Heyking, Elisabeth von: Zwei Erzählungen. Leipzig, [1918].ja gar nicht vorstellen, ma pauvre enfant, du kennst ja nur die Apfelbäume von Burkahnen." Ganz genau vielleicht nicht, aber ungefähr glaubte Dorothee indessen doch, es sich vorstellen zu können; sie dachte bei solchen Schilderungen ja gleich an den Märchensaal in Burkahnen mit seinen Bildern Italiens. Seit ihrer Kindheit Tagen hatten diese sie ja oft so seltsam geheimnisvoll gelockt und waren ihr doch stets ein bißchen unheimlich geblieben. Immer schienen sie Bilder zu sein von Dingen, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte, oder die, wenn es sie denn wirklich gab, in ihrer Pracht und übertriebenen Schöne etwas Unerlaubtes, beinahe ein wenig Sündhaftes haben mußten. Und nun sollte das Seltsame geschehen? Sie sollten in Dorothees Leben doch Wirklichkeit werden? Einer der allerschönsten Punkte dieser Märchenwelt würde ihr zu eigen angeboten werden? Zu ihren Füßen gelegt von einem Sohn des Zauberlandes, der, auch wenn seine Hände nichts zu bieten gehabt hätten, selbst unwiderstehlich gewesen wäre. Denn bezaubernd war Ercoles ganzes Wesen und voll reizender Einfälle, das fühlte die in nordischer Nüchternheit aufgewachsene Dorothee immer mehr - und am unwiderstehlichsten würde er vielleicht sein, wenn er um etwas bat. Während all der folgenden Feste, bei jeder der vielen Gelegenheiten, wo sie sich trafen und wo er verstand, sich zu geben, als sei er nur da für sie, immer mehr fühlte sie klopfenden Herzens, daß der Augenblick der Aussprache nahte, daß er ihn suchte. Sie aber war dem ja gar nicht vorstellen, ma pauvre enfant, du kennst ja nur die Apfelbäume von Burkahnen.“ Ganz genau vielleicht nicht, aber ungefähr glaubte Dorothee indessen doch, es sich vorstellen zu können; sie dachte bei solchen Schilderungen ja gleich an den Märchensaal in Burkahnen mit seinen Bildern Italiens. Seit ihrer Kindheit Tagen hatten diese sie ja oft so seltsam geheimnisvoll gelockt und waren ihr doch stets ein bißchen unheimlich geblieben. Immer schienen sie Bilder zu sein von Dingen, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte, oder die, wenn es sie denn wirklich gab, in ihrer Pracht und übertriebenen Schöne etwas Unerlaubtes, beinahe ein wenig Sündhaftes haben mußten. Und nun sollte das Seltsame geschehen? Sie sollten in Dorothees Leben doch Wirklichkeit werden? Einer der allerschönsten Punkte dieser Märchenwelt würde ihr zu eigen angeboten werden? Zu ihren Füßen gelegt von einem Sohn des Zauberlandes, der, auch wenn seine Hände nichts zu bieten gehabt hätten, selbst unwiderstehlich gewesen wäre. Denn bezaubernd war Ercoles ganzes Wesen und voll reizender Einfälle, das fühlte die in nordischer Nüchternheit aufgewachsene Dorothee immer mehr – und am unwiderstehlichsten würde er vielleicht sein, wenn er um etwas bat. Während all der folgenden Feste, bei jeder der vielen Gelegenheiten, wo sie sich trafen und wo er verstand, sich zu geben, als sei er nur da für sie, immer mehr fühlte sie klopfenden Herzens, daß der Augenblick der Aussprache nahte, daß er ihn suchte. Sie aber war dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="95"/> ja gar nicht vorstellen, <hi rendition="#aq">ma pauvre enfant</hi>, du kennst ja nur die Apfelbäume von Burkahnen.“</p> <p>Ganz genau vielleicht nicht, aber ungefähr glaubte Dorothee indessen doch, es sich vorstellen zu können; sie dachte bei solchen Schilderungen ja gleich an den Märchensaal in Burkahnen mit seinen Bildern Italiens. Seit ihrer Kindheit Tagen hatten diese sie ja oft so seltsam geheimnisvoll gelockt und waren ihr doch stets ein bißchen unheimlich geblieben. Immer schienen sie Bilder zu sein von Dingen, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte, oder die, wenn es sie denn wirklich gab, in ihrer Pracht und übertriebenen Schöne etwas Unerlaubtes, beinahe ein wenig Sündhaftes haben mußten.</p> <p>Und nun sollte das Seltsame geschehen? Sie sollten in Dorothees Leben doch Wirklichkeit werden? Einer der allerschönsten Punkte dieser Märchenwelt würde ihr zu eigen angeboten werden? Zu ihren Füßen gelegt von einem Sohn des Zauberlandes, der, auch wenn seine Hände nichts zu bieten gehabt hätten, selbst unwiderstehlich gewesen wäre. Denn bezaubernd war Ercoles ganzes Wesen und voll reizender Einfälle, das fühlte die in nordischer Nüchternheit aufgewachsene Dorothee immer mehr – und am unwiderstehlichsten würde er vielleicht sein, wenn er um etwas bat. Während all der folgenden Feste, bei jeder der vielen Gelegenheiten, wo sie sich trafen und wo er verstand, sich zu geben, als sei er nur da für sie, immer mehr fühlte sie klopfenden Herzens, daß der Augenblick der Aussprache nahte, daß er ihn suchte. Sie aber war dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0097]
ja gar nicht vorstellen, ma pauvre enfant, du kennst ja nur die Apfelbäume von Burkahnen.“
Ganz genau vielleicht nicht, aber ungefähr glaubte Dorothee indessen doch, es sich vorstellen zu können; sie dachte bei solchen Schilderungen ja gleich an den Märchensaal in Burkahnen mit seinen Bildern Italiens. Seit ihrer Kindheit Tagen hatten diese sie ja oft so seltsam geheimnisvoll gelockt und waren ihr doch stets ein bißchen unheimlich geblieben. Immer schienen sie Bilder zu sein von Dingen, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte, oder die, wenn es sie denn wirklich gab, in ihrer Pracht und übertriebenen Schöne etwas Unerlaubtes, beinahe ein wenig Sündhaftes haben mußten.
Und nun sollte das Seltsame geschehen? Sie sollten in Dorothees Leben doch Wirklichkeit werden? Einer der allerschönsten Punkte dieser Märchenwelt würde ihr zu eigen angeboten werden? Zu ihren Füßen gelegt von einem Sohn des Zauberlandes, der, auch wenn seine Hände nichts zu bieten gehabt hätten, selbst unwiderstehlich gewesen wäre. Denn bezaubernd war Ercoles ganzes Wesen und voll reizender Einfälle, das fühlte die in nordischer Nüchternheit aufgewachsene Dorothee immer mehr – und am unwiderstehlichsten würde er vielleicht sein, wenn er um etwas bat. Während all der folgenden Feste, bei jeder der vielen Gelegenheiten, wo sie sich trafen und wo er verstand, sich zu geben, als sei er nur da für sie, immer mehr fühlte sie klopfenden Herzens, daß der Augenblick der Aussprache nahte, daß er ihn suchte. Sie aber war dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-15T09:32:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |