[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.Gern sing' ich Abends zu dem Reigen, Vor Thronen spiel' ich niemals auf; Ich lernte Berge wohl ersteigen, Paläste komm' ich nicht hinauf; Indeß aus Moder, Sturz und Wettern Sein golden Loos sich Mancher zieht, Spiel' ich mit leichten Rosenblättern; Mein ganzer Reichthum ist mein Lied. Nach Dir, nach Dir steht mein Verlangen, O schönes Kind, o wärst Du mein! Doch Du willst Bänder, Du willst Spangen, Und ich soll dienen gehen? Nein! Ich will die Freiheit nicht verkaufen, Und wie ich die Paläste mied, Laß ich getrost die Liebe laufen; Mein ganzer Reichthum sei mein Lied. Gern ſing' ich Abends zu dem Reigen, Vor Thronen ſpiel' ich niemals auf; Ich lernte Berge wohl erſteigen, Paläſte komm' ich nicht hinauf; Indeß aus Moder, Sturz und Wettern Sein golden Loos ſich Mancher zieht, Spiel' ich mit leichten Roſenblättern; Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied. Nach Dir, nach Dir ſteht mein Verlangen, O ſchönes Kind, o wärſt Du mein! Doch Du willſt Bänder, Du willſt Spangen, Und ich ſoll dienen gehen? Nein! Ich will die Freiheit nicht verkaufen, Und wie ich die Paläſte mied, Laß ich getroſt die Liebe laufen; Mein ganzer Reichthum ſei mein Lied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0025" n="19"/> <lg n="4"> <l>Gern ſing' ich Abends zu dem Reigen,</l><lb/> <l>Vor Thronen ſpiel' ich niemals auf;</l><lb/> <l>Ich lernte Berge wohl erſteigen,</l><lb/> <l>Paläſte komm' ich nicht hinauf;</l><lb/> <l>Indeß aus Moder, Sturz und Wettern</l><lb/> <l>Sein golden Loos ſich Mancher zieht,</l><lb/> <l>Spiel' ich mit leichten Roſenblättern;</l><lb/> <l>Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Nach Dir, nach Dir ſteht mein Verlangen,</l><lb/> <l>O ſchönes Kind, o wärſt Du mein!</l><lb/> <l>Doch Du willſt Bänder, Du willſt Spangen,</l><lb/> <l>Und ich ſoll dienen gehen? Nein!</l><lb/> <l>Ich will die Freiheit nicht verkaufen,</l><lb/> <l>Und wie ich die Paläſte mied,</l><lb/> <l>Laß ich getroſt die Liebe laufen;</l><lb/> <l>Mein ganzer Reichthum ſei mein Lied.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
Gern ſing' ich Abends zu dem Reigen,
Vor Thronen ſpiel' ich niemals auf;
Ich lernte Berge wohl erſteigen,
Paläſte komm' ich nicht hinauf;
Indeß aus Moder, Sturz und Wettern
Sein golden Loos ſich Mancher zieht,
Spiel' ich mit leichten Roſenblättern;
Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.
Nach Dir, nach Dir ſteht mein Verlangen,
O ſchönes Kind, o wärſt Du mein!
Doch Du willſt Bänder, Du willſt Spangen,
Und ich ſoll dienen gehen? Nein!
Ich will die Freiheit nicht verkaufen,
Und wie ich die Paläſte mied,
Laß ich getroſt die Liebe laufen;
Mein ganzer Reichthum ſei mein Lied.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/25>, abgerufen am 16.07.2024. |