Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896.Früher war es nicht möglich. Jetzt ist es möglich. Noch Da ist es, Juden! Kein Märchen, kein Betrug! Jeder kann Nun könnte es scheinen, als wäre das eine langwierige Wenn die Jewish Company gebildet ist, wird diese Nachricht Und augenblicklich beginnt auch die Erleichterung. Aus Man wird in den Tempeln beten für das Gelingen des Aber zunächst muss es licht werden in den Köpfen. Der Und welcher Ruhm erwartet die selbstlosen Kämpfer für Darum glaube ich, dass ein Geschlecht wunderbarer Juden Früher war es nicht möglich. Jetzt ist es möglich. Noch Da ist es, Juden! Kein Märchen, kein Betrug! Jeder kann Nun könnte es scheinen, als wäre das eine langwierige Wenn die Jewish Company gebildet ist, wird diese Nachricht Und augenblicklich beginnt auch die Erleichterung. Aus Man wird in den Tempeln beten für das Gelingen des Aber zunächst muss es licht werden in den Köpfen. Der Und welcher Ruhm erwartet die selbstlosen Kämpfer für Darum glaube ich, dass ein Geschlecht wunderbarer Juden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0085"/> <p>Früher war es nicht möglich. Jetzt ist es möglich. Noch<lb/> vor hundert, vor fünfzig Jahren wäre es eine Schwärmerei gewesen,<lb/> Heute ist das Alles wirklich. Die Reichen, die einen genussvollen<lb/> Ueberblick über sämmtliche technischen Errungenschaften<lb/> haben, wissen sehr gut, was mit Geld alles gemacht<lb/> werden kann. Und so wird es zugehen: gerade die Armen und<lb/> Einfachen, die gar nicht ahnen, welche Gewalt über die Naturkräfte<lb/> der Mensch schon besitzt, werden die neue Botschaft am<lb/> stärksten glauben. Denn sie haben die Hoffnung auf das Gelobte<lb/> Land nicht verloren.<lb/></p> <p>Da ist es, Juden! Kein Märchen, kein Betrug! Jeder kann<lb/> sich davon überzeugen, denn Jeder trägt ein Stück vom Gelobten<lb/> Land hinüber: der in seinem Kopf, und der in seinen Armen,<lb/> und Jener in seinem erworbenen Gut.<lb/></p> <p>Nun könnte es scheinen, als wäre das eine langwierige<lb/> Sache. Auch im günstigsten Falle würde der Beginn der Staatsgründung<lb/> noch viele Jahre auf sich warten lassen. Inzwischen<lb/> werden die Juden auf tausend Punkten gehänselt, gekränkt, gescholten,<lb/> geprügelt, geplündert und erschlagen. Nein, wenn wir<lb/> auch nur beginnen, den Plan auszuführen, kommt der Antisemitismus<lb/> überall und sofort zum Stillstand. Denn es ist der Friedensschluss.<lb/></p> <p>Wenn die Jewish Company gebildet ist, wird diese Nachricht<lb/> in einem Tage nach den fernsten Punkten der Erde durch<lb/> den Blitz unserer Drähte hinausgetragen worden sein.<lb/></p> <p>Und augenblicklich beginnt auch die Erleichterung. Aus<lb/> den Mittelständen fliessen unsere überproducirten mittleren Intelligenzen,<lb/> fliessen ab in unsere ersten Organisationen, bilden<lb/> unsere ersten Techniker, Officiere, Professoren, Beamten, Juristen,<lb/> Aerzte. Und so geht die Sache weiter, eilig und doch ohne Erschütterung.<lb/></p> <p>Man wird in den Tempeln beten für das Gelingen des<lb/> Werkes. Aber in den Kirchen auch! Es ist die Lösung eines alten<lb/> Druckes, unter dem Alle litten.<lb/></p> <p>Aber zunächst muss es licht werden in den Köpfen. Der<lb/> Gedanke muss hinausfliegen bis in die letzten jammervollen<lb/> Nester, wo unsere Leute wohnen. Sie werden aufwachen aus<lb/> ihrem dumpfen Brüten. Denn in unser Aller Leben kommt ein<lb/> neuer Inhalt. Jeder braucht nur an sich selbst zu denken, und der<lb/> Zug wird schon ein gewaltiger.<lb/></p> <p>Und welcher Ruhm erwartet die selbstlosen Kämpfer für<lb/> die Sache!<lb/></p> <p>Darum glaube ich, dass ein Geschlecht wunderbarer Juden<lb/> aus der Erde wachsen wird. Die Makkabäer werden wieder auf-<lb/> stehen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
Früher war es nicht möglich. Jetzt ist es möglich. Noch
vor hundert, vor fünfzig Jahren wäre es eine Schwärmerei gewesen,
Heute ist das Alles wirklich. Die Reichen, die einen genussvollen
Ueberblick über sämmtliche technischen Errungenschaften
haben, wissen sehr gut, was mit Geld alles gemacht
werden kann. Und so wird es zugehen: gerade die Armen und
Einfachen, die gar nicht ahnen, welche Gewalt über die Naturkräfte
der Mensch schon besitzt, werden die neue Botschaft am
stärksten glauben. Denn sie haben die Hoffnung auf das Gelobte
Land nicht verloren.
Da ist es, Juden! Kein Märchen, kein Betrug! Jeder kann
sich davon überzeugen, denn Jeder trägt ein Stück vom Gelobten
Land hinüber: der in seinem Kopf, und der in seinen Armen,
und Jener in seinem erworbenen Gut.
Nun könnte es scheinen, als wäre das eine langwierige
Sache. Auch im günstigsten Falle würde der Beginn der Staatsgründung
noch viele Jahre auf sich warten lassen. Inzwischen
werden die Juden auf tausend Punkten gehänselt, gekränkt, gescholten,
geprügelt, geplündert und erschlagen. Nein, wenn wir
auch nur beginnen, den Plan auszuführen, kommt der Antisemitismus
überall und sofort zum Stillstand. Denn es ist der Friedensschluss.
Wenn die Jewish Company gebildet ist, wird diese Nachricht
in einem Tage nach den fernsten Punkten der Erde durch
den Blitz unserer Drähte hinausgetragen worden sein.
Und augenblicklich beginnt auch die Erleichterung. Aus
den Mittelständen fliessen unsere überproducirten mittleren Intelligenzen,
fliessen ab in unsere ersten Organisationen, bilden
unsere ersten Techniker, Officiere, Professoren, Beamten, Juristen,
Aerzte. Und so geht die Sache weiter, eilig und doch ohne Erschütterung.
Man wird in den Tempeln beten für das Gelingen des
Werkes. Aber in den Kirchen auch! Es ist die Lösung eines alten
Druckes, unter dem Alle litten.
Aber zunächst muss es licht werden in den Köpfen. Der
Gedanke muss hinausfliegen bis in die letzten jammervollen
Nester, wo unsere Leute wohnen. Sie werden aufwachen aus
ihrem dumpfen Brüten. Denn in unser Aller Leben kommt ein
neuer Inhalt. Jeder braucht nur an sich selbst zu denken, und der
Zug wird schon ein gewaltiger.
Und welcher Ruhm erwartet die selbstlosen Kämpfer für
die Sache!
Darum glaube ich, dass ein Geschlecht wunderbarer Juden
aus der Erde wachsen wird. Die Makkabäer werden wieder auf-
stehen.
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