Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

auch nur setzte sie hinzu der grünen rothen
und blauen Grenzzeichen und Fänchen hal-
ber. Diese Autorzeichen brachten sie auf die
Tintarten, welche sie all so wie eine Mehl-
und Milchspeise oder Grütze anrichten zu kön-
nen vorgab. Mein seeliger Grosvater, sagte
sie, konnte ohne alle diese Tinten kein Concept
zur Predigt vollenden: Mein seeliger Vater
brauchte nur die rothe und jetzt bin ich bis
auf die schwarze und auch die (mein Vater
war die ganze Zeit abwesend) wird wenig ge-
braucht, außer Uebung.

Der hochseelige Mann Paul Gerhard
hat das feistkingsche Exemplar mit allem Fleiß
revidirt. Sein letzter Federstrich war in die-
ses Buch und eben schrieb ein Erzengel

seinen Namen aufs beste
ins Buch des Lebens ein

Ich habe die Vorrede des Herrn Feist-
king
nicht gelesen sondern nur in ein ander
Buch eingebrockt gefunden; indessen gehört
es eben nicht zum Stern und Kern dieser
Vorrede daß Paul Gerhard daselbst mit dem
D. Martin Luther proclamiret und gepaaret
worden und daß man so gar (unter uns ge-
sagt) den Wunsch äußert daß Gerhard dem
D. Martin Luther beim Reformations Werk

gehol-

auch nur ſetzte ſie hinzu der gruͤnen rothen
und blauen Grenzzeichen und Faͤnchen hal-
ber. Dieſe Autorzeichen brachten ſie auf die
Tintarten, welche ſie all ſo wie eine Mehl-
und Milchſpeiſe oder Gruͤtze anrichten zu koͤn-
nen vorgab. Mein ſeeliger Grosvater, ſagte
ſie, konnte ohne alle dieſe Tinten kein Concept
zur Predigt vollenden: Mein ſeeliger Vater
brauchte nur die rothe und jetzt bin ich bis
auf die ſchwarze und auch die (mein Vater
war die ganze Zeit abweſend) wird wenig ge-
braucht, außer Uebung.

Der hochſeelige Mann Paul Gerhard
hat das feiſtkingſche Exemplar mit allem Fleiß
revidirt. Sein letzter Federſtrich war in die-
ſes Buch und eben ſchrieb ein Erzengel

ſeinen Namen aufs beſte
ins Buch des Lebens ein

Ich habe die Vorrede des Herrn Feiſt-
king
nicht geleſen ſondern nur in ein ander
Buch eingebrockt gefunden; indeſſen gehoͤrt
es eben nicht zum Stern und Kern dieſer
Vorrede daß Paul Gerhard daſelbſt mit dem
D. Martin Luther proclamiret und gepaaret
worden und daß man ſo gar (unter uns ge-
ſagt) den Wunſch aͤußert daß Gerhard dem
D. Martin Luther beim Reformations Werk

gehol-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="40"/>
auch nur &#x017F;etzte &#x017F;ie hinzu der gru&#x0364;nen rothen<lb/>
und blauen Grenzzeichen und Fa&#x0364;nchen hal-<lb/>
ber. Die&#x017F;e Autorzeichen brachten &#x017F;ie auf die<lb/>
Tintarten, welche &#x017F;ie all &#x017F;o wie eine Mehl-<lb/>
und Milch&#x017F;pei&#x017F;e oder Gru&#x0364;tze anrichten zu ko&#x0364;n-<lb/>
nen vorgab. Mein &#x017F;eeliger Grosvater, &#x017F;agte<lb/>
&#x017F;ie, konnte ohne alle die&#x017F;e Tinten kein Concept<lb/>
zur Predigt vollenden: Mein &#x017F;eeliger Vater<lb/>
brauchte nur die rothe und jetzt bin ich bis<lb/>
auf die &#x017F;chwarze und auch die (mein Vater<lb/>
war die ganze Zeit abwe&#x017F;end) wird wenig ge-<lb/>
braucht, außer Uebung.</p><lb/>
        <p>Der hoch&#x017F;eelige Mann <hi rendition="#fr">Paul Gerhard</hi><lb/>
hat das fei&#x017F;tking&#x017F;che Exemplar mit allem Fleiß<lb/>
revidirt. Sein letzter Feder&#x017F;trich war in die-<lb/>
&#x017F;es Buch und eben &#x017F;chrieb ein Erzengel</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x017F;einen Namen aufs be&#x017F;te</l><lb/>
          <l>ins Buch des Lebens ein</l>
        </lg><lb/>
        <p>Ich habe die Vorrede des Herrn <hi rendition="#fr">Fei&#x017F;t-<lb/>
king</hi> nicht gele&#x017F;en &#x017F;ondern nur in ein ander<lb/>
Buch eingebrockt gefunden; inde&#x017F;&#x017F;en geho&#x0364;rt<lb/>
es eben nicht zum <hi rendition="#fr">Stern</hi> und <hi rendition="#fr">Kern</hi> die&#x017F;er<lb/>
Vorrede daß Paul Gerhard da&#x017F;elb&#x017F;t mit dem<lb/>
D. Martin Luther proclamiret und gepaaret<lb/>
worden und daß man &#x017F;o gar (unter uns ge-<lb/>
&#x017F;agt) den Wun&#x017F;ch a&#x0364;ußert daß Gerhard dem<lb/>
D. Martin Luther beim Reformations Werk<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehol-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0048] auch nur ſetzte ſie hinzu der gruͤnen rothen und blauen Grenzzeichen und Faͤnchen hal- ber. Dieſe Autorzeichen brachten ſie auf die Tintarten, welche ſie all ſo wie eine Mehl- und Milchſpeiſe oder Gruͤtze anrichten zu koͤn- nen vorgab. Mein ſeeliger Grosvater, ſagte ſie, konnte ohne alle dieſe Tinten kein Concept zur Predigt vollenden: Mein ſeeliger Vater brauchte nur die rothe und jetzt bin ich bis auf die ſchwarze und auch die (mein Vater war die ganze Zeit abweſend) wird wenig ge- braucht, außer Uebung. Der hochſeelige Mann Paul Gerhard hat das feiſtkingſche Exemplar mit allem Fleiß revidirt. Sein letzter Federſtrich war in die- ſes Buch und eben ſchrieb ein Erzengel ſeinen Namen aufs beſte ins Buch des Lebens ein Ich habe die Vorrede des Herrn Feiſt- king nicht geleſen ſondern nur in ein ander Buch eingebrockt gefunden; indeſſen gehoͤrt es eben nicht zum Stern und Kern dieſer Vorrede daß Paul Gerhard daſelbſt mit dem D. Martin Luther proclamiret und gepaaret worden und daß man ſo gar (unter uns ge- ſagt) den Wunſch aͤußert daß Gerhard dem D. Martin Luther beim Reformations Werk gehol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/48
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/48>, abgerufen am 21.11.2024.