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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Ich sah im Hohepriesterkleide
Die Unvernunft,
Gleich Rohr zerbrechen ihre Eide
Die Henkerzunft;
Ich sah von schnöden Hunden
Der Freiheit Edelwild gejagt,
Und wusch ihm still die Wunden:
Ich hab's gewagt!
Dürft' ich an einer Marmorsäule
Ein Simson stehn,
In meiner Faust Heraklis Keule
Zum Schwunge drehn,
Wenn die Paläste brechen --
O Gott, was hast du mir's versagt? --
Zu den Despoten sprechen:
Ich hab's gewagt!
Ich ſah im Hoheprieſterkleide
Die Unvernunft,
Gleich Rohr zerbrechen ihre Eide
Die Henkerzunft;
Ich ſah von ſchnöden Hunden
Der Freiheit Edelwild gejagt,
Und wuſch ihm ſtill die Wunden:
Ich hab's gewagt!
Dürft' ich an einer Marmorſäule
Ein Simſon ſtehn,
In meiner Fauſt Heraklis Keule
Zum Schwunge drehn,
Wenn die Paläſte brechen —
O Gott, was haſt du mir's verſagt? —
Zu den Deſpoten ſprechen:
Ich hab's gewagt!
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[112/0118] Ich ſah im Hoheprieſterkleide Die Unvernunft, Gleich Rohr zerbrechen ihre Eide Die Henkerzunft; Ich ſah von ſchnöden Hunden Der Freiheit Edelwild gejagt, Und wuſch ihm ſtill die Wunden: Ich hab's gewagt! Dürft' ich an einer Marmorſäule Ein Simſon ſtehn, In meiner Fauſt Heraklis Keule Zum Schwunge drehn, Wenn die Paläſte brechen — O Gott, was haſt du mir's verſagt? — Zu den Deſpoten ſprechen: Ich hab's gewagt!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/118>, abgerufen am 22.12.2024.