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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

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laut. Clemens zog ſie feſt an ſich, ſtreichelte ihr die
Wangen und ſagte dringend: „Du ſollſt nicht wei¬
nen! Ich will nicht von dir gehen, nie, nie! und
eh ich das thäte, will ich lieber blind ſein und Alles
vergeſſen. Ich will nicht von dir, wenn dich's wei¬
nen macht! Komm, ſei ruhig, ſei froh! Du darfſt
dich nicht erhitzen, hat der Arzt geſagt, weil es den
Augen nicht gut iſt. Liebe, liebe Marlene!“

Er drückte ſie feſt in den Arm und küßte ſie, was
er nie zuvor gethan. Draußen rief ſeine Mutter vom
nahen Pfarrhaus herüber. Er führte die fort und
fort Weinende zu einem Lehnſtuhle an der Wand,
ließ ſie darauf niederſinken und ging eilig hinaus.

Kurz darauf ſchritt ein würdiges Paar den Schlo߬
berg herab ins Dorf, der Pfarrer, eine hohe, gewal¬
tige Geſtalt in aller Kraft und Majeſtät eines Apo¬
ſtels, der Küſter, ein ſchlichtgewachſener Mann von
demüthiger Haltung, deſſen Haar ſchon weiß wurde.
Sie waren beide vom Gutsherrn eingeladen worden,
den Nachmittag mit ihm und dem Arzt zuzubringen,
der auf die Einladung des Barons aus der Stadt
herübergekommen war, die Augen der beiden Kinder
zu prüfen und eine Operation zu verſuchen. Nun
hatte er den hocherfreuten Vätern wiederholt ſeine
Hoffnung auf völlige Heilung verſichert, und gebeten,
auf den kommenden Tag ſich bereit zu halten. Den
Müttern lag es ob, in der Pfarre das Nöthige zu¬

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/20>, abgerufen am 11.01.2025.