Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.fügen, als das zeitliche Glück, welches sie machen sollte, für ihre Ansprüche ein sehr erhebliches war. Das Brautpaar wurde förmlich in der Dorfkirche aufgeboten: Master John Williams aus London mit der Jungfrau Elisabeth Leads, ohne weitere Bezeichnung des Ursprungs oder der Verhältnisse des Bräutigams. Es folgte so wenig ein Einspruch, als solcher erwartet wurde. -- Williams erklärte seinen Willen, der künftigen Gattin ein jährliches Einkommen festzustellen, das, unabhängig von seinem Leben und seinen persönlichen Verhältnissen, ihren Unterhalt anständig sichere. Er verschrieb ihr daher vor Gericht sein im Dorfe angekauftes Gut nebst Haus und allem Beilasse als freies Eigenthum, und legte ein Capital baar für sie nieder, welches ihr außerdem eine zureichende Rente gewährte. An seiner zärtlichen Sorgfalt für Betty und an der Redlichkeit seiner Absichten war demnach nicht zu zweifeln. Die Hochzeit fand am bestimmten Sonntage statt. Das Wetter war schön, warm und hell, und die alten Frauen im Dorfe prophezeiten eine glückliche Ehe. Das Fest war still, ländlich, aber heiter. Die beiden jungen Deutschen waren bei demselben zugegen. Williams' Stimmung zeigte ein Schwanken zwischen Wehmuth und Freude. Betty war eine glückliche Braut. Am Morgen nach der Hochzeit machten sich die beiden Freunde fast mit Tagesanbruch auf den Weg, um eines für diesen Tag vorher anberaumten Ge- fügen, als das zeitliche Glück, welches sie machen sollte, für ihre Ansprüche ein sehr erhebliches war. Das Brautpaar wurde förmlich in der Dorfkirche aufgeboten: Master John Williams aus London mit der Jungfrau Elisabeth Leads, ohne weitere Bezeichnung des Ursprungs oder der Verhältnisse des Bräutigams. Es folgte so wenig ein Einspruch, als solcher erwartet wurde. — Williams erklärte seinen Willen, der künftigen Gattin ein jährliches Einkommen festzustellen, das, unabhängig von seinem Leben und seinen persönlichen Verhältnissen, ihren Unterhalt anständig sichere. Er verschrieb ihr daher vor Gericht sein im Dorfe angekauftes Gut nebst Haus und allem Beilasse als freies Eigenthum, und legte ein Capital baar für sie nieder, welches ihr außerdem eine zureichende Rente gewährte. An seiner zärtlichen Sorgfalt für Betty und an der Redlichkeit seiner Absichten war demnach nicht zu zweifeln. Die Hochzeit fand am bestimmten Sonntage statt. Das Wetter war schön, warm und hell, und die alten Frauen im Dorfe prophezeiten eine glückliche Ehe. Das Fest war still, ländlich, aber heiter. Die beiden jungen Deutschen waren bei demselben zugegen. Williams' Stimmung zeigte ein Schwanken zwischen Wehmuth und Freude. Betty war eine glückliche Braut. Am Morgen nach der Hochzeit machten sich die beiden Freunde fast mit Tagesanbruch auf den Weg, um eines für diesen Tag vorher anberaumten Ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043"/> fügen, als das zeitliche Glück, welches sie machen sollte, für ihre Ansprüche ein sehr erhebliches war.</p><lb/> <p>Das Brautpaar wurde förmlich in der Dorfkirche aufgeboten: Master John Williams aus London mit der Jungfrau Elisabeth Leads, ohne weitere Bezeichnung des Ursprungs oder der Verhältnisse des Bräutigams. Es folgte so wenig ein Einspruch, als solcher erwartet wurde. — Williams erklärte seinen Willen, der künftigen Gattin ein jährliches Einkommen festzustellen, das, unabhängig von seinem Leben und seinen persönlichen Verhältnissen, ihren Unterhalt anständig sichere. Er verschrieb ihr daher vor Gericht sein im Dorfe angekauftes Gut nebst Haus und allem Beilasse als freies Eigenthum, und legte ein Capital baar für sie nieder, welches ihr außerdem eine zureichende Rente gewährte. An seiner zärtlichen Sorgfalt für Betty und an der Redlichkeit seiner Absichten war demnach nicht zu zweifeln.</p><lb/> <p>Die Hochzeit fand am bestimmten Sonntage statt. Das Wetter war schön, warm und hell, und die alten Frauen im Dorfe prophezeiten eine glückliche Ehe. Das Fest war still, ländlich, aber heiter. Die beiden jungen Deutschen waren bei demselben zugegen. Williams' Stimmung zeigte ein Schwanken zwischen Wehmuth und Freude. Betty war eine glückliche Braut.</p><lb/> <p>Am Morgen nach der Hochzeit machten sich die beiden Freunde fast mit Tagesanbruch auf den Weg, um eines für diesen Tag vorher anberaumten Ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
fügen, als das zeitliche Glück, welches sie machen sollte, für ihre Ansprüche ein sehr erhebliches war.
Das Brautpaar wurde förmlich in der Dorfkirche aufgeboten: Master John Williams aus London mit der Jungfrau Elisabeth Leads, ohne weitere Bezeichnung des Ursprungs oder der Verhältnisse des Bräutigams. Es folgte so wenig ein Einspruch, als solcher erwartet wurde. — Williams erklärte seinen Willen, der künftigen Gattin ein jährliches Einkommen festzustellen, das, unabhängig von seinem Leben und seinen persönlichen Verhältnissen, ihren Unterhalt anständig sichere. Er verschrieb ihr daher vor Gericht sein im Dorfe angekauftes Gut nebst Haus und allem Beilasse als freies Eigenthum, und legte ein Capital baar für sie nieder, welches ihr außerdem eine zureichende Rente gewährte. An seiner zärtlichen Sorgfalt für Betty und an der Redlichkeit seiner Absichten war demnach nicht zu zweifeln.
Die Hochzeit fand am bestimmten Sonntage statt. Das Wetter war schön, warm und hell, und die alten Frauen im Dorfe prophezeiten eine glückliche Ehe. Das Fest war still, ländlich, aber heiter. Die beiden jungen Deutschen waren bei demselben zugegen. Williams' Stimmung zeigte ein Schwanken zwischen Wehmuth und Freude. Betty war eine glückliche Braut.
Am Morgen nach der Hochzeit machten sich die beiden Freunde fast mit Tagesanbruch auf den Weg, um eines für diesen Tag vorher anberaumten Ge-
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