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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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gleich ist, ich selbst hab's bald groß bald
klein -- oft Augenfinsternis --
Pastor. Wenn die Augenlieder weiter
aufgethan sind, als gewöhnlich, ist der Mensch
heiter -- froh. Wenn er einen großen Ge-
dancken fast, sind die Augen nur halb offen,
zum Zeichen, daß dieser Gedancke von innen
komme, und daß man ihn da gern sehen
möchte, wenns möglich wäre.
Herr v. G. Aber wieder was von der Liebe,
Pastor, mir zur Ehre, denn da hab ich Sitz
und Stimme. Was ist hübsch?
Pastor. Was ohne Reitz gefällt. Viele
Mädchen haben Reitze, die nicht hübsch
sind -- bey einem hübschen Mädchen ersetzt
die Natur, die Geschlechterneigung, das Feh-
lende. Reitz gehört zur Liebe. Rührung
zur Furcht, zur Achtung.
Herr v. G. Ich glaub, das andre Ge-
schlecht ist nie so häßlich, als das Unsrige:
wer die Häßlichkeit nicht verzeichnen will, muß
eine Mannsperson wählen, und doch flieht
alles ein altes Weib. Einem alten Mann
giebt man eher die Hand, wie kommt das?
Pastor. Man vergleicht ein Weib mit
Weibern, kein Wunder, wenn es verliert.
Man laße aber einen alten Kerl Weibsklei-
der
D d 5
gleich iſt, ich ſelbſt hab’s bald groß bald
klein — oft Augenfinſternis —
Paſtor. Wenn die Augenlieder weiter
aufgethan ſind, als gewoͤhnlich, iſt der Menſch
heiter — froh. Wenn er einen großen Ge-
dancken faſt, ſind die Augen nur halb offen,
zum Zeichen, daß dieſer Gedancke von innen
komme, und daß man ihn da gern ſehen
moͤchte, wenns moͤglich waͤre.
Herr v. G. Aber wieder was von der Liebe,
Paſtor, mir zur Ehre, denn da hab ich Sitz
und Stimme. Was iſt huͤbſch?
Paſtor. Was ohne Reitz gefaͤllt. Viele
Maͤdchen haben Reitze, die nicht huͤbſch
ſind — bey einem huͤbſchen Maͤdchen erſetzt
die Natur, die Geſchlechterneigung, das Feh-
lende. Reitz gehoͤrt zur Liebe. Ruͤhrung
zur Furcht, zur Achtung.
Herr v. G. Ich glaub, das andre Ge-
ſchlecht iſt nie ſo haͤßlich, als das Unſrige:
wer die Haͤßlichkeit nicht verzeichnen will, muß
eine Mannsperſon waͤhlen, und doch flieht
alles ein altes Weib. Einem alten Mann
giebt man eher die Hand, wie kommt das?
Paſtor. Man vergleicht ein Weib mit
Weibern, kein Wunder, wenn es verliert.
Man laße aber einen alten Kerl Weibsklei-
der
D d 5
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[423/0435] gleich iſt, ich ſelbſt hab’s bald groß bald klein — oft Augenfinſternis — Paſtor. Wenn die Augenlieder weiter aufgethan ſind, als gewoͤhnlich, iſt der Menſch heiter — froh. Wenn er einen großen Ge- dancken faſt, ſind die Augen nur halb offen, zum Zeichen, daß dieſer Gedancke von innen komme, und daß man ihn da gern ſehen moͤchte, wenns moͤglich waͤre. Herr v. G. Aber wieder was von der Liebe, Paſtor, mir zur Ehre, denn da hab ich Sitz und Stimme. Was iſt huͤbſch? Paſtor. Was ohne Reitz gefaͤllt. Viele Maͤdchen haben Reitze, die nicht huͤbſch ſind — bey einem huͤbſchen Maͤdchen erſetzt die Natur, die Geſchlechterneigung, das Feh- lende. Reitz gehoͤrt zur Liebe. Ruͤhrung zur Furcht, zur Achtung. Herr v. G. Ich glaub, das andre Ge- ſchlecht iſt nie ſo haͤßlich, als das Unſrige: wer die Haͤßlichkeit nicht verzeichnen will, muß eine Mannsperſon waͤhlen, und doch flieht alles ein altes Weib. Einem alten Mann giebt man eher die Hand, wie kommt das? Paſtor. Man vergleicht ein Weib mit Weibern, kein Wunder, wenn es verliert. Man laße aber einen alten Kerl Weibsklei- der D d 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/435>, abgerufen am 24.11.2024.