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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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eine gerechte Zucht und Buße vom Herrn hinzunehmen. Aber so schwer ist eure Sünde nicht, daß ihr sie nicht wieder gut machen könnt, und was dich am meisten ängstigt und dein Gewissen beschwert, kann ich - dem Himmel sei Dank -- von dir nehmen, indem ich sage und bezeuge: Andree ist nicht deiner Mutter Sohn, und der Segen der Kirche darf und wird euch zu christlichen Eheleuten machen. Also sei getrost und erhebe dein Angesicht und betrübe mich und den Andree nicht mit deinen Einbildungen, die das Uebel nur ärger machen und dem bösen Feind entstammen, der die Seelen verderben will.

Er erwartete, daß sie auf diese Worte ruhiger werden und endlich ein Wort sprechen würde. Aber sie blieb unbeweglich sitzen, als gälte Alles, was er sagte, nicht ihr. Er trat noch näher zu ihr heran und nahm ihr mit sanfter Gewalt die Hände, die kalt und feucht waren, vom Gesicht. Da sah er, daß ihre weichen, kindlichen Züge in den kurzen Monden schmerzlich verwandelt waren. Sie hielt die Augen fest geschlossen, die Augenbrauen waren gespannt, wie von einem heftigen Seelenkampf, die Lippen halb offen, und die blassen Wangen, deren Umrisse feiner und schärfer erschienen, übergoß plötzlich eine tiefe Röthe, als der geistliche Herr ihr die Hände wegzog.

Er betrachtete sie mit tiefem Mitleiden. Sprich ein Wort, Moidi, sagte er mit Nachdruck. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wo es dir fehlt.

eine gerechte Zucht und Buße vom Herrn hinzunehmen. Aber so schwer ist eure Sünde nicht, daß ihr sie nicht wieder gut machen könnt, und was dich am meisten ängstigt und dein Gewissen beschwert, kann ich - dem Himmel sei Dank — von dir nehmen, indem ich sage und bezeuge: Andree ist nicht deiner Mutter Sohn, und der Segen der Kirche darf und wird euch zu christlichen Eheleuten machen. Also sei getrost und erhebe dein Angesicht und betrübe mich und den Andree nicht mit deinen Einbildungen, die das Uebel nur ärger machen und dem bösen Feind entstammen, der die Seelen verderben will.

Er erwartete, daß sie auf diese Worte ruhiger werden und endlich ein Wort sprechen würde. Aber sie blieb unbeweglich sitzen, als gälte Alles, was er sagte, nicht ihr. Er trat noch näher zu ihr heran und nahm ihr mit sanfter Gewalt die Hände, die kalt und feucht waren, vom Gesicht. Da sah er, daß ihre weichen, kindlichen Züge in den kurzen Monden schmerzlich verwandelt waren. Sie hielt die Augen fest geschlossen, die Augenbrauen waren gespannt, wie von einem heftigen Seelenkampf, die Lippen halb offen, und die blassen Wangen, deren Umrisse feiner und schärfer erschienen, übergoß plötzlich eine tiefe Röthe, als der geistliche Herr ihr die Hände wegzog.

Er betrachtete sie mit tiefem Mitleiden. Sprich ein Wort, Moidi, sagte er mit Nachdruck. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wo es dir fehlt.

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[0125] eine gerechte Zucht und Buße vom Herrn hinzunehmen. Aber so schwer ist eure Sünde nicht, daß ihr sie nicht wieder gut machen könnt, und was dich am meisten ängstigt und dein Gewissen beschwert, kann ich - dem Himmel sei Dank — von dir nehmen, indem ich sage und bezeuge: Andree ist nicht deiner Mutter Sohn, und der Segen der Kirche darf und wird euch zu christlichen Eheleuten machen. Also sei getrost und erhebe dein Angesicht und betrübe mich und den Andree nicht mit deinen Einbildungen, die das Uebel nur ärger machen und dem bösen Feind entstammen, der die Seelen verderben will. Er erwartete, daß sie auf diese Worte ruhiger werden und endlich ein Wort sprechen würde. Aber sie blieb unbeweglich sitzen, als gälte Alles, was er sagte, nicht ihr. Er trat noch näher zu ihr heran und nahm ihr mit sanfter Gewalt die Hände, die kalt und feucht waren, vom Gesicht. Da sah er, daß ihre weichen, kindlichen Züge in den kurzen Monden schmerzlich verwandelt waren. Sie hielt die Augen fest geschlossen, die Augenbrauen waren gespannt, wie von einem heftigen Seelenkampf, die Lippen halb offen, und die blassen Wangen, deren Umrisse feiner und schärfer erschienen, übergoß plötzlich eine tiefe Röthe, als der geistliche Herr ihr die Hände wegzog. Er betrachtete sie mit tiefem Mitleiden. Sprich ein Wort, Moidi, sagte er mit Nachdruck. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wo es dir fehlt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/125>, abgerufen am 21.11.2024.