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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Wer Urtheilskraft besitzet, theilt die Felder
ein, säet und umzäunet. Der Witzige ver-
gleicht, der philosophische Richter verknüpft
oder trennt. Der Witzige macht allem, was
schön ist, die Aufwartung. Der Philosoph ist
für Verlobung und Beylager, und was er
zusammengefügt hat, soll der Witz nicht schei-
den. Der Mensch ist stumpf, heißt: er hat
nicht Witz. Der Mensch ist dumm, heißt:
er hat nicht Urtheil.
Herr v. G. Setzt man nicht Kopf dazu,
Dummkopf, Stumpfkopf? --
Vater. Ja! allein sehr unrichtig. Man
entweiht den Namen Kopf, denn er deutet
Scharfsinn an. Das ist ein Kopf, heißt:
er ist scharfsinnig. Es ist kein Kopf, heißt:
er ist es nicht.
Ich. Aber, Vater! wenn man von ei-
nem Kinde sagt: es hat einen Kopf?
Vater. Ein Kopf seyn, und einen Kopf
haben, ist zweyerley. Beym Kopf seyn, fin-
girt man sich, der Mann sey lauter Kopf,
a potiori fit denominatio. Einen Kopf hat
jeder --
Ich. Aber, Vater! in welchem Jahr stellt
sich denn der Scharfsinn ein, und wenn kann
man
B b
Wer Urtheilskraft beſitzet, theilt die Felder
ein, ſaͤet und umzaͤunet. Der Witzige ver-
gleicht, der philoſophiſche Richter verknuͤpft
oder trennt. Der Witzige macht allem, was
ſchoͤn iſt, die Aufwartung. Der Philoſoph iſt
fuͤr Verlobung und Beylager, und was er
zuſammengefuͤgt hat, ſoll der Witz nicht ſchei-
den. Der Menſch iſt ſtumpf, heißt: er hat
nicht Witz. Der Menſch iſt dumm, heißt:
er hat nicht Urtheil.
Herr v. G. Setzt man nicht Kopf dazu,
Dummkopf, Stumpfkopf? —
Vater. Ja! allein ſehr unrichtig. Man
entweiht den Namen Kopf, denn er deutet
Scharfſinn an. Das iſt ein Kopf, heißt:
er iſt ſcharfſinnig. Es iſt kein Kopf, heißt:
er iſt es nicht.
Ich. Aber, Vater! wenn man von ei-
nem Kinde ſagt: es hat einen Kopf?
Vater. Ein Kopf ſeyn, und einen Kopf
haben, iſt zweyerley. Beym Kopf ſeyn, fin-
girt man ſich, der Mann ſey lauter Kopf,
a potiori fit denominatio. Einen Kopf hat
jeder —
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ſich denn der Scharfſinn ein, und wenn kann
man
B b
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[383/0395] Wer Urtheilskraft beſitzet, theilt die Felder ein, ſaͤet und umzaͤunet. Der Witzige ver- gleicht, der philoſophiſche Richter verknuͤpft oder trennt. Der Witzige macht allem, was ſchoͤn iſt, die Aufwartung. Der Philoſoph iſt fuͤr Verlobung und Beylager, und was er zuſammengefuͤgt hat, ſoll der Witz nicht ſchei- den. Der Menſch iſt ſtumpf, heißt: er hat nicht Witz. Der Menſch iſt dumm, heißt: er hat nicht Urtheil. Herr v. G. Setzt man nicht Kopf dazu, Dummkopf, Stumpfkopf? — Vater. Ja! allein ſehr unrichtig. Man entweiht den Namen Kopf, denn er deutet Scharfſinn an. Das iſt ein Kopf, heißt: er iſt ſcharfſinnig. Es iſt kein Kopf, heißt: er iſt es nicht. Ich. Aber, Vater! wenn man von ei- nem Kinde ſagt: es hat einen Kopf? Vater. Ein Kopf ſeyn, und einen Kopf haben, iſt zweyerley. Beym Kopf ſeyn, fin- girt man ſich, der Mann ſey lauter Kopf, a potiori fit denominatio. Einen Kopf hat jeder — Ich. Aber, Vater! in welchem Jahr ſtellt ſich denn der Scharfſinn ein, und wenn kann man B b

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/395>, abgerufen am 25.11.2024.