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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie; in der Kirche, die sie vor Tage besuchte, blieb der Platz neben ihr leer.

Es war unter solchen Umständen nicht zu verwundern, daß der Joseph Hirzer jede Annäherung an die Moidi und ihr Haus von Jahr zu Jahr standhafter vermied, seiner Schwester unerbittlich den Weg abschnitt, wenn ihr Gewissen sie antrieb, sich nach ihrem Taufpathen umzusehen, und seinen eigenen Kindern, die mit Andree und der blonden Moidi in der Schule zusammentrafen, aufs Strengste verbot, zu Hause von ihnen zu erzählen. Er selbst war in allen Stücken mächtig emporgekommen, galt für einen der wackersten Haushälter, eifrigsten Weinzüchter und rechtschaffensten Ehrenmänner, während seine Schwester in gleicher Weise zunahm an Gnade bei Gott und den Menschen, zumal sie ihr ganzes Vermögen im Testament an Klöster und Kirchen vermacht hatte, wofür die Priester ihr verhießen, daß sie unfehlbar "von Mund auf in den Himmel kommen würde." Ihr Bruder hatte da wohl nicht einreden dürfen. Sein Sohn und die drei stattlichen Töchter waren auch ohne jede Erbschaft von der Tante hinlänglich versorgt durch die blühenden weiten Güter beider Eltern. Und als ihre Mutter, die Erbin von Algund, noch in guten Jahren starb, trat die Tante Anna an ihre Stelle und sorgte durch liebevolle Pflege dafür, daß ihres Bruders Kinder auch ohne jedes klingende Vermächtniß sie in gutem Andenken behalten mußten.

sie; in der Kirche, die sie vor Tage besuchte, blieb der Platz neben ihr leer.

Es war unter solchen Umständen nicht zu verwundern, daß der Joseph Hirzer jede Annäherung an die Moidi und ihr Haus von Jahr zu Jahr standhafter vermied, seiner Schwester unerbittlich den Weg abschnitt, wenn ihr Gewissen sie antrieb, sich nach ihrem Taufpathen umzusehen, und seinen eigenen Kindern, die mit Andree und der blonden Moidi in der Schule zusammentrafen, aufs Strengste verbot, zu Hause von ihnen zu erzählen. Er selbst war in allen Stücken mächtig emporgekommen, galt für einen der wackersten Haushälter, eifrigsten Weinzüchter und rechtschaffensten Ehrenmänner, während seine Schwester in gleicher Weise zunahm an Gnade bei Gott und den Menschen, zumal sie ihr ganzes Vermögen im Testament an Klöster und Kirchen vermacht hatte, wofür die Priester ihr verhießen, daß sie unfehlbar „von Mund auf in den Himmel kommen würde.“ Ihr Bruder hatte da wohl nicht einreden dürfen. Sein Sohn und die drei stattlichen Töchter waren auch ohne jede Erbschaft von der Tante hinlänglich versorgt durch die blühenden weiten Güter beider Eltern. Und als ihre Mutter, die Erbin von Algund, noch in guten Jahren starb, trat die Tante Anna an ihre Stelle und sorgte durch liebevolle Pflege dafür, daß ihres Bruders Kinder auch ohne jedes klingende Vermächtniß sie in gutem Andenken behalten mußten.

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[0045] sie; in der Kirche, die sie vor Tage besuchte, blieb der Platz neben ihr leer. Es war unter solchen Umständen nicht zu verwundern, daß der Joseph Hirzer jede Annäherung an die Moidi und ihr Haus von Jahr zu Jahr standhafter vermied, seiner Schwester unerbittlich den Weg abschnitt, wenn ihr Gewissen sie antrieb, sich nach ihrem Taufpathen umzusehen, und seinen eigenen Kindern, die mit Andree und der blonden Moidi in der Schule zusammentrafen, aufs Strengste verbot, zu Hause von ihnen zu erzählen. Er selbst war in allen Stücken mächtig emporgekommen, galt für einen der wackersten Haushälter, eifrigsten Weinzüchter und rechtschaffensten Ehrenmänner, während seine Schwester in gleicher Weise zunahm an Gnade bei Gott und den Menschen, zumal sie ihr ganzes Vermögen im Testament an Klöster und Kirchen vermacht hatte, wofür die Priester ihr verhießen, daß sie unfehlbar „von Mund auf in den Himmel kommen würde.“ Ihr Bruder hatte da wohl nicht einreden dürfen. Sein Sohn und die drei stattlichen Töchter waren auch ohne jede Erbschaft von der Tante hinlänglich versorgt durch die blühenden weiten Güter beider Eltern. Und als ihre Mutter, die Erbin von Algund, noch in guten Jahren starb, trat die Tante Anna an ihre Stelle und sorgte durch liebevolle Pflege dafür, daß ihres Bruders Kinder auch ohne jedes klingende Vermächtniß sie in gutem Andenken behalten mußten.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/45>, abgerufen am 23.11.2024.