Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wie Williams es zur ausdrücklichen Bedingung des gegenseitigen Bundes gemacht, daß sie nie versuchen wolle, dem Geheimnisse seiner wöchentlichen Abwesenheit vorwitzig näher zu treten, bis die Umstände es ihm gestatten würden, ihr ganz und zu allen Zeiten anzugehören. Nun fing auch Eduard an, hinter Williams etwas Unheimliches zu ahnen. Die Jünglinge besuchten daher seinen ländlichen Zufluchtsort immer seltener, besonders da es ihnen nicht zusagte, dort seine und seiner Gattin Gastfreundschaft oft in Anspruch zu nehmen; denn auch für sie hatte, durch Williams' Einrichtung in seinem dortigen Wohnsitze, das fröhliche ungezwungene Wirthshausleben in der Papstmütze sein Ende erreicht. Mit Anfang des nächsten Frühlings verließen die beiden Freunde ohnedies England, um sich nach Nordamerika zu begeben, wo sie zwei Jahre lebten, ohne jemals Nachricht von Williams zu erhalten. Als sie nach England und London zurückgekehrt waren, verfehlten sie nicht, am ersten geschäftsfreien Sonnabend sich nach dem wohlbekannten Dorfe zu verfügen. Sie fanden bei dem dienstfertigen Mr. Leads in der Papstmütze Alles unverändert, in Beziehung auf Williams aber Alles umgestaltet, und sie erfuhren mit wenigen Worten den schaudervollsten Ausgang der so räthselhaft mit ihm geschlossenen Verbindung der armen Betty. Williams war länger als ein Jahr der zärtlichste, wie Williams es zur ausdrücklichen Bedingung des gegenseitigen Bundes gemacht, daß sie nie versuchen wolle, dem Geheimnisse seiner wöchentlichen Abwesenheit vorwitzig näher zu treten, bis die Umstände es ihm gestatten würden, ihr ganz und zu allen Zeiten anzugehören. Nun fing auch Eduard an, hinter Williams etwas Unheimliches zu ahnen. Die Jünglinge besuchten daher seinen ländlichen Zufluchtsort immer seltener, besonders da es ihnen nicht zusagte, dort seine und seiner Gattin Gastfreundschaft oft in Anspruch zu nehmen; denn auch für sie hatte, durch Williams' Einrichtung in seinem dortigen Wohnsitze, das fröhliche ungezwungene Wirthshausleben in der Papstmütze sein Ende erreicht. Mit Anfang des nächsten Frühlings verließen die beiden Freunde ohnedies England, um sich nach Nordamerika zu begeben, wo sie zwei Jahre lebten, ohne jemals Nachricht von Williams zu erhalten. Als sie nach England und London zurückgekehrt waren, verfehlten sie nicht, am ersten geschäftsfreien Sonnabend sich nach dem wohlbekannten Dorfe zu verfügen. Sie fanden bei dem dienstfertigen Mr. Leads in der Papstmütze Alles unverändert, in Beziehung auf Williams aber Alles umgestaltet, und sie erfuhren mit wenigen Worten den schaudervollsten Ausgang der so räthselhaft mit ihm geschlossenen Verbindung der armen Betty. Williams war länger als ein Jahr der zärtlichste, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0045"/> wie Williams es zur ausdrücklichen Bedingung des gegenseitigen Bundes gemacht, daß sie nie versuchen wolle, dem Geheimnisse seiner wöchentlichen Abwesenheit vorwitzig näher zu treten, bis die Umstände es ihm gestatten würden, ihr ganz und zu allen Zeiten anzugehören. Nun fing auch Eduard an, hinter Williams etwas Unheimliches zu ahnen. Die Jünglinge besuchten daher seinen ländlichen Zufluchtsort immer seltener, besonders da es ihnen nicht zusagte, dort seine und seiner Gattin Gastfreundschaft oft in Anspruch zu nehmen; denn auch für sie hatte, durch Williams' Einrichtung in seinem dortigen Wohnsitze, das fröhliche ungezwungene Wirthshausleben in der Papstmütze sein Ende erreicht.</p><lb/> <p>Mit Anfang des nächsten Frühlings verließen die beiden Freunde ohnedies England, um sich nach Nordamerika zu begeben, wo sie zwei Jahre lebten, ohne jemals Nachricht von Williams zu erhalten.</p><lb/> <p>Als sie nach England und London zurückgekehrt waren, verfehlten sie nicht, am ersten geschäftsfreien Sonnabend sich nach dem wohlbekannten Dorfe zu verfügen. Sie fanden bei dem dienstfertigen Mr. Leads in der Papstmütze Alles unverändert, in Beziehung auf Williams aber Alles umgestaltet, und sie erfuhren mit wenigen Worten den schaudervollsten Ausgang der so räthselhaft mit ihm geschlossenen Verbindung der armen Betty.</p><lb/> <p>Williams war länger als ein Jahr der zärtlichste,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
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Mit Anfang des nächsten Frühlings verließen die beiden Freunde ohnedies England, um sich nach Nordamerika zu begeben, wo sie zwei Jahre lebten, ohne jemals Nachricht von Williams zu erhalten.
Als sie nach England und London zurückgekehrt waren, verfehlten sie nicht, am ersten geschäftsfreien Sonnabend sich nach dem wohlbekannten Dorfe zu verfügen. Sie fanden bei dem dienstfertigen Mr. Leads in der Papstmütze Alles unverändert, in Beziehung auf Williams aber Alles umgestaltet, und sie erfuhren mit wenigen Worten den schaudervollsten Ausgang der so räthselhaft mit ihm geschlossenen Verbindung der armen Betty.
Williams war länger als ein Jahr der zärtlichste,
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Zitationshilfe: | Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/45>, abgerufen am 16.07.2024. |