hypothese ergeben, auch an anderen<lb/> erregbaren Substanzen zu prüfen, kurzum es erschließt sich ein<lb/> Weg zur Fortentwicklung der allgemeinen Nervenphysiologie,<lb/> weiterhin der Physiologie der „erregbaren“ Substanzen, und in<lb/> letzter Instanz der Lehre vom organischen Leben überhaupt.<lb/> Daß dieser Weg nicht unfruchtbar ist, hoffe ich in späteren Mit-<lb/> theilungen über verschiedene Capitel der Physiologie darzuthun.</p><lb/> <p>Wir haben unsere Sinnesempfindungen so ausgiebig benützt,<lb/> um unsere Außenwelt zu erkennen und sie uns dienstbar zu<lb/> machen, benützen wir sie nun auch, um das stoffliche Geschehen<lb/> unseres eigenen Körpers zu erforschen, <hi rendition="#g">indem wir mit<lb/> ihrer Hilfe zuvörderst das untersuchen, was wir<lb/> nicht, wie die Außendinge, nur mittelbar, sondern<lb/> unmittelbar empfinden, nämlich den Stoffwechsel<lb/> unseres Nervensystems</hi>.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 28.<lb/><hi rendition="#g">Ableitung einiger Folgesätze</hi>.</head><lb/> <p>In meiner vierten Mittheilung war ich durch eine von jeder<lb/> physikalischen oder physiologischen Voraussetzung unabhängige<lb/> Analyse der Gesichtsempfindungen zu dem Satze gelangt, daß<lb/> jede farblose Gesichtsempfindung bestimmt ist durch das Ver-<lb/> hältniß des in ihr merkbaren Schwarz zum gleichzeitig darin<lb/> merkbaren Weiß, und daß durch dieses Verhältniß die Qualität<lb/> (Helligkeit oder Dunkelheit) jeder schwarzweißen Empfindung<lb/> gegeben ist.</p><lb/> <p>Wenden wir hierauf die im vorigen Paragraphen aufgestellte<lb/> Hypothese an, so kommen wir zu dem weiteren Satze, <hi rendition="#g">daß<lb/> die Art</hi> (Helligkeit oder Dunkelheit) <hi rendition="#g">einer farblosen Ge-<lb/> sichtsempfindung bestimmt ist durch das Verhält-<lb/> niß, in welchem die Intensität oder Größe der Dis-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
Auf Grund obiger Hypothese kommen wir, wie das Folgende
lehren wird, zu einer ganzen Reihe von Sätzen über Ermüdung,
Erregbarkeit und Stoffwechsel der Sehsubstanz, welche mit ge-
wissen Sätzen der allgemeinen Nervenphysiologie in Einklang
stehen; wir gelangen aber auch dazu, diesen Sätzen zum Theil
einen schärferen Ausdruck zu geben, sowie gewisse neue Sätze, die
sich als Consequenz unserer Hypothese ergeben, auch an anderen
erregbaren Substanzen zu prüfen, kurzum es erschließt sich ein
Weg zur Fortentwicklung der allgemeinen Nervenphysiologie,
weiterhin der Physiologie der „erregbaren“ Substanzen, und in
letzter Instanz der Lehre vom organischen Leben überhaupt.
Daß dieser Weg nicht unfruchtbar ist, hoffe ich in späteren Mit-
theilungen über verschiedene Capitel der Physiologie darzuthun.
Wir haben unsere Sinnesempfindungen so ausgiebig benützt,
um unsere Außenwelt zu erkennen und sie uns dienstbar zu
machen, benützen wir sie nun auch, um das stoffliche Geschehen
unseres eigenen Körpers zu erforschen, indem wir mit
ihrer Hilfe zuvörderst das untersuchen, was wir
nicht, wie die Außendinge, nur mittelbar, sondern
unmittelbar empfinden, nämlich den Stoffwechsel
unseres Nervensystems.
§. 28.
Ableitung einiger Folgesätze.
In meiner vierten Mittheilung war ich durch eine von jeder
physikalischen oder physiologischen Voraussetzung unabhängige
Analyse der Gesichtsempfindungen zu dem Satze gelangt, daß
jede farblose Gesichtsempfindung bestimmt ist durch das Ver-
hältniß des in ihr merkbaren Schwarz zum gleichzeitig darin
merkbaren Weiß, und daß durch dieses Verhältniß die Qualität
(Helligkeit oder Dunkelheit) jeder schwarzweißen Empfindung
gegeben ist.
Wenden wir hierauf die im vorigen Paragraphen aufgestellte
Hypothese an, so kommen wir zu dem weiteren Satze, daß
die Art (Helligkeit oder Dunkelheit) einer farblosen Ge-
sichtsempfindung bestimmt ist durch das Verhält-
niß, in welchem die Intensität oder Größe der Dis-
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