Heyking, Elisabeth von: Zwei Erzählungen. Leipzig, [1918].doch auch gekommen, denn der Gasthof des Ortes war voll von Angehörigen der ausrückenden Freiwilligen und Fahnenjunker. Es war das Regiment, in dem die Gutsbesitzerssöhne der ganzen Gegend besonders gern dienten; die zum Abschied Gekommenen waren daher lauter Nachbarn und Bekannte, die Ausrückenden Schulfreunde oder Korpsbrüder, Kameraden schon lange vor dem Krieg. Kurzgeschoren waren sie alle und steckten schon in dem grauen Kammerzeug, sahen dadurch schwerer und unbeholfener als sonst, ihren Angehörigen zuerst fremd aus, manche auch etwas müde von dem ungewohnten scharfen Dienst dieser wenigen Ansbildungswochen - alle aber erfüllt von großer ernster Freude, nun auch an die Reihe zu kommen. Humor auf den Lippen, in den Augen aber ein Wissen von dem, was ihnen draußen bevorstehen mochte, und ein Bereitsein zu allem, auch zum Schwersten. Eine Verklärtheit, die dem entsprang, daß das letzte Opfer von jedem unter ihnen innerlich gebracht war. Und als beim Gottesdienst, der am Vorabend ihrer Abreise für die Ausrückenden und ihre Angehörigen in der Garnisonskirche gehalten wurde, der Prediger sagte, daß sie keinen leichten Gang gingen, sondern daß Hunger und Kälte, Schmerz und Tod ihrer harrten, da erbebten wohl die Verwandten, aber aus all den jungen Augen leuchtete nur ein entschlossenes: Und wenn auch, mögen sie doch kommen! Bei frühstem Morgengrauen sollte die Ersatzschwadron verladen werden. Erster Herbstnebel lag grau und schwer über der schlafenden Stadt. Durch die doch auch gekommen, denn der Gasthof des Ortes war voll von Angehörigen der ausrückenden Freiwilligen und Fahnenjunker. Es war das Regiment, in dem die Gutsbesitzerssöhne der ganzen Gegend besonders gern dienten; die zum Abschied Gekommenen waren daher lauter Nachbarn und Bekannte, die Ausrückenden Schulfreunde oder Korpsbrüder, Kameraden schon lange vor dem Krieg. Kurzgeschoren waren sie alle und steckten schon in dem grauen Kammerzeug, sahen dadurch schwerer und unbeholfener als sonst, ihren Angehörigen zuerst fremd aus, manche auch etwas müde von dem ungewohnten scharfen Dienst dieser wenigen Ansbildungswochen – alle aber erfüllt von großer ernster Freude, nun auch an die Reihe zu kommen. Humor auf den Lippen, in den Augen aber ein Wissen von dem, was ihnen draußen bevorstehen mochte, und ein Bereitsein zu allem, auch zum Schwersten. Eine Verklärtheit, die dem entsprang, daß das letzte Opfer von jedem unter ihnen innerlich gebracht war. Und als beim Gottesdienst, der am Vorabend ihrer Abreise für die Ausrückenden und ihre Angehörigen in der Garnisonskirche gehalten wurde, der Prediger sagte, daß sie keinen leichten Gang gingen, sondern daß Hunger und Kälte, Schmerz und Tod ihrer harrten, da erbebten wohl die Verwandten, aber aus all den jungen Augen leuchtete nur ein entschlossenes: Und wenn auch, mögen sie doch kommen! Bei frühstem Morgengrauen sollte die Ersatzschwadron verladen werden. Erster Herbstnebel lag grau und schwer über der schlafenden Stadt. Durch die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="34"/> doch auch gekommen, denn der Gasthof des Ortes war voll von Angehörigen der ausrückenden Freiwilligen und Fahnenjunker. Es war das Regiment, in dem die Gutsbesitzerssöhne der ganzen Gegend besonders gern dienten; die zum Abschied Gekommenen waren daher lauter Nachbarn und Bekannte, die Ausrückenden Schulfreunde oder Korpsbrüder, Kameraden schon lange vor dem Krieg. Kurzgeschoren waren sie alle und steckten schon in dem grauen Kammerzeug, sahen dadurch schwerer und unbeholfener als sonst, ihren Angehörigen zuerst fremd aus, manche auch etwas müde von dem ungewohnten scharfen Dienst dieser wenigen Ansbildungswochen – alle aber erfüllt von großer ernster Freude, nun auch an die Reihe zu kommen. Humor auf den Lippen, in den Augen aber ein Wissen von dem, was ihnen draußen bevorstehen mochte, und ein Bereitsein zu allem, auch zum Schwersten. Eine Verklärtheit, die dem entsprang, daß das letzte Opfer von jedem unter ihnen innerlich gebracht war. Und als beim Gottesdienst, der am Vorabend ihrer Abreise für die Ausrückenden und ihre Angehörigen in der Garnisonskirche gehalten wurde, der Prediger sagte, daß sie keinen leichten Gang gingen, sondern daß Hunger und Kälte, Schmerz und Tod ihrer harrten, da erbebten wohl die Verwandten, aber aus all den jungen Augen leuchtete nur ein entschlossenes: Und wenn auch, mögen sie doch kommen!</p> <p>Bei frühstem Morgengrauen sollte die Ersatzschwadron verladen werden. Erster Herbstnebel lag grau und schwer über der schlafenden Stadt. Durch die </p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0036]
doch auch gekommen, denn der Gasthof des Ortes war voll von Angehörigen der ausrückenden Freiwilligen und Fahnenjunker. Es war das Regiment, in dem die Gutsbesitzerssöhne der ganzen Gegend besonders gern dienten; die zum Abschied Gekommenen waren daher lauter Nachbarn und Bekannte, die Ausrückenden Schulfreunde oder Korpsbrüder, Kameraden schon lange vor dem Krieg. Kurzgeschoren waren sie alle und steckten schon in dem grauen Kammerzeug, sahen dadurch schwerer und unbeholfener als sonst, ihren Angehörigen zuerst fremd aus, manche auch etwas müde von dem ungewohnten scharfen Dienst dieser wenigen Ansbildungswochen – alle aber erfüllt von großer ernster Freude, nun auch an die Reihe zu kommen. Humor auf den Lippen, in den Augen aber ein Wissen von dem, was ihnen draußen bevorstehen mochte, und ein Bereitsein zu allem, auch zum Schwersten. Eine Verklärtheit, die dem entsprang, daß das letzte Opfer von jedem unter ihnen innerlich gebracht war. Und als beim Gottesdienst, der am Vorabend ihrer Abreise für die Ausrückenden und ihre Angehörigen in der Garnisonskirche gehalten wurde, der Prediger sagte, daß sie keinen leichten Gang gingen, sondern daß Hunger und Kälte, Schmerz und Tod ihrer harrten, da erbebten wohl die Verwandten, aber aus all den jungen Augen leuchtete nur ein entschlossenes: Und wenn auch, mögen sie doch kommen!
Bei frühstem Morgengrauen sollte die Ersatzschwadron verladen werden. Erster Herbstnebel lag grau und schwer über der schlafenden Stadt. Durch die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-15T09:32:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |