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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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einander die Kriegsziele erörtern könnten oder nicht, tauchte gar
nicht auf, das wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, die Ver-
treterinnen der "feindlichen" Länder begrüßten sich in alter, warmer
Freundschaft mit schmerzlichem Händedruck. Das innerliche Zu-
sammengehörigkeitsgefühl der Frauen aller Länder ist so gewaltig,
daß selbst die schreckerfüllten Ereignisse dieses Krieges dasselbe nicht
beeinträchtigen konnten. Persönliche Schwierigkeiten zwischen den
Frauen der kriegführenden Länder waren überhaupt nicht vor-
handen; englische, deutsche, belgische Frauen usw. verhandelten
' ohne Vorbereitung oder Vermittelung persönlich untereinander,
sachliche Differenzen wurden durch Aussprache beigelegt. Nicht
ein einziges Mal litten sie Schiffbruch an den Klippen nationalen
Eigennutzes; sie waren niemals befangen im brutalen Egoismus
für das Wohl einer, oder ihrer Nation, sondern sie hätten das Wohl
aller Völker der Menschheit im Auge, das geht aus den im
Haag gefaßten Beschlüssen mit unumstößlicher Deutlichkeit hervor.

Die Frauen erörterten die Fragen der Völkerverständigung,
sie forderten, was die Sozialdemokraten 2 1/4 Jahr später zu tun
beabsichtigten, die Regierungen der Welt auf, das Blutvergießen
zu beenden und Friedensverhandlungen zu beginnen. Sie sandten
zu diesem Zwecke Frauendeputationen an die Regierungen von
Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien,
Holland, Jtalien, Norwegen, Oesterreich-Ungarn, Schweden,
Schweiz und die Vereinigten Staaten, welche die im Haag ge-
faßten Beschlüsse überreichten und erläuterten. Ueberall wurden
die Frauendeputationen entweder von den regierenden Häuptern
selbst oder von maßgebenden Regierungsvertretern höflich emp-
fangen, diese brachten der sachlich begründeten Forderung der
Frauen, dem wahnsinnigen Blutvergießen unter allen Umständen
ein schnelles Ende zu bereiten, Wohlwollen, ja selbst Jnteresse ent-
gegen, aber dabei ließen sie es bewenden. Rechtlose Frauen
konnten Regierungen, die in dem Wahn befangen sind, daß Krieg
ihrem Lande Vorteil schafft, durch nichts zwingen, man schuldete
ihnen keinerlei Rücksichtnahme, denn den Frauen war jede Mög-

einander die Kriegsziele erörtern könnten oder nicht, tauchte gar
nicht auf, das wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, die Ver-
treterinnen der „feindlichen“ Länder begrüßten sich in alter, warmer
Freundschaft mit schmerzlichem Händedruck. Das innerliche Zu-
sammengehörigkeitsgefühl der Frauen aller Länder ist so gewaltig,
daß selbst die schreckerfüllten Ereignisse dieses Krieges dasselbe nicht
beeinträchtigen konnten. Persönliche Schwierigkeiten zwischen den
Frauen der kriegführenden Länder waren überhaupt nicht vor-
handen; englische, deutsche, belgische Frauen usw. verhandelten
‘ ohne Vorbereitung oder Vermittelung persönlich untereinander,
sachliche Differenzen wurden durch Aussprache beigelegt. Nicht
ein einziges Mal litten sie Schiffbruch an den Klippen nationalen
Eigennutzes; sie waren niemals befangen im brutalen Egoismus
für das Wohl einer, oder ihrer Nation, sondern sie hätten das Wohl
aller Völker der Menschheit im Auge, das geht aus den im
Haag gefaßten Beschlüssen mit unumstößlicher Deutlichkeit hervor.

Die Frauen erörterten die Fragen der Völkerverständigung,
sie forderten, was die Sozialdemokraten 2 ¼ Jahr später zu tun
beabsichtigten, die Regierungen der Welt auf, das Blutvergießen
zu beenden und Friedensverhandlungen zu beginnen. Sie sandten
zu diesem Zwecke Frauendeputationen an die Regierungen von
Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien,
Holland, Jtalien, Norwegen, Oesterreich-Ungarn, Schweden,
Schweiz und die Vereinigten Staaten, welche die im Haag ge-
faßten Beschlüsse überreichten und erläuterten. Ueberall wurden
die Frauendeputationen entweder von den regierenden Häuptern
selbst oder von maßgebenden Regierungsvertretern höflich emp-
fangen, diese brachten der sachlich begründeten Forderung der
Frauen, dem wahnsinnigen Blutvergießen unter allen Umständen
ein schnelles Ende zu bereiten, Wohlwollen, ja selbst Jnteresse ent-
gegen, aber dabei ließen sie es bewenden. Rechtlose Frauen
konnten Regierungen, die in dem Wahn befangen sind, daß Krieg
ihrem Lande Vorteil schafft, durch nichts zwingen, man schuldete
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[8/0007] einander die Kriegsziele erörtern könnten oder nicht, tauchte gar nicht auf, das wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, die Ver- treterinnen der „feindlichen“ Länder begrüßten sich in alter, warmer Freundschaft mit schmerzlichem Händedruck. Das innerliche Zu- sammengehörigkeitsgefühl der Frauen aller Länder ist so gewaltig, daß selbst die schreckerfüllten Ereignisse dieses Krieges dasselbe nicht beeinträchtigen konnten. Persönliche Schwierigkeiten zwischen den Frauen der kriegführenden Länder waren überhaupt nicht vor- handen; englische, deutsche, belgische Frauen usw. verhandelten ‘ ohne Vorbereitung oder Vermittelung persönlich untereinander, sachliche Differenzen wurden durch Aussprache beigelegt. Nicht ein einziges Mal litten sie Schiffbruch an den Klippen nationalen Eigennutzes; sie waren niemals befangen im brutalen Egoismus für das Wohl einer, oder ihrer Nation, sondern sie hätten das Wohl aller Völker der Menschheit im Auge, das geht aus den im Haag gefaßten Beschlüssen mit unumstößlicher Deutlichkeit hervor. Die Frauen erörterten die Fragen der Völkerverständigung, sie forderten, was die Sozialdemokraten 2 ¼ Jahr später zu tun beabsichtigten, die Regierungen der Welt auf, das Blutvergießen zu beenden und Friedensverhandlungen zu beginnen. Sie sandten zu diesem Zwecke Frauendeputationen an die Regierungen von Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Jtalien, Norwegen, Oesterreich-Ungarn, Schweden, Schweiz und die Vereinigten Staaten, welche die im Haag ge- faßten Beschlüsse überreichten und erläuterten. Ueberall wurden die Frauendeputationen entweder von den regierenden Häuptern selbst oder von maßgebenden Regierungsvertretern höflich emp- fangen, diese brachten der sachlich begründeten Forderung der Frauen, dem wahnsinnigen Blutvergießen unter allen Umständen ein schnelles Ende zu bereiten, Wohlwollen, ja selbst Jnteresse ent- gegen, aber dabei ließen sie es bewenden. Rechtlose Frauen konnten Regierungen, die in dem Wahn befangen sind, daß Krieg ihrem Lande Vorteil schafft, durch nichts zwingen, man schuldete ihnen keinerlei Rücksichtnahme, denn den Frauen war jede Mög-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/7>, abgerufen am 09.11.2024.