Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Ich. Die gnädige Frau sagen da einen großen Gedanken! Der Sündenfall war der erste Zaun. -- Frau v. W. Jetzt können wir schwerlich uns ohne Zaun behelfen. Er kann sich aber almählig verlieren -- und dann laß ich ihn gelten. Hecken sind mir weit unaussteh- licher. Ich. Ein lebendiger Zaun! Frau v. W. Ein schönes Leben, das unter der Scheere des Gärtners steht. Mir kommt jede Hecke wie ein Tanzboden vor, man lehrt die armen Bäume die Beine gerade setzen, in die Queer treten, Brust heraus, und an- dere Poßen mehr -- und wenn man noch dazu Hecken an seine Fenster anlegt, ists mir völlig unerträglich. Ich habe einen Amtmann, der sich eine Fensterhecke von ei- nem armen Feigenbaum gemacht hat. Die Kleine da sagte, der Feigenbaum sey ans Kreutz geschlagen. Kleine. War ers denn nicht, gnädige? Frau v. W. Ja, mein Herz. Kleine. Und ganz unschuldig. Frau v. W. Ganz -- Ich.
Ich. Die gnaͤdige Frau ſagen da einen großen Gedanken! Der Suͤndenfall war der erſte Zaun. — Frau v. W. Jetzt koͤnnen wir ſchwerlich uns ohne Zaun behelfen. Er kann ſich aber almaͤhlig verlieren — und dann laß ich ihn gelten. Hecken ſind mir weit unausſteh- licher. Ich. Ein lebendiger Zaun! Frau v. W. Ein ſchoͤnes Leben, das unter der Scheere des Gaͤrtners ſteht. Mir kommt jede Hecke wie ein Tanzboden vor, man lehrt die armen Baͤume die Beine gerade ſetzen, in die Queer treten, Bruſt heraus, und an- dere Poßen mehr — und wenn man noch dazu Hecken an ſeine Fenſter anlegt, iſts mir voͤllig unertraͤglich. Ich habe einen Amtmann, der ſich eine Fenſterhecke von ei- nem armen Feigenbaum gemacht hat. Die Kleine da ſagte, der Feigenbaum ſey ans Kreutz geſchlagen. Kleine. War ers denn nicht, gnaͤdige? Frau v. W. Ja, mein Herz. Kleine. Und ganz unſchuldig. Frau v. W. Ganz — Ich.
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Frau v. W. Jetzt koͤnnen wir ſchwerlich
uns ohne Zaun behelfen. Er kann ſich aber
almaͤhlig verlieren — und dann laß ich ihn
gelten. Hecken ſind mir weit unausſteh-
licher.
Ich. Ein lebendiger Zaun!
Frau v. W. Ein ſchoͤnes Leben, das unter
der Scheere des Gaͤrtners ſteht. Mir kommt
jede Hecke wie ein Tanzboden vor, man lehrt
die armen Baͤume die Beine gerade ſetzen,
in die Queer treten, Bruſt heraus, und an-
dere Poßen mehr — und wenn man noch
dazu Hecken an ſeine Fenſter anlegt, iſts
mir voͤllig unertraͤglich. Ich habe einen
Amtmann, der ſich eine Fenſterhecke von ei-
nem armen Feigenbaum gemacht hat. Die
Kleine da ſagte, der Feigenbaum ſey ans
Kreutz geſchlagen.
Kleine. War ers denn nicht, gnaͤdige?
Frau v. W. Ja, mein Herz.
Kleine. Und ganz unſchuldig.
Frau v. W. Ganz —
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