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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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wie Herr v -- sich ausdruckte, frölich: denn
er schrieb ihm folgendes Certificat, das er
einen christlichen offenen Wechsel nanndte:
"Da der Clas -- -- das Unglück gehabt
"zu stranden, und alles werthe Seinige ein-
"zubüßen; so wird ihm nicht nur Gottessee-
"gen zu seinem künftigen Fortkommen von
"mir herzlich gegönnt, sondern auch jeder
"dem dieser offene Brief vorgezeiget wird, er-
"sucht, ihm christlich fortzuhelfen und ihm,
"so viel er kann, unter die Arme zu greifen,
"wohl bedenkend, daß, wer dem Armen hilft,
"dem Herrn leihe, der es ihm zu Wasser
"oder Lande verdoppeln kann und wird, als
"welches ich dem armen Clas -- aus christ-
"licher Liebe anwünsche" Den Herrn v --
möcht ich fluchen hören, sagte Clas -- und
sah seinen Käse an. Der Holländer hatte
keinen Steinschmerz -- Wer sich als abge-
brandt und beraubt angiebt, um Leute warm-
herzig zu machen, und sie zum Mitleiden zu
betrügen, ist ärger, als ein Räuber und
Brandstifter! Wehe dem, der auf diese Art
Brandschatzung ausschreibt. Er bestiehlt
nicht den Menschen, sondern die Menschheit.
Sorge nicht für den andern Morgen, es ist
genug, daß ein jeder Tag seine eigene Plage

habe.
X 3

wie Herr v — ſich ausdruckte, froͤlich: denn
er ſchrieb ihm folgendes Certificat, das er
einen chriſtlichen offenen Wechſel nanndte:
„Da der Clas — — das Ungluͤck gehabt
„zu ſtranden, und alles werthe Seinige ein-
„zubuͤßen; ſo wird ihm nicht nur Gottesſee-
„gen zu ſeinem kuͤnftigen Fortkommen von
„mir herzlich gegoͤnnt, ſondern auch jeder
„dem dieſer offene Brief vorgezeiget wird, er-
„ſucht, ihm chriſtlich fortzuhelfen und ihm,
„ſo viel er kann, unter die Arme zu greifen,
„wohl bedenkend, daß, wer dem Armen hilft,
„dem Herrn leihe, der es ihm zu Waſſer
„oder Lande verdoppeln kann und wird, als
„welches ich dem armen Clas — aus chriſt-
„licher Liebe anwuͤnſche„ Den Herrn v —
moͤcht ich fluchen hoͤren, ſagte Clas — und
ſah ſeinen Kaͤſe an. Der Hollaͤnder hatte
keinen Steinſchmerz — Wer ſich als abge-
brandt und beraubt angiebt, um Leute warm-
herzig zu machen, und ſie zum Mitleiden zu
betruͤgen, iſt aͤrger, als ein Raͤuber und
Brandſtifter! Wehe dem, der auf dieſe Art
Brandſchatzung ausſchreibt. Er beſtiehlt
nicht den Menſchen, ſondern die Menſchheit.
Sorge nicht fuͤr den andern Morgen, es iſt
genug, daß ein jeder Tag ſeine eigene Plage

habe.
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[323/0335] wie Herr v — ſich ausdruckte, froͤlich: denn er ſchrieb ihm folgendes Certificat, das er einen chriſtlichen offenen Wechſel nanndte: „Da der Clas — — das Ungluͤck gehabt „zu ſtranden, und alles werthe Seinige ein- „zubuͤßen; ſo wird ihm nicht nur Gottesſee- „gen zu ſeinem kuͤnftigen Fortkommen von „mir herzlich gegoͤnnt, ſondern auch jeder „dem dieſer offene Brief vorgezeiget wird, er- „ſucht, ihm chriſtlich fortzuhelfen und ihm, „ſo viel er kann, unter die Arme zu greifen, „wohl bedenkend, daß, wer dem Armen hilft, „dem Herrn leihe, der es ihm zu Waſſer „oder Lande verdoppeln kann und wird, als „welches ich dem armen Clas — aus chriſt- „licher Liebe anwuͤnſche„ Den Herrn v — moͤcht ich fluchen hoͤren, ſagte Clas — und ſah ſeinen Kaͤſe an. Der Hollaͤnder hatte keinen Steinſchmerz — Wer ſich als abge- brandt und beraubt angiebt, um Leute warm- herzig zu machen, und ſie zum Mitleiden zu betruͤgen, iſt aͤrger, als ein Raͤuber und Brandſtifter! Wehe dem, der auf dieſe Art Brandſchatzung ausſchreibt. Er beſtiehlt nicht den Menſchen, ſondern die Menſchheit. Sorge nicht fuͤr den andern Morgen, es iſt genug, daß ein jeder Tag ſeine eigene Plage habe. X 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/335>, abgerufen am 22.11.2024.