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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Pastor. Sie können immerhin ihre repu-
blicanische Fasces beybehalten. Sie dürfen
kein Königscher werden, um im Geiste Kö-
nig zu seyn -- ich bin für Könige, das heißt
was anders, als froh wie ein König seyn --
Herr v. W. Schicket euch in die Zeit, ich
schlage Herzog, Priester und Prophet vor.
Herr v. G. In dem Sinn, wie der Pa-
stor es nimmt, ist Herzog von Curland viel
zu wenig für mich.
Hier brech ich ein politisches Gespräch ab, das
wie ein Heckenfeu'r heraufsprang, und wobey
mir viel entging. Wie sich dies Gespräch auf
den Aufschag am Kleide reducirte, weiß ich
nicht. Das Ende vom Liede war, daß Cur-
land ein Aufschlag von Pohlen sey, und daß,
wenn ja ein andrer Aufschlag, als von dem
nehmlichen Tuche, seyn solte, er lichter seyn
müßte.
Herr v. G. Das wahre Verhältnis von
Pohlen gegen Curland.


Pastor. Geschmack ist die Bemühung, un-
ser Urtheil mit andern algemein zu machen.
Die Deutschen werden es nie zu viel Genies
bringen, welche Flügel der Morgenröthe ha-
ben. Sie besitzen aber eine sehr große An-
lage
H h 5
Paſtor. Sie koͤnnen immerhin ihre repu-
blicaniſche Faſces beybehalten. Sie duͤrfen
kein Koͤnigſcher werden, um im Geiſte Koͤ-
nig zu ſeyn — ich bin fuͤr Koͤnige, das heißt
was anders, als froh wie ein Koͤnig ſeyn —
Herr v. W. Schicket euch in die Zeit, ich
ſchlage Herzog, Prieſter und Prophet vor.
Herr v. G. In dem Sinn, wie der Pa-
ſtor es nimmt, iſt Herzog von Curland viel
zu wenig fuͤr mich.
Hier brech ich ein politiſches Geſpraͤch ab, das
wie ein Heckenfeu’r heraufſprang, und wobey
mir viel entging. Wie ſich dies Geſpraͤch auf
den Aufſchag am Kleide reducirte, weiß ich
nicht. Das Ende vom Liede war, daß Cur-
land ein Aufſchlag von Pohlen ſey, und daß,
wenn ja ein andrer Aufſchlag, als von dem
nehmlichen Tuche, ſeyn ſolte, er lichter ſeyn
muͤßte.
Herr v. G. Das wahre Verhaͤltnis von
Pohlen gegen Curland.


Paſtor. Geſchmack iſt die Bemuͤhung, un-
ſer Urtheil mit andern algemein zu machen.
Die Deutſchen werden es nie zu viel Genies
bringen, welche Fluͤgel der Morgenroͤthe ha-
ben. Sie beſitzen aber eine ſehr große An-
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[487/0501] Paſtor. Sie koͤnnen immerhin ihre repu- blicaniſche Faſces beybehalten. Sie duͤrfen kein Koͤnigſcher werden, um im Geiſte Koͤ- nig zu ſeyn — ich bin fuͤr Koͤnige, das heißt was anders, als froh wie ein Koͤnig ſeyn — Herr v. W. Schicket euch in die Zeit, ich ſchlage Herzog, Prieſter und Prophet vor. Herr v. G. In dem Sinn, wie der Pa- ſtor es nimmt, iſt Herzog von Curland viel zu wenig fuͤr mich. Hier brech ich ein politiſches Geſpraͤch ab, das wie ein Heckenfeu’r heraufſprang, und wobey mir viel entging. Wie ſich dies Geſpraͤch auf den Aufſchag am Kleide reducirte, weiß ich nicht. Das Ende vom Liede war, daß Cur- land ein Aufſchlag von Pohlen ſey, und daß, wenn ja ein andrer Aufſchlag, als von dem nehmlichen Tuche, ſeyn ſolte, er lichter ſeyn muͤßte. Herr v. G. Das wahre Verhaͤltnis von Pohlen gegen Curland. Paſtor. Geſchmack iſt die Bemuͤhung, un- ſer Urtheil mit andern algemein zu machen. Die Deutſchen werden es nie zu viel Genies bringen, welche Fluͤgel der Morgenroͤthe ha- ben. Sie beſitzen aber eine ſehr große An- lage H h 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/501>, abgerufen am 18.05.2024.