Heymann, Lida Gustava: Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch b. Leipzig, 1911.bau der Rechte der Frauen herangehen können; nach welcher Richtung, Werden nun die Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft! Verlag: Felix Dietrich, Gautzsch bei Leipzig, Kregelstraße 5. bau der Rechte der Frauen herangehen können; nach welcher Richtung, Werden nun die Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft! Verlag: Felix Dietrich, Gautzsch bei Leipzig, Kregelstraße 5. <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0016" n="16"/> bau der Rechte der Frauen herangehen können; nach welcher Richtung,<lb/> kann ich im Augenblick namens meiner Freunde allerdings nicht sagen.“</p><lb/> <p>Werden nun die Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses<lb/> sich mit aller Energie für Herrn Rosenow einsetzen, der doch jedenfalls<lb/> bei den kommenden Reichstagswahlen als Kandidat aufgestellt wird;<lb/> werden sie ihre von Herrn Rosenow so freundlich anerkannte Werbe-<lb/> kraft und überzeugende Redegabe für ihn in Anwendung bringen? Das<lb/> würde diesen logischen und zielbewußten Verfechter des Frauenstimm-<lb/> rechts den Frauen sicher verpflichten, sie könnten dann auf einen libe-<lb/> ralen Mann mehr zählen. der im entscheidenden Moment ein „entschei-<lb/> dendes Wort“ redet, das sie auf eine ferne Zukunft vertröstet. – Selbst<lb/> Naumann hat sich bei den Verhandlungen der Elsaß-Lothringischen<lb/> Verfassungsfrage, als er für Frauenstimmrecht eintreten wollte, als<lb/> jämmerlicher Verfechter unserer Sache gezeigt, seine Ausführungen<lb/> lösten lediglich allgemeine Heiterkeit aus. Er sagte: „Zunächst melden<lb/> sich auch hier, wie sonst in neuerer Zeit, die Frauen und fragen, ob sie<lb/> nicht auch Menschen sind, ob sie dem Staat keine greifbaren und not-<lb/> wendigen Dienste leisten (Heiterkeit), ob sie nicht selber an Rechten<lb/> interessiert sind. Ich meinerseits kann den Frauen nur antworten:<lb/> Ihr habt recht, es scheint mir aber, daß ihr bis zu den Frauen und Töchtern<lb/> der Mitglieder des Bundesrats noch nicht hinreichend vorgedrungen<lb/> seid (Heiterkeit), um hoffen zu können, daß ihr jetzt schon in die staats-<lb/> bürgerliche Gleichheit mit aufgenommen werdet.“ Beweisen diese<lb/> Kautschuksprüche, beweist das Verhalten der Männer aller Parteien<lb/> nicht, daß auf sie sobald es sich um Frauenrecht handelt kein Verlaß<lb/> ist ? Warum, so fragt man unwillkürlich, ziehen nicht alle deutschen<lb/> Frauen aus den bei uns und in anderen Ländern gemachten Erfahrungen<lb/> die Konsequenz sich fern zu halten von aller Parteiarbeit und alle Kraft<lb/> auf die Forderung des Frauenstimmrechts zu konzentrieren? Und die<lb/> Antwort wird lauten, weil sie sich an den Erfahrungen anderer nicht<lb/> genügen lassen, sie wollen ihre eignen erleben. Das ist begreiflich, kann<lb/> aber unter Umständen, wie oben dargetan. unheilvolle Folgen für die<lb/> Sache des Frauenstimmrechts haben. Deßhalb müssen wir denen die<lb/> politische Befreiung der Frauen alles gilt, mit aller Macht dahin streben,<lb/> daß sich die Zahl der Anhänger der Mitarbeit der Frauen in politischen<lb/> Männerparteien von Jahr zu Jahr verringere, die Zahl ihrer Gegner stetig<lb/> wachse und unserer Sache solche Vertreter erstehen, denen das Frauen-<lb/> stimmrecht Alpha und Omega aller Forderungen ist, die es mit zäher<lb/> Ausdauer, eiserner Energie und idealem Fanatismus jederzeit und überall<lb/> vertreten und keinem Parteigeist, keiner Parteidisziplin unterordnen.<lb/> Gelingt das, dann dürfen wir froh in die Zukunft schauen, dann werden<lb/> wir siegen und uns das Frauenstimmrecht erobern. </p><lb/> <p>Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!</p><lb/> <space dim="vertical"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> <hi rendition="#c">Verlag: Felix Dietrich, Gautzsch bei Leipzig, Kregelstraße 5.<lb/> Druck: Fr. Andrä’s Nachf. (M. Dietrich) Leipzig.</hi> </p><lb/> </body> </text> </TEI> [16/0016]
bau der Rechte der Frauen herangehen können; nach welcher Richtung,
kann ich im Augenblick namens meiner Freunde allerdings nicht sagen.“
Werden nun die Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses
sich mit aller Energie für Herrn Rosenow einsetzen, der doch jedenfalls
bei den kommenden Reichstagswahlen als Kandidat aufgestellt wird;
werden sie ihre von Herrn Rosenow so freundlich anerkannte Werbe-
kraft und überzeugende Redegabe für ihn in Anwendung bringen? Das
würde diesen logischen und zielbewußten Verfechter des Frauenstimm-
rechts den Frauen sicher verpflichten, sie könnten dann auf einen libe-
ralen Mann mehr zählen. der im entscheidenden Moment ein „entschei-
dendes Wort“ redet, das sie auf eine ferne Zukunft vertröstet. – Selbst
Naumann hat sich bei den Verhandlungen der Elsaß-Lothringischen
Verfassungsfrage, als er für Frauenstimmrecht eintreten wollte, als
jämmerlicher Verfechter unserer Sache gezeigt, seine Ausführungen
lösten lediglich allgemeine Heiterkeit aus. Er sagte: „Zunächst melden
sich auch hier, wie sonst in neuerer Zeit, die Frauen und fragen, ob sie
nicht auch Menschen sind, ob sie dem Staat keine greifbaren und not-
wendigen Dienste leisten (Heiterkeit), ob sie nicht selber an Rechten
interessiert sind. Ich meinerseits kann den Frauen nur antworten:
Ihr habt recht, es scheint mir aber, daß ihr bis zu den Frauen und Töchtern
der Mitglieder des Bundesrats noch nicht hinreichend vorgedrungen
seid (Heiterkeit), um hoffen zu können, daß ihr jetzt schon in die staats-
bürgerliche Gleichheit mit aufgenommen werdet.“ Beweisen diese
Kautschuksprüche, beweist das Verhalten der Männer aller Parteien
nicht, daß auf sie sobald es sich um Frauenrecht handelt kein Verlaß
ist ? Warum, so fragt man unwillkürlich, ziehen nicht alle deutschen
Frauen aus den bei uns und in anderen Ländern gemachten Erfahrungen
die Konsequenz sich fern zu halten von aller Parteiarbeit und alle Kraft
auf die Forderung des Frauenstimmrechts zu konzentrieren? Und die
Antwort wird lauten, weil sie sich an den Erfahrungen anderer nicht
genügen lassen, sie wollen ihre eignen erleben. Das ist begreiflich, kann
aber unter Umständen, wie oben dargetan. unheilvolle Folgen für die
Sache des Frauenstimmrechts haben. Deßhalb müssen wir denen die
politische Befreiung der Frauen alles gilt, mit aller Macht dahin streben,
daß sich die Zahl der Anhänger der Mitarbeit der Frauen in politischen
Männerparteien von Jahr zu Jahr verringere, die Zahl ihrer Gegner stetig
wachse und unserer Sache solche Vertreter erstehen, denen das Frauen-
stimmrecht Alpha und Omega aller Forderungen ist, die es mit zäher
Ausdauer, eiserner Energie und idealem Fanatismus jederzeit und überall
vertreten und keinem Parteigeist, keiner Parteidisziplin unterordnen.
Gelingt das, dann dürfen wir froh in die Zukunft schauen, dann werden
wir siegen und uns das Frauenstimmrecht erobern.
Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!
Verlag: Felix Dietrich, Gautzsch bei Leipzig, Kregelstraße 5.
Druck: Fr. Andrä’s Nachf. (M. Dietrich) Leipzig.
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(2017-06-02T14:25:14Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-06-02T14:25:14Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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