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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Rock, sind wie eine alte Tresse und ein
neues Kleid, zusammengebrachte Kinder.
Schlucke nicht, und wenns auch Wasser wäre,
daß es aussiehet, als woltest du den Jordan
austrinken. Wilst du einen beständigen Gön-
ner haben, mache, daß er dir eine Wohlthat
erweiset, die bekannt wird im Volcke. Dies
bindet wie Kitt. Er läßt dich nicht, als ob
er von seinem Vorschuß Zinsen haben wolte.
Leihe dem Armen ohne Zinsen, dann bezahlt's
Gott. Lern ein Glas leeren, nur mit maas-
sen, damit du dich nicht aufreibst. Männer,
die an einer großen Tafel keinen Tropfen trin-
cken können; sehen aus wie Verschnittene
am Hochzeitstage. Sich am Wein warm
trincken, heißt menschlich werden. Wenn ich
mir zuweilen ein Schälchen nehme, ists mir,
als ob ich Menschenliebe getruncken hätte.
Ein böses Gewissen ist ein Ofen, der immer
raucht. Ein Gewitter ohne Regen. Es ist
Kläger, Richter, Hencker, in einer Person.
Die Nachtigal singt dir, du bist ein Dieb,
die Lerche, du hast gestohlen. Eine Krähe beißt
der andern die Augen nicht aus, und wo
der Bürgermeister ein Becker ist, backt man
das Brod klein. Wenn ich streiten solte, es
gäben im Stamme Levi keine zerbrochene

Töpfe

Rock, ſind wie eine alte Treſſe und ein
neues Kleid, zuſammengebrachte Kinder.
Schlucke nicht, und wenns auch Waſſer waͤre,
daß es ausſiehet, als wolteſt du den Jordan
austrinken. Wilſt du einen beſtaͤndigen Goͤn-
ner haben, mache, daß er dir eine Wohlthat
erweiſet, die bekannt wird im Volcke. Dies
bindet wie Kitt. Er laͤßt dich nicht, als ob
er von ſeinem Vorſchuß Zinſen haben wolte.
Leihe dem Armen ohne Zinſen, dann bezahlt’s
Gott. Lern ein Glas leeren, nur mit maaſ-
ſen, damit du dich nicht aufreibſt. Maͤnner,
die an einer großen Tafel keinen Tropfen trin-
cken koͤnnen; ſehen aus wie Verſchnittene
am Hochzeitstage. Sich am Wein warm
trincken, heißt menſchlich werden. Wenn ich
mir zuweilen ein Schaͤlchen nehme, iſts mir,
als ob ich Menſchenliebe getruncken haͤtte.
Ein boͤſes Gewiſſen iſt ein Ofen, der immer
raucht. Ein Gewitter ohne Regen. Es iſt
Klaͤger, Richter, Hencker, in einer Perſon.
Die Nachtigal ſingt dir, du biſt ein Dieb,
die Lerche, du haſt geſtohlen. Eine Kraͤhe beißt
der andern die Augen nicht aus, und wo
der Buͤrgermeiſter ein Becker iſt, backt man
das Brod klein. Wenn ich ſtreiten ſolte, es
gaͤben im Stamme Levi keine zerbrochene

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[310/0322] Rock, ſind wie eine alte Treſſe und ein neues Kleid, zuſammengebrachte Kinder. Schlucke nicht, und wenns auch Waſſer waͤre, daß es ausſiehet, als wolteſt du den Jordan austrinken. Wilſt du einen beſtaͤndigen Goͤn- ner haben, mache, daß er dir eine Wohlthat erweiſet, die bekannt wird im Volcke. Dies bindet wie Kitt. Er laͤßt dich nicht, als ob er von ſeinem Vorſchuß Zinſen haben wolte. Leihe dem Armen ohne Zinſen, dann bezahlt’s Gott. Lern ein Glas leeren, nur mit maaſ- ſen, damit du dich nicht aufreibſt. Maͤnner, die an einer großen Tafel keinen Tropfen trin- cken koͤnnen; ſehen aus wie Verſchnittene am Hochzeitstage. Sich am Wein warm trincken, heißt menſchlich werden. Wenn ich mir zuweilen ein Schaͤlchen nehme, iſts mir, als ob ich Menſchenliebe getruncken haͤtte. Ein boͤſes Gewiſſen iſt ein Ofen, der immer raucht. Ein Gewitter ohne Regen. Es iſt Klaͤger, Richter, Hencker, in einer Perſon. Die Nachtigal ſingt dir, du biſt ein Dieb, die Lerche, du haſt geſtohlen. Eine Kraͤhe beißt der andern die Augen nicht aus, und wo der Buͤrgermeiſter ein Becker iſt, backt man das Brod klein. Wenn ich ſtreiten ſolte, es gaͤben im Stamme Levi keine zerbrochene Toͤpfe

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/322>, abgerufen am 22.11.2024.