Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.den Scheffel stellen? -- Und wenn ich's treiben müßte Und diese eignen Straßen führten ihn diesmal den Scheffel ſtellen? — Und wenn ich's treiben müßte Und dieſe eignen Straßen führten ihn diesmal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="77"/> den Scheffel ſtellen? — Und wenn ich's treiben müßte<lb/> wie ein gemeiner Spielmann und Affen und Hunde<lb/> abrichten, um mich nach Paris durchzuſchlagen — ich<lb/> will dem alten Geizkragen zeigen, daß Adam de la<lb/> Halle kein Weiberknecht iſt, ſondern ſeine eignen<lb/> Straßen zu wandern weiß.</p><lb/> <p>Und dieſe eignen Straßen führten ihn diesmal<lb/> geradeswegs in die drei Lilien, die erſte Schenke der<lb/> guten alten Stadt Arras. Wenig Leute waren um<lb/> die Stunde in der Schenkſtube. Adam ſetzte ſich<lb/> ſtumm in einen Winkel und ſah nicht auf, bis der<lb/> Wirth, der ihm Wein brachte, ihn ehrerbietig begrüßte.<lb/> Ihr kommt wie gerufen, Meiſter Adam, ſagte der<lb/> Lilienwirth. Da iſt einer von meinen Gäſten, ſeht<lb/> Ihr, der da drüben am Ofen ſitzt und nach Euch<lb/> herüberſchielt. Der hat vor einer Woche die Bande<lb/> Schauſpieler in die Stadt geführt, die auf Oſtern<lb/> das große Paſſionsſpiel im Münſter darſtellen ſollen;<lb/> die Herren Geiſtlichen haben ſie kommen laſſen. Und<lb/> nun ſind noch an die vierzehn Tage bis dahin, und<lb/> die Leute lungern müßig herum und zehren ihren Lohn<lb/> im voraus auf, und der Herr Anführer der Bande<lb/> hat bei mir ſein Quartier und zecht immer auf die<lb/> Kreide los. Herr, ſagt' ich ihm kurz bevor Ihr<lb/> kamt, wenn Ihr inzwiſchen einen Haufen Geld zu¬<lb/> ſammenbrächtet mit Eurer Kunſt, das thäte Euch und<lb/> mir noth und gut. Ja, ſagt' er, wer nur ein ſau¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0089]
den Scheffel ſtellen? — Und wenn ich's treiben müßte
wie ein gemeiner Spielmann und Affen und Hunde
abrichten, um mich nach Paris durchzuſchlagen — ich
will dem alten Geizkragen zeigen, daß Adam de la
Halle kein Weiberknecht iſt, ſondern ſeine eignen
Straßen zu wandern weiß.
Und dieſe eignen Straßen führten ihn diesmal
geradeswegs in die drei Lilien, die erſte Schenke der
guten alten Stadt Arras. Wenig Leute waren um
die Stunde in der Schenkſtube. Adam ſetzte ſich
ſtumm in einen Winkel und ſah nicht auf, bis der
Wirth, der ihm Wein brachte, ihn ehrerbietig begrüßte.
Ihr kommt wie gerufen, Meiſter Adam, ſagte der
Lilienwirth. Da iſt einer von meinen Gäſten, ſeht
Ihr, der da drüben am Ofen ſitzt und nach Euch
herüberſchielt. Der hat vor einer Woche die Bande
Schauſpieler in die Stadt geführt, die auf Oſtern
das große Paſſionsſpiel im Münſter darſtellen ſollen;
die Herren Geiſtlichen haben ſie kommen laſſen. Und
nun ſind noch an die vierzehn Tage bis dahin, und
die Leute lungern müßig herum und zehren ihren Lohn
im voraus auf, und der Herr Anführer der Bande
hat bei mir ſein Quartier und zecht immer auf die
Kreide los. Herr, ſagt' ich ihm kurz bevor Ihr
kamt, wenn Ihr inzwiſchen einen Haufen Geld zu¬
ſammenbrächtet mit Eurer Kunſt, das thäte Euch und
mir noth und gut. Ja, ſagt' er, wer nur ein ſau¬
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