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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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tenreichste. Ein Gereißter lobt in seinem
Vaterlande die Fremde, in der Fremde sein
Vaterland. Die Faulheit ist oft der Sporn
des Fleißes: die künftige Gemächlichkeit,
nicht das Edle der Arbeit, treibt. Kein Sohn
läßt den Vater begraben, ohne vorher die
Nachlaßbalance zu ziehen, und die Bücher zu
schließen, und wenn auch der Verstand zu-
weilen Recht sprechen will, das Selbst ver-
tritt ihm den Weg Rechtens. Je mehr man
dieses ich versteckt, je mehr Welt hat man.
Die Selbstschätzung besteht nur darinn, daß
uns andere nicht gering schätzen. So gar
wenn man in Gesellschaften sich selbst tadelt,
ists verdrießlich, man will lieber mit einem
Tubus nach Sternen sehen, und aus einem
indifferenten Standpunckt die Welt betrach-
ten, als andere Leute ich aussprechen hören.
Man glaubt dieses ich spotte uns nach, und
mache uns Männchen. Der Mensch ist
zum Tausch gebohren, er möchte seinen
Stand, seine Seele, seinen Leih, nur nicht
sein ich vertauschen. -- Wenn man ein Buch
schreibt, kann man ich brauchen, ohne daß es
so übel genommen wird, denn die größten
Dinge sind durch Selbstbilligung entstanden.
Diese wirft ein Licht auf alle Gegenstände,
die
tenreichſte. Ein Gereißter lobt in ſeinem
Vaterlande die Fremde, in der Fremde ſein
Vaterland. Die Faulheit iſt oft der Sporn
des Fleißes: die kuͤnftige Gemaͤchlichkeit,
nicht das Edle der Arbeit, treibt. Kein Sohn
laͤßt den Vater begraben, ohne vorher die
Nachlaßbalance zu ziehen, und die Buͤcher zu
ſchließen, und wenn auch der Verſtand zu-
weilen Recht ſprechen will, das Selbſt ver-
tritt ihm den Weg Rechtens. Je mehr man
dieſes ich verſteckt, je mehr Welt hat man.
Die Selbſtſchaͤtzung beſteht nur darinn, daß
uns andere nicht gering ſchaͤtzen. So gar
wenn man in Geſellſchaften ſich ſelbſt tadelt,
iſts verdrießlich, man will lieber mit einem
Tubus nach Sternen ſehen, und aus einem
indifferenten Standpunckt die Welt betrach-
ten, als andere Leute ich ausſprechen hoͤren.
Man glaubt dieſes ich ſpotte uns nach, und
mache uns Maͤnnchen. Der Menſch iſt
zum Tauſch gebohren, er moͤchte ſeinen
Stand, ſeine Seele, ſeinen Leih, nur nicht
ſein ich vertauſchen. — Wenn man ein Buch
ſchreibt, kann man ich brauchen, ohne daß es
ſo uͤbel genommen wird, denn die groͤßten
Dinge ſind durch Selbſtbilligung entſtanden.
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die
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[397/0409] tenreichſte. Ein Gereißter lobt in ſeinem Vaterlande die Fremde, in der Fremde ſein Vaterland. Die Faulheit iſt oft der Sporn des Fleißes: die kuͤnftige Gemaͤchlichkeit, nicht das Edle der Arbeit, treibt. Kein Sohn laͤßt den Vater begraben, ohne vorher die Nachlaßbalance zu ziehen, und die Buͤcher zu ſchließen, und wenn auch der Verſtand zu- weilen Recht ſprechen will, das Selbſt ver- tritt ihm den Weg Rechtens. Je mehr man dieſes ich verſteckt, je mehr Welt hat man. Die Selbſtſchaͤtzung beſteht nur darinn, daß uns andere nicht gering ſchaͤtzen. So gar wenn man in Geſellſchaften ſich ſelbſt tadelt, iſts verdrießlich, man will lieber mit einem Tubus nach Sternen ſehen, und aus einem indifferenten Standpunckt die Welt betrach- ten, als andere Leute ich ausſprechen hoͤren. Man glaubt dieſes ich ſpotte uns nach, und mache uns Maͤnnchen. Der Menſch iſt zum Tauſch gebohren, er moͤchte ſeinen Stand, ſeine Seele, ſeinen Leih, nur nicht ſein ich vertauſchen. — Wenn man ein Buch ſchreibt, kann man ich brauchen, ohne daß es ſo uͤbel genommen wird, denn die groͤßten Dinge ſind durch Selbſtbilligung entſtanden. Dieſe wirft ein Licht auf alle Gegenſtaͤnde, die

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/409>, abgerufen am 24.11.2024.