Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

kauft, baar bezahlt, und das schöne neue Haus werde ja bald fertig sein. Er werde sich also im Orte niederlassen, und auf diese Weise werde es sich am sichersten ergeben, wie er zu beurtheilen sei.

In der letzten Bemerkung lag einiger Trost für Heinrich. -- Ganz recht, dachte er, wenn sein Haus fertig ist, muß sich aus dem Gebrauche, den er von selbigem machen wird, doch einiges Licht gewinnen lassen. Dieser Zeitpunkt konnte ohnedies nicht mehr fern sein. Williams, der das nicht unansehnliche Ackerland seines Gutes unter Mr. Leads' Oberaufsicht auf das Zweckmäßigste bewirthschaften ließ, wendete alle seine Aufmerksamkeit auf die Verzierung und behagliche Einrichtung seiner Villa. Eduard, als tüchtiger Zeichner, war ihm bei den sämmtlichen Zusammenkünften hiezu behülflich. Je näher die Beendigung der Arbeiten am Hause indeß bevorstand, je sichtbarer wurde eine Veränderung in Williams' ganzem Wesen. Er wurde heiterer, sanfter, milder. Einst saß er mit allen Zeichen einer weichen Rührung neben Eduard auf einer Bank in einer Anlage seines Gartens, das Wohngebäude im Angesichte. Dort, sprach er gerührt, werde ich im Schooße der Natur die Unbilden der Welt vergessen. Dort wird meinem späteren Alter zu Theil werden, was meiner Jugend nur zu fremd geblieben ist, -- Sammlung, Ruhe und Theilnahme geliebter Wesen. -- Aber wird die Furie, die meinen Fersen so lange gefolgt ist, auch wirklich

kauft, baar bezahlt, und das schöne neue Haus werde ja bald fertig sein. Er werde sich also im Orte niederlassen, und auf diese Weise werde es sich am sichersten ergeben, wie er zu beurtheilen sei.

In der letzten Bemerkung lag einiger Trost für Heinrich. — Ganz recht, dachte er, wenn sein Haus fertig ist, muß sich aus dem Gebrauche, den er von selbigem machen wird, doch einiges Licht gewinnen lassen. Dieser Zeitpunkt konnte ohnedies nicht mehr fern sein. Williams, der das nicht unansehnliche Ackerland seines Gutes unter Mr. Leads' Oberaufsicht auf das Zweckmäßigste bewirthschaften ließ, wendete alle seine Aufmerksamkeit auf die Verzierung und behagliche Einrichtung seiner Villa. Eduard, als tüchtiger Zeichner, war ihm bei den sämmtlichen Zusammenkünften hiezu behülflich. Je näher die Beendigung der Arbeiten am Hause indeß bevorstand, je sichtbarer wurde eine Veränderung in Williams' ganzem Wesen. Er wurde heiterer, sanfter, milder. Einst saß er mit allen Zeichen einer weichen Rührung neben Eduard auf einer Bank in einer Anlage seines Gartens, das Wohngebäude im Angesichte. Dort, sprach er gerührt, werde ich im Schooße der Natur die Unbilden der Welt vergessen. Dort wird meinem späteren Alter zu Theil werden, was meiner Jugend nur zu fremd geblieben ist, — Sammlung, Ruhe und Theilnahme geliebter Wesen. — Aber wird die Furie, die meinen Fersen so lange gefolgt ist, auch wirklich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0031"/>
kauft, baar bezahlt, und das schöne neue Haus werde ja bald fertig sein. Er werde                sich also im Orte niederlassen, und auf diese Weise werde es sich am sichersten                ergeben, wie er zu beurtheilen sei.</p><lb/>
        <p>In der letzten Bemerkung lag einiger Trost für Heinrich. &#x2014; Ganz recht, dachte er,                wenn sein Haus fertig ist, muß sich aus dem Gebrauche, den er von selbigem machen                wird, doch einiges Licht gewinnen lassen. Dieser Zeitpunkt konnte ohnedies nicht mehr                fern sein. Williams, der das nicht unansehnliche Ackerland seines Gutes unter Mr.                Leads' Oberaufsicht auf das Zweckmäßigste bewirthschaften ließ, wendete alle seine                Aufmerksamkeit auf die Verzierung und behagliche Einrichtung seiner Villa. Eduard,                als tüchtiger Zeichner, war ihm bei den sämmtlichen Zusammenkünften hiezu behülflich.                Je näher die Beendigung der Arbeiten am Hause indeß bevorstand, je sichtbarer wurde                eine Veränderung in Williams' ganzem Wesen. Er wurde heiterer, sanfter, milder. Einst                saß er mit allen Zeichen einer weichen Rührung neben Eduard auf einer Bank in einer                Anlage seines Gartens, das Wohngebäude im Angesichte. Dort, sprach er gerührt, werde                ich im Schooße der Natur die Unbilden der Welt vergessen. Dort wird meinem späteren                Alter zu Theil werden, was meiner Jugend nur zu fremd geblieben ist, &#x2014; Sammlung, Ruhe                und Theilnahme geliebter Wesen. &#x2014; Aber wird die Furie, die meinen Fersen so lange                gefolgt ist, auch wirklich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0031] kauft, baar bezahlt, und das schöne neue Haus werde ja bald fertig sein. Er werde sich also im Orte niederlassen, und auf diese Weise werde es sich am sichersten ergeben, wie er zu beurtheilen sei. In der letzten Bemerkung lag einiger Trost für Heinrich. — Ganz recht, dachte er, wenn sein Haus fertig ist, muß sich aus dem Gebrauche, den er von selbigem machen wird, doch einiges Licht gewinnen lassen. Dieser Zeitpunkt konnte ohnedies nicht mehr fern sein. Williams, der das nicht unansehnliche Ackerland seines Gutes unter Mr. Leads' Oberaufsicht auf das Zweckmäßigste bewirthschaften ließ, wendete alle seine Aufmerksamkeit auf die Verzierung und behagliche Einrichtung seiner Villa. Eduard, als tüchtiger Zeichner, war ihm bei den sämmtlichen Zusammenkünften hiezu behülflich. Je näher die Beendigung der Arbeiten am Hause indeß bevorstand, je sichtbarer wurde eine Veränderung in Williams' ganzem Wesen. Er wurde heiterer, sanfter, milder. Einst saß er mit allen Zeichen einer weichen Rührung neben Eduard auf einer Bank in einer Anlage seines Gartens, das Wohngebäude im Angesichte. Dort, sprach er gerührt, werde ich im Schooße der Natur die Unbilden der Welt vergessen. Dort wird meinem späteren Alter zu Theil werden, was meiner Jugend nur zu fremd geblieben ist, — Sammlung, Ruhe und Theilnahme geliebter Wesen. — Aber wird die Furie, die meinen Fersen so lange gefolgt ist, auch wirklich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/31
Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/31>, abgerufen am 23.11.2024.