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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Mantel der Liebe und mit dem Pelz der Ver-
schwiegenheit bedeckt habe.

Warum aber, wenn ich zu mir selbst
komme, diese Hüllen? Meine Leser werden,
das weiß ich, von meiner Ehrlichkeit keinen
bösen Gebrauch machen; da sie nunmehr
wissen was ich weiß.

Für einen Mann aber wie du lieber Va-
ter! ein unerwarteter Plan! daß ich aus
dem Stahl und Stein deines Feuerzeuges
keinen einzigen Funken mehr herausschlagen
kann.

Zwar weiß ich, daß die Bürger zu viel
Zeit brauchen Zeitungen zu lesen, um selbst
zu Zeitungen Gelegenheit zu geben, daß sie
zu weichlich sind um sich das Aug' und den
Rücken frey zu halten: indessen lieber Vater
sieh an die Thiere von denen wir durch die
Kunst verdorbene Menschen, leider die Na-
tur absehen müssen, haben sie einen Obristen?
einen Hauptmann? einen Lieutnant? einen
Fähnrich? und außer dem Zank unter sich,
und mit andern Thieren ist der Mensch ohne-
hin ihr Türke ihr Erbfeind. Ein jedes Thier
wehrt sich seiner Haut, und wenn wir uns
zusammenarmen wir! die wir durch Boden
und Sonne vereinigt sind, um das näm-

liche

Mantel der Liebe und mit dem Pelz der Ver-
ſchwiegenheit bedeckt habe.

Warum aber, wenn ich zu mir ſelbſt
komme, dieſe Huͤllen? Meine Leſer werden,
das weiß ich, von meiner Ehrlichkeit keinen
boͤſen Gebrauch machen; da ſie nunmehr
wiſſen was ich weiß.

Fuͤr einen Mann aber wie du lieber Va-
ter! ein unerwarteter Plan! daß ich aus
dem Stahl und Stein deines Feuerzeuges
keinen einzigen Funken mehr herausſchlagen
kann.

Zwar weiß ich, daß die Buͤrger zu viel
Zeit brauchen Zeitungen zu leſen, um ſelbſt
zu Zeitungen Gelegenheit zu geben, daß ſie
zu weichlich ſind um ſich das Aug’ und den
Ruͤcken frey zu halten: indeſſen lieber Vater
ſieh an die Thiere von denen wir durch die
Kunſt verdorbene Menſchen, leider die Na-
tur abſehen muͤſſen, haben ſie einen Obriſten?
einen Hauptmann? einen Lieutnant? einen
Faͤhnrich? und außer dem Zank unter ſich,
und mit andern Thieren iſt der Menſch ohne-
hin ihr Tuͤrke ihr Erbfeind. Ein jedes Thier
wehrt ſich ſeiner Haut, und wenn wir uns
zuſammenarmen wir! die wir durch Boden
und Sonne vereinigt ſind, um das naͤm-

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[104/0112] Mantel der Liebe und mit dem Pelz der Ver- ſchwiegenheit bedeckt habe. Warum aber, wenn ich zu mir ſelbſt komme, dieſe Huͤllen? Meine Leſer werden, das weiß ich, von meiner Ehrlichkeit keinen boͤſen Gebrauch machen; da ſie nunmehr wiſſen was ich weiß. Fuͤr einen Mann aber wie du lieber Va- ter! ein unerwarteter Plan! daß ich aus dem Stahl und Stein deines Feuerzeuges keinen einzigen Funken mehr herausſchlagen kann. Zwar weiß ich, daß die Buͤrger zu viel Zeit brauchen Zeitungen zu leſen, um ſelbſt zu Zeitungen Gelegenheit zu geben, daß ſie zu weichlich ſind um ſich das Aug’ und den Ruͤcken frey zu halten: indeſſen lieber Vater ſieh an die Thiere von denen wir durch die Kunſt verdorbene Menſchen, leider die Na- tur abſehen muͤſſen, haben ſie einen Obriſten? einen Hauptmann? einen Lieutnant? einen Faͤhnrich? und außer dem Zank unter ſich, und mit andern Thieren iſt der Menſch ohne- hin ihr Tuͤrke ihr Erbfeind. Ein jedes Thier wehrt ſich ſeiner Haut, und wenn wir uns zuſammenarmen wir! die wir durch Boden und Sonne vereinigt ſind, um das naͤm- liche

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/112>, abgerufen am 21.11.2024.