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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Widergeist der Mutter nicht zu bezähmen. Vielmehr schien gerade ihre Fürsprache den unnatürlichen Haß zu schüren, da sich nun eine Art von Eifersucht hinzugesellte, eine harte und böse Mißgunst auf die liebliche Vertraulichkeit, mit der die Kleine dem plötzlich Verstoßenen begegnete.

So viel freilich war durch das Dazwischenstehen der kleinen Maria dem armen Knaben gewonnen, daß er vor leiblicher Mißhandlung geschützt wurde. Denn das erste Mal, wo sich die entartete Mutter an ihrem einstigen Liebling thätlich vergriff, war auch das letzte. Damals zuerst wurde die Kleine von jenem seltsamen Nervenkrampf befallen, von dem wir im Beginn unserer Erzählung ein Beispiel erlebt haben. Zum Glück war der Vater zu Hause, um die widersinnigen Heilversuche zu hindern, mit denen die erschrockene Mutter auf das Kind einstürmte. Es gelang dem Bruder, durch sanftes Streichen mit seinen zitternden Händen die Starrheit zu bezwingen, bis ihm das Kind schluchzend um den Hals fiel und endlich schlafend von ihm in die Bettkammer getragen werden konnte.

Seit diesem Vorfall, dem bei anderen jähen Anlässen ähnliche folgten, erhob die alte Moidi bis zu jenem verhängnißvollen Tage der Trennung nicht wieder die Hand gegen den Sohn. Ihre Abneigung wurde aber nur finsterer und gewaltsamer, weil sie nicht mehr in heftigen Scenen sich Luft zu machen

Widergeist der Mutter nicht zu bezähmen. Vielmehr schien gerade ihre Fürsprache den unnatürlichen Haß zu schüren, da sich nun eine Art von Eifersucht hinzugesellte, eine harte und böse Mißgunst auf die liebliche Vertraulichkeit, mit der die Kleine dem plötzlich Verstoßenen begegnete.

So viel freilich war durch das Dazwischenstehen der kleinen Maria dem armen Knaben gewonnen, daß er vor leiblicher Mißhandlung geschützt wurde. Denn das erste Mal, wo sich die entartete Mutter an ihrem einstigen Liebling thätlich vergriff, war auch das letzte. Damals zuerst wurde die Kleine von jenem seltsamen Nervenkrampf befallen, von dem wir im Beginn unserer Erzählung ein Beispiel erlebt haben. Zum Glück war der Vater zu Hause, um die widersinnigen Heilversuche zu hindern, mit denen die erschrockene Mutter auf das Kind einstürmte. Es gelang dem Bruder, durch sanftes Streichen mit seinen zitternden Händen die Starrheit zu bezwingen, bis ihm das Kind schluchzend um den Hals fiel und endlich schlafend von ihm in die Bettkammer getragen werden konnte.

Seit diesem Vorfall, dem bei anderen jähen Anlässen ähnliche folgten, erhob die alte Moidi bis zu jenem verhängnißvollen Tage der Trennung nicht wieder die Hand gegen den Sohn. Ihre Abneigung wurde aber nur finsterer und gewaltsamer, weil sie nicht mehr in heftigen Scenen sich Luft zu machen

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[0043] Widergeist der Mutter nicht zu bezähmen. Vielmehr schien gerade ihre Fürsprache den unnatürlichen Haß zu schüren, da sich nun eine Art von Eifersucht hinzugesellte, eine harte und böse Mißgunst auf die liebliche Vertraulichkeit, mit der die Kleine dem plötzlich Verstoßenen begegnete. So viel freilich war durch das Dazwischenstehen der kleinen Maria dem armen Knaben gewonnen, daß er vor leiblicher Mißhandlung geschützt wurde. Denn das erste Mal, wo sich die entartete Mutter an ihrem einstigen Liebling thätlich vergriff, war auch das letzte. Damals zuerst wurde die Kleine von jenem seltsamen Nervenkrampf befallen, von dem wir im Beginn unserer Erzählung ein Beispiel erlebt haben. Zum Glück war der Vater zu Hause, um die widersinnigen Heilversuche zu hindern, mit denen die erschrockene Mutter auf das Kind einstürmte. Es gelang dem Bruder, durch sanftes Streichen mit seinen zitternden Händen die Starrheit zu bezwingen, bis ihm das Kind schluchzend um den Hals fiel und endlich schlafend von ihm in die Bettkammer getragen werden konnte. Seit diesem Vorfall, dem bei anderen jähen Anlässen ähnliche folgten, erhob die alte Moidi bis zu jenem verhängnißvollen Tage der Trennung nicht wieder die Hand gegen den Sohn. Ihre Abneigung wurde aber nur finsterer und gewaltsamer, weil sie nicht mehr in heftigen Scenen sich Luft zu machen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/43>, abgerufen am 03.12.2024.