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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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alles Fingerdick in der Welt, das Gute und das
Böse. Harre auf den Herrn, deine Seele hof-
fe auf ihn, er wirds wohl machen. Gott zer-
schmeißet und seine Hand heilet. Aus sechs
Trübsalen wird er dich erretten, und in der sie-
benten wird dich kein Uebel rühren. Er
wird deine laße Hände stärken, damit du zu
deiner Predigt den Tackt schlagen könnest zur
rechten Zeit, und wenn deiner Seele widert,
den duncklen Weg zu gehen, den kein Vogel
entdeckt, und keines Geiers Auge gesehen,
wenn es stock finster ist, sey Gottes Wort
deine Leuchte und das Licht auf deinem We-
ge. Er! der den Winden den Weg wies,
führet seine Heiligen zwar wunderlich, doch
seelig. Unsere Kraft ist nicht steinern, unser
Fleisch nicht ehern, das weiß, der uns schuf,
und wird unser Lager leichtern und dir einen
D. Saft senden, wenn du kranck bist, und
einen Tröster, wenn deine Seele wimmert.
Nichts kann uns mehr verstimmen, als das
Geschrey kleiner Kinder! die leibliche Eltern
finden es unerträglich, denn die Erbsünde ists,
die aus dem Kinde schreyt, und sein Weinen
verräth Unverstand und Eigensinn. So ist
unser Weinen und Heulen dem lieben Gott --
Kindergeschrey!


Wer

alles Fingerdick in der Welt, das Gute und das
Boͤſe. Harre auf den Herrn, deine Seele hof-
fe auf ihn, er wirds wohl machen. Gott zer-
ſchmeißet und ſeine Hand heilet. Aus ſechs
Truͤbſalen wird er dich erretten, und in der ſie-
benten wird dich kein Uebel ruͤhren. Er
wird deine laße Haͤnde ſtaͤrken, damit du zu
deiner Predigt den Tackt ſchlagen koͤnneſt zur
rechten Zeit, und wenn deiner Seele widert,
den duncklen Weg zu gehen, den kein Vogel
entdeckt, und keines Geiers Auge geſehen,
wenn es ſtock finſter iſt, ſey Gottes Wort
deine Leuchte und das Licht auf deinem We-
ge. Er! der den Winden den Weg wies,
fuͤhret ſeine Heiligen zwar wunderlich, doch
ſeelig. Unſere Kraft iſt nicht ſteinern, unſer
Fleiſch nicht ehern, das weiß, der uns ſchuf,
und wird unſer Lager leichtern und dir einen
D. Saft ſenden, wenn du kranck biſt, und
einen Troͤſter, wenn deine Seele wimmert.
Nichts kann uns mehr verſtimmen, als das
Geſchrey kleiner Kinder! die leibliche Eltern
finden es unertraͤglich, denn die Erbſuͤnde iſts,
die aus dem Kinde ſchreyt, und ſein Weinen
verraͤth Unverſtand und Eigenſinn. So iſt
unſer Weinen und Heulen dem lieben Gott —
Kindergeſchrey!


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[300/0312] alles Fingerdick in der Welt, das Gute und das Boͤſe. Harre auf den Herrn, deine Seele hof- fe auf ihn, er wirds wohl machen. Gott zer- ſchmeißet und ſeine Hand heilet. Aus ſechs Truͤbſalen wird er dich erretten, und in der ſie- benten wird dich kein Uebel ruͤhren. Er wird deine laße Haͤnde ſtaͤrken, damit du zu deiner Predigt den Tackt ſchlagen koͤnneſt zur rechten Zeit, und wenn deiner Seele widert, den duncklen Weg zu gehen, den kein Vogel entdeckt, und keines Geiers Auge geſehen, wenn es ſtock finſter iſt, ſey Gottes Wort deine Leuchte und das Licht auf deinem We- ge. Er! der den Winden den Weg wies, fuͤhret ſeine Heiligen zwar wunderlich, doch ſeelig. Unſere Kraft iſt nicht ſteinern, unſer Fleiſch nicht ehern, das weiß, der uns ſchuf, und wird unſer Lager leichtern und dir einen D. Saft ſenden, wenn du kranck biſt, und einen Troͤſter, wenn deine Seele wimmert. Nichts kann uns mehr verſtimmen, als das Geſchrey kleiner Kinder! die leibliche Eltern finden es unertraͤglich, denn die Erbſuͤnde iſts, die aus dem Kinde ſchreyt, und ſein Weinen verraͤth Unverſtand und Eigenſinn. So iſt unſer Weinen und Heulen dem lieben Gott — Kindergeſchrey! Wer

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/312>, abgerufen am 22.11.2024.