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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Kugel im Munde, und ohne zwölf Schüsse
für ihr Gewehr großes und kleines --

Ich aber war völlig bey mir überzeugt,
daß dieser Brief daher käme, wo man die
Spargel früher als in Curland ißt, gleich
früher in der freien Luft eine Pfeife rauchet,
den Wein mit der Hand aus der Quelle trin-
ket, und lange Manschetten trägt --

Wenn man die Augen zuhält kann man
genauer und richtiger überlegen. Zum Er-
finden muß man sehen zum Anordnen kann
man blind seyn. Ein großer Kopf der sehen
und blind seyn könnte wenns die Umstände
erfordern, müßte größer als Homer werden.

Die Umstände die mein Vater mit dem
feyerlich verbrandten Briefe machte, und
andere während meiner Krankheit von ihm
verstreuten Worte, brachten mich auf den
Gedanken, daß er von seiner Familie schlechte
unerwartete Nachrichten erfahren haben müß-
te. Mehr unbekandte Zahlen konnt' ich aus
den gegebenen nicht heraus bringen, und ge-
wis, ich war weiter als meine arme Mutter,
die noch nicht einen Finger breit näher vor-
rücken konnte als sie ausgezogen. Meine
Besserung indessen vergnügte sie so sehr als
sie meinem Vater gleichgültig schien.


Kaum
L 5

Kugel im Munde, und ohne zwoͤlf Schuͤſſe
fuͤr ihr Gewehr großes und kleines —

Ich aber war voͤllig bey mir uͤberzeugt,
daß dieſer Brief daher kaͤme, wo man die
Spargel fruͤher als in Curland ißt, gleich
fruͤher in der freien Luft eine Pfeife rauchet,
den Wein mit der Hand aus der Quelle trin-
ket, und lange Manſchetten traͤgt —

Wenn man die Augen zuhaͤlt kann man
genauer und richtiger uͤberlegen. Zum Er-
finden muß man ſehen zum Anordnen kann
man blind ſeyn. Ein großer Kopf der ſehen
und blind ſeyn koͤnnte wenns die Umſtaͤnde
erfordern, muͤßte groͤßer als Homer werden.

Die Umſtaͤnde die mein Vater mit dem
feyerlich verbrandten Briefe machte, und
andere waͤhrend meiner Krankheit von ihm
verſtreuten Worte, brachten mich auf den
Gedanken, daß er von ſeiner Familie ſchlechte
unerwartete Nachrichten erfahren haben muͤß-
te. Mehr unbekandte Zahlen konnt’ ich aus
den gegebenen nicht heraus bringen, und ge-
wis, ich war weiter als meine arme Mutter,
die noch nicht einen Finger breit naͤher vor-
ruͤcken konnte als ſie ausgezogen. Meine
Beſſerung indeſſen vergnuͤgte ſie ſo ſehr als
ſie meinem Vater gleichguͤltig ſchien.


Kaum
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[167/0175] Kugel im Munde, und ohne zwoͤlf Schuͤſſe fuͤr ihr Gewehr großes und kleines — Ich aber war voͤllig bey mir uͤberzeugt, daß dieſer Brief daher kaͤme, wo man die Spargel fruͤher als in Curland ißt, gleich fruͤher in der freien Luft eine Pfeife rauchet, den Wein mit der Hand aus der Quelle trin- ket, und lange Manſchetten traͤgt — Wenn man die Augen zuhaͤlt kann man genauer und richtiger uͤberlegen. Zum Er- finden muß man ſehen zum Anordnen kann man blind ſeyn. Ein großer Kopf der ſehen und blind ſeyn koͤnnte wenns die Umſtaͤnde erfordern, muͤßte groͤßer als Homer werden. Die Umſtaͤnde die mein Vater mit dem feyerlich verbrandten Briefe machte, und andere waͤhrend meiner Krankheit von ihm verſtreuten Worte, brachten mich auf den Gedanken, daß er von ſeiner Familie ſchlechte unerwartete Nachrichten erfahren haben muͤß- te. Mehr unbekandte Zahlen konnt’ ich aus den gegebenen nicht heraus bringen, und ge- wis, ich war weiter als meine arme Mutter, die noch nicht einen Finger breit naͤher vor- ruͤcken konnte als ſie ausgezogen. Meine Beſſerung indeſſen vergnuͤgte ſie ſo ſehr als ſie meinem Vater gleichguͤltig ſchien. Kaum L 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/175>, abgerufen am 21.11.2024.