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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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machungen über Abrüstung zu verhindern. Jm Solde der Re-
gierung stehende Geschichtschreiber, Jndustrielle, die fabelhafte
Gewinne einheimsten, Menschen, die durch den Krieg aus kümmer-
licher Armut zu glänzendem Reichtum gelangten, werden auch die
Ereignisse dieses Krieges mit dem Glorienschein unvergänglicher
Größe und Hoheit umgeben. Brutalität und Grausamkeit werden
zum Heldentum gestempelt, Herzeleid, seelische Not, Kummer und
Elend werden ihrer Schwere entkleidet, verschwinden wie im Nebel-
schleier. Was den kommenden Generationen überliefert werden
soll ist nur eine verklärende Umschreibung der gewesenen Tat-
sachen, häufig das nicht einmal, sondern nur das Gegenteil von dem,
was war, um so die Jugend wieder zu erwärmen und zu gewinnen
für kommende Kriege; um so das Märchen von der Unausrottbar-
keit der Kriege und ihrer Notwendigkeit ewig weiter zu spinnen.
Um das zu verhindern, bedürfen wir der verantwortlichen Mit-
arbeit der Frauen im politischen Leben.

Die vorhin zitierten Urteile von Politikern über das Frauen-
stimmrecht, die Gesetze (vgl. S. 28), deren Zustandekommen auf
dasselbe zurückzuführen sind, haben uns gezeigt, daß Frauen alles
fördern, was die Politik veredelt, was die Rasse vor seelischem und
körperlichem Ruin bewahrt, daß die Frauen sich ferner einen un-
geheuren Einfluß auf die Erziehung zu sichern wissen; das taten
Frauen vor dem Weltkriege von 1914.

Nun denke man sich erst einmal die Frauen der jetzt krieg-
führenden Länder, welche die schauerlichen Greuel, das maßlose Elend
dieses Krieges miterlebt haben, als politisch gleichberechtigte Mit-
arbeiter! - Glaubt man wirklich, diese Frauen wären imstande,
für weitere kriegerische Maßnahmen zu stimmen, die ihre Söhne
auch in Zukunft mit dem achtzehnten Jahre der seelischen Verrohung
des Krieges aussetzen, als Kanonenfutter preisgeben? Frauen,
welche die Unkultur, den Barbarismus und alles Schwere, was dieser
Krieg zeitigte, mit erlebten, die selbst maßlos unter den anarchischen
Zuständen gelitten haben, die mit schwerem Herzeleid die Verrohung
ihrer Völker mit ansahen, denen muß in den großen europäischen

machungen über Abrüstung zu verhindern. Jm Solde der Re-
gierung stehende Geschichtschreiber, Jndustrielle, die fabelhafte
Gewinne einheimsten, Menschen, die durch den Krieg aus kümmer-
licher Armut zu glänzendem Reichtum gelangten, werden auch die
Ereignisse dieses Krieges mit dem Glorienschein unvergänglicher
Größe und Hoheit umgeben. Brutalität und Grausamkeit werden
zum Heldentum gestempelt, Herzeleid, seelische Not, Kummer und
Elend werden ihrer Schwere entkleidet, verschwinden wie im Nebel-
schleier. Was den kommenden Generationen überliefert werden
soll ist nur eine verklärende Umschreibung der gewesenen Tat-
sachen, häufig das nicht einmal, sondern nur das Gegenteil von dem,
was war, um so die Jugend wieder zu erwärmen und zu gewinnen
für kommende Kriege; um so das Märchen von der Unausrottbar-
keit der Kriege und ihrer Notwendigkeit ewig weiter zu spinnen.
Um das zu verhindern, bedürfen wir der verantwortlichen Mit-
arbeit der Frauen im politischen Leben.

Die vorhin zitierten Urteile von Politikern über das Frauen-
stimmrecht, die Gesetze (vgl. S. 28), deren Zustandekommen auf
dasselbe zurückzuführen sind, haben uns gezeigt, daß Frauen alles
fördern, was die Politik veredelt, was die Rasse vor seelischem und
körperlichem Ruin bewahrt, daß die Frauen sich ferner einen un-
geheuren Einfluß auf die Erziehung zu sichern wissen; das taten
Frauen vor dem Weltkriege von 1914.

Nun denke man sich erst einmal die Frauen der jetzt krieg-
führenden Länder, welche die schauerlichen Greuel, das maßlose Elend
dieses Krieges miterlebt haben, als politisch gleichberechtigte Mit-
arbeiter! – Glaubt man wirklich, diese Frauen wären imstande,
für weitere kriegerische Maßnahmen zu stimmen, die ihre Söhne
auch in Zukunft mit dem achtzehnten Jahre der seelischen Verrohung
des Krieges aussetzen, als Kanonenfutter preisgeben? Frauen,
welche die Unkultur, den Barbarismus und alles Schwere, was dieser
Krieg zeitigte, mit erlebten, die selbst maßlos unter den anarchischen
Zuständen gelitten haben, die mit schwerem Herzeleid die Verrohung
ihrer Völker mit ansahen, denen muß in den großen europäischen

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[31/0030] machungen über Abrüstung zu verhindern. Jm Solde der Re- gierung stehende Geschichtschreiber, Jndustrielle, die fabelhafte Gewinne einheimsten, Menschen, die durch den Krieg aus kümmer- licher Armut zu glänzendem Reichtum gelangten, werden auch die Ereignisse dieses Krieges mit dem Glorienschein unvergänglicher Größe und Hoheit umgeben. Brutalität und Grausamkeit werden zum Heldentum gestempelt, Herzeleid, seelische Not, Kummer und Elend werden ihrer Schwere entkleidet, verschwinden wie im Nebel- schleier. Was den kommenden Generationen überliefert werden soll ist nur eine verklärende Umschreibung der gewesenen Tat- sachen, häufig das nicht einmal, sondern nur das Gegenteil von dem, was war, um so die Jugend wieder zu erwärmen und zu gewinnen für kommende Kriege; um so das Märchen von der Unausrottbar- keit der Kriege und ihrer Notwendigkeit ewig weiter zu spinnen. Um das zu verhindern, bedürfen wir der verantwortlichen Mit- arbeit der Frauen im politischen Leben. Die vorhin zitierten Urteile von Politikern über das Frauen- stimmrecht, die Gesetze (vgl. S. 28), deren Zustandekommen auf dasselbe zurückzuführen sind, haben uns gezeigt, daß Frauen alles fördern, was die Politik veredelt, was die Rasse vor seelischem und körperlichem Ruin bewahrt, daß die Frauen sich ferner einen un- geheuren Einfluß auf die Erziehung zu sichern wissen; das taten Frauen vor dem Weltkriege von 1914. Nun denke man sich erst einmal die Frauen der jetzt krieg- führenden Länder, welche die schauerlichen Greuel, das maßlose Elend dieses Krieges miterlebt haben, als politisch gleichberechtigte Mit- arbeiter! – Glaubt man wirklich, diese Frauen wären imstande, für weitere kriegerische Maßnahmen zu stimmen, die ihre Söhne auch in Zukunft mit dem achtzehnten Jahre der seelischen Verrohung des Krieges aussetzen, als Kanonenfutter preisgeben? Frauen, welche die Unkultur, den Barbarismus und alles Schwere, was dieser Krieg zeitigte, mit erlebten, die selbst maßlos unter den anarchischen Zuständen gelitten haben, die mit schwerem Herzeleid die Verrohung ihrer Völker mit ansahen, denen muß in den großen europäischen

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/30>, abgerufen am 21.11.2024.