[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.Sie, die kein Wetter aus dem Schlafe rüttelt, Die Treibhauspflanzen, die ein Mädchen hegt, Indeß der Sturm die Brüder draußen schüttelt: Die Dichter haben nie dein Herz bewegt; Du lächelst ob der Demuth unsrer Alten, Und willst nur Zorn und kühner Worte Trutz; Zwar hinkt mein Vers, doch ist er ohne Falten, -- Nimm, deutsche Jugend, nimm mein Lied in Schutz! Gleich wie die Lerche grüßt den ersten Funken, Der aus dem Aug' des jungen Tages bricht: So macht ein Strahl von Hoffnung schon mich trunken, Ich brauch' die Sonne der Erfüllung nicht. "Es muß gescheh'n, und darum wird's geschehen!" Schriebst Du nicht also, mein geliebter Prutz? Kein Korn der Freiheit darf verloren gehen -- Nimm, deutsche Jugend, unser Lied in Schutz! Sie, die kein Wetter aus dem Schlafe rüttelt, Die Treibhauspflanzen, die ein Mädchen hegt, Indeß der Sturm die Brüder draußen ſchüttelt: Die Dichter haben nie dein Herz bewegt; Du lächelſt ob der Demuth unſrer Alten, Und willſt nur Zorn und kühner Worte Trutz; Zwar hinkt mein Vers, doch iſt er ohne Falten, — Nimm, deutſche Jugend, nimm mein Lied in Schutz! Gleich wie die Lerche grüßt den erſten Funken, Der aus dem Aug' des jungen Tages bricht: So macht ein Strahl von Hoffnung ſchon mich trunken, Ich brauch' die Sonne der Erfüllung nicht. „Es muß geſcheh'n, und darum wird's geſchehen!“ Schriebſt Du nicht alſo, mein geliebter Prutz? Kein Korn der Freiheit darf verloren gehen — Nimm, deutſche Jugend, unſer Lied in Schutz! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0013" n="3"/> <lg n="4"> <l>Sie, die kein Wetter aus dem Schlafe rüttelt,</l><lb/> <l>Die Treibhauspflanzen, die ein Mädchen hegt,</l><lb/> <l>Indeß der Sturm die Brüder draußen ſchüttelt:</l><lb/> <l><hi rendition="#b #g">Die</hi> Dichter haben nie dein Herz bewegt;</l><lb/> <l>Du lächelſt ob der Demuth unſrer Alten,</l><lb/> <l>Und willſt nur Zorn und kühner Worte Trutz;</l><lb/> <l>Zwar hinkt mein Vers, doch iſt er ohne <hi rendition="#g">Falten</hi>, —</l><lb/> <l>Nimm, deutſche Jugend, nimm mein Lied in Schutz!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Gleich wie die Lerche grüßt den erſten Funken,</l><lb/> <l>Der aus dem Aug' des jungen Tages bricht:</l><lb/> <l>So macht ein Strahl von Hoffnung ſchon mich trunken,</l><lb/> <l>Ich brauch' die Sonne der Erfüllung nicht.</l><lb/> <l>„Es <hi rendition="#b">muß</hi> geſcheh'n, und darum <hi rendition="#b">wird's</hi> geſchehen!“</l><lb/> <l>Schriebſt Du nicht alſo, mein geliebter Prutz?</l><lb/> <l>Kein Korn der Freiheit darf verloren gehen —</l><lb/> <l>Nimm, deutſche Jugend, unſer Lied in Schutz!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [3/0013]
Sie, die kein Wetter aus dem Schlafe rüttelt,
Die Treibhauspflanzen, die ein Mädchen hegt,
Indeß der Sturm die Brüder draußen ſchüttelt:
Die Dichter haben nie dein Herz bewegt;
Du lächelſt ob der Demuth unſrer Alten,
Und willſt nur Zorn und kühner Worte Trutz;
Zwar hinkt mein Vers, doch iſt er ohne Falten, —
Nimm, deutſche Jugend, nimm mein Lied in Schutz!
Gleich wie die Lerche grüßt den erſten Funken,
Der aus dem Aug' des jungen Tages bricht:
So macht ein Strahl von Hoffnung ſchon mich trunken,
Ich brauch' die Sonne der Erfüllung nicht.
„Es muß geſcheh'n, und darum wird's geſchehen!“
Schriebſt Du nicht alſo, mein geliebter Prutz?
Kein Korn der Freiheit darf verloren gehen —
Nimm, deutſche Jugend, unſer Lied in Schutz!
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