Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Er will gutes thun, ohne daß es ihn einen
Heller kostet; allein der Geitz ist auch hier
die Wurzel alles Uebels. Verbürge dich
nicht, bezahl lieber für den Dürftigen; so
hast du einen freyen Kopf und ein freyes
Herz. Schreib deinen Vornamen nicht aus,
damit die Leute das A für Adam, Abraham,
und andere biblische Namen halten. Streue
nicht auf fremden Acker, wenn du wilst ernd-
ten siebenfältig. Ich habe noch nie gesehen
den Gerechten verlassen und seine Kinder nach
Brod gehen. Wenn du Obst gegessen, nimm
ein wenig Brodt, ehe du trinkest. Man sagt,
es sey Wahn, allein es hilft. Wenn du des
Nachts reitest, nimm einen Schimmel; er dient
dir zur Laterne. Neckereien machen gewitzt,
Erfahrungen klug, Noth lehrt beten. Sieh
nicht aufs Handgeld, sondern auf den Herrn.
Der Teufel giebt Silberlinge, allein das Ende
ist Verzweiflung. Hüte dich vor Proceße in
Curland, Gott weiß! wie es anders wo ist,
denn am Ende heißts, Esaias im acht und
zwanzigsten Capittel im zehnten Vers: ge-
beut hin, gebeut her, gebeut hin, gebeut
her, harre hie, harre da, harre hie, harre
da, hie ein wenig, da ein wenig. Wer Ge-
walt übet bey Gericht, schändet sein Mündel,

das
Y

Er will gutes thun, ohne daß es ihn einen
Heller koſtet; allein der Geitz iſt auch hier
die Wurzel alles Uebels. Verbuͤrge dich
nicht, bezahl lieber fuͤr den Duͤrftigen; ſo
haſt du einen freyen Kopf und ein freyes
Herz. Schreib deinen Vornamen nicht aus,
damit die Leute das A fuͤr Adam, Abraham,
und andere bibliſche Namen halten. Streue
nicht auf fremden Acker, wenn du wilſt ernd-
ten ſiebenfaͤltig. Ich habe noch nie geſehen
den Gerechten verlaſſen und ſeine Kinder nach
Brod gehen. Wenn du Obſt gegeſſen, nimm
ein wenig Brodt, ehe du trinkeſt. Man ſagt,
es ſey Wahn, allein es hilft. Wenn du des
Nachts reiteſt, nimm einen Schimmel; er dient
dir zur Laterne. Neckereien machen gewitzt,
Erfahrungen klug, Noth lehrt beten. Sieh
nicht aufs Handgeld, ſondern auf den Herrn.
Der Teufel giebt Silberlinge, allein das Ende
iſt Verzweiflung. Huͤte dich vor Proceße in
Curland, Gott weiß! wie es anders wo iſt,
denn am Ende heißts, Eſaias im acht und
zwanzigſten Capittel im zehnten Vers: ge-
beut hin, gebeut her, gebeut hin, gebeut
her, harre hie, harre da, harre hie, harre
da, hie ein wenig, da ein wenig. Wer Ge-
walt uͤbet bey Gericht, ſchaͤndet ſein Muͤndel,

das
Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="335"/>
Er will gutes thun, ohne daß es ihn einen<lb/>
Heller ko&#x017F;tet; allein der Geitz i&#x017F;t auch hier<lb/>
die Wurzel alles Uebels. Verbu&#x0364;rge dich<lb/>
nicht, bezahl lieber fu&#x0364;r den Du&#x0364;rftigen; &#x017F;o<lb/>
ha&#x017F;t du einen freyen Kopf und ein freyes<lb/>
Herz. Schreib deinen Vornamen nicht aus,<lb/>
damit die Leute das A fu&#x0364;r Adam, Abraham,<lb/>
und andere bibli&#x017F;che Namen halten. Streue<lb/>
nicht auf fremden Acker, wenn du wil&#x017F;t ernd-<lb/>
ten &#x017F;iebenfa&#x0364;ltig. Ich habe noch nie ge&#x017F;ehen<lb/>
den Gerechten verla&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eine Kinder nach<lb/>
Brod gehen. Wenn du Ob&#x017F;t gege&#x017F;&#x017F;en, nimm<lb/>
ein wenig Brodt, ehe du trinke&#x017F;t. Man &#x017F;agt,<lb/>
es &#x017F;ey Wahn, allein es hilft. Wenn du des<lb/>
Nachts reite&#x017F;t, nimm einen Schimmel; er dient<lb/>
dir zur Laterne. Neckereien machen gewitzt,<lb/>
Erfahrungen klug, Noth lehrt beten. Sieh<lb/>
nicht aufs Handgeld, &#x017F;ondern auf den Herrn.<lb/>
Der Teufel giebt Silberlinge, allein das Ende<lb/>
i&#x017F;t Verzweiflung. Hu&#x0364;te dich vor Proceße in<lb/>
Curland, Gott weiß! wie es anders wo i&#x017F;t,<lb/>
denn am Ende heißts, E&#x017F;aias im acht und<lb/>
zwanzig&#x017F;ten Capittel im zehnten Vers: ge-<lb/>
beut hin, gebeut her, gebeut hin, gebeut<lb/>
her, harre hie, harre da, harre hie, harre<lb/>
da, hie ein wenig, da ein wenig. Wer Ge-<lb/>
walt u&#x0364;bet bey Gericht, &#x017F;cha&#x0364;ndet &#x017F;ein Mu&#x0364;ndel,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0347] Er will gutes thun, ohne daß es ihn einen Heller koſtet; allein der Geitz iſt auch hier die Wurzel alles Uebels. Verbuͤrge dich nicht, bezahl lieber fuͤr den Duͤrftigen; ſo haſt du einen freyen Kopf und ein freyes Herz. Schreib deinen Vornamen nicht aus, damit die Leute das A fuͤr Adam, Abraham, und andere bibliſche Namen halten. Streue nicht auf fremden Acker, wenn du wilſt ernd- ten ſiebenfaͤltig. Ich habe noch nie geſehen den Gerechten verlaſſen und ſeine Kinder nach Brod gehen. Wenn du Obſt gegeſſen, nimm ein wenig Brodt, ehe du trinkeſt. Man ſagt, es ſey Wahn, allein es hilft. Wenn du des Nachts reiteſt, nimm einen Schimmel; er dient dir zur Laterne. Neckereien machen gewitzt, Erfahrungen klug, Noth lehrt beten. Sieh nicht aufs Handgeld, ſondern auf den Herrn. Der Teufel giebt Silberlinge, allein das Ende iſt Verzweiflung. Huͤte dich vor Proceße in Curland, Gott weiß! wie es anders wo iſt, denn am Ende heißts, Eſaias im acht und zwanzigſten Capittel im zehnten Vers: ge- beut hin, gebeut her, gebeut hin, gebeut her, harre hie, harre da, harre hie, harre da, hie ein wenig, da ein wenig. Wer Ge- walt uͤbet bey Gericht, ſchaͤndet ſein Muͤndel, das Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/347
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/347>, abgerufen am 22.11.2024.