Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Wer den Springer vorstellte, wissen
wir alle --

Vielleicht finden meine Leser noch mehr
aus dem Schachspiel in der Gesellschaft,
aus der mein Vater plötzlich schied. Dies
Spiel ist Bild der Welt, wenn auch nur
König und Königin in Erwägung genom-
men werden. -- So wie sie im Schach ge-
schehen, so gemeinhin in der Welt -- Herr
v. W. hatte den Dionysius beschämt, und
den Waldhornisten ein ansehnliches und fühl-
bares Compliment in die Hand gedrückt.
Die Art, wie er dieses Geschenk gegeben,
haben wir nicht nöthig abzulauern, um ihn
mehr zu wißen; denn wir wissen ihn schon
inwendig und auswendig. Er hatte Ursache,
diese Schreier zum Schweigen zu bringen;
denn es gingen die Vigilien wegen eines den
folgenden Tag zu feyernden Trauerfesies an.

Der Laufer, Herr Herrmann, bedeu-
tete mehr, nachdem mein Vater weg war,
und Herr v. W. ihn deckte. Herr Herrmann
schien sich so gar, vielleicht in Rücksicht die-
ser Deckung, ein Direktorium über mich an-
zumaaßen. Ich konnt' ihm hiezu keine Be-
fugniß zugestehen; denn obgleich er mir zu
Brusttüchern ehemals Maas genommen; so

glaubt

Wer den Springer vorſtellte, wiſſen
wir alle —

Vielleicht finden meine Leſer noch mehr
aus dem Schachſpiel in der Geſellſchaft,
aus der mein Vater ploͤtzlich ſchied. Dies
Spiel iſt Bild der Welt, wenn auch nur
Koͤnig und Koͤnigin in Erwaͤgung genom-
men werden. — So wie ſie im Schach ge-
ſchehen, ſo gemeinhin in der Welt — Herr
v. W. hatte den Dionyſius beſchaͤmt, und
den Waldhorniſten ein anſehnliches und fuͤhl-
bares Compliment in die Hand gedruͤckt.
Die Art, wie er dieſes Geſchenk gegeben,
haben wir nicht noͤthig abzulauern, um ihn
mehr zu wißen; denn wir wiſſen ihn ſchon
inwendig und auswendig. Er hatte Urſache,
dieſe Schreier zum Schweigen zu bringen;
denn es gingen die Vigilien wegen eines den
folgenden Tag zu feyernden Trauerfeſies an.

Der Laufer, Herr Herrmann, bedeu-
tete mehr, nachdem mein Vater weg war,
und Herr v. W. ihn deckte. Herr Herrmann
ſchien ſich ſo gar, vielleicht in Ruͤckſicht die-
ſer Deckung, ein Direktorium uͤber mich an-
zumaaßen. Ich konnt’ ihm hiezu keine Be-
fugniß zugeſtehen; denn obgleich er mir zu
Bruſttuͤchern ehemals Maas genommen; ſo

glaubt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0014" n="8"/>
        <p>Wer den Springer vor&#x017F;tellte, wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir alle &#x2014;</p><lb/>
        <p>Vielleicht finden meine Le&#x017F;er noch mehr<lb/>
aus dem Schach&#x017F;piel in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
aus der mein Vater plo&#x0364;tzlich &#x017F;chied. Dies<lb/><hi rendition="#fr">Spiel</hi> i&#x017F;t Bild der Welt, wenn auch nur<lb/><hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nig</hi> und <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nigin</hi> in Erwa&#x0364;gung genom-<lb/>
men werden. &#x2014; So wie &#x017F;ie im Schach ge-<lb/>
&#x017F;chehen, &#x017F;o gemeinhin in der Welt &#x2014; Herr<lb/>
v. W. hatte den Diony&#x017F;ius be&#x017F;cha&#x0364;mt, und<lb/>
den Waldhorni&#x017F;ten ein an&#x017F;ehnliches und fu&#x0364;hl-<lb/>
bares Compliment in die Hand gedru&#x0364;ckt.<lb/>
Die Art, wie er die&#x017F;es Ge&#x017F;chenk gegeben,<lb/>
haben wir nicht no&#x0364;thig abzulauern, um ihn<lb/>
mehr zu wißen; denn wir wi&#x017F;&#x017F;en ihn &#x017F;chon<lb/>
inwendig und auswendig. Er hatte Ur&#x017F;ache,<lb/>
die&#x017F;e Schreier zum Schweigen zu bringen;<lb/>
denn es gingen die <hi rendition="#fr">Vigilien</hi> wegen eines den<lb/>
folgenden Tag zu feyernden <hi rendition="#fr">Trauerfe&#x017F;ies</hi> an.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#fr">Laufer</hi>, Herr <hi rendition="#fr">Herrmann</hi>, bedeu-<lb/>
tete mehr, nachdem mein Vater weg war,<lb/>
und Herr v. W. ihn deckte. Herr Herrmann<lb/>
&#x017F;chien &#x017F;ich &#x017F;o gar, vielleicht in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht die-<lb/>
&#x017F;er Deckung, ein Direktorium u&#x0364;ber mich an-<lb/>
zumaaßen. Ich konnt&#x2019; ihm hiezu keine Be-<lb/>
fugniß zuge&#x017F;tehen; denn obgleich er mir zu<lb/><hi rendition="#fr">Bru&#x017F;ttu&#x0364;chern</hi> ehemals Maas genommen; &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glaubt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Wer den Springer vorſtellte, wiſſen wir alle — Vielleicht finden meine Leſer noch mehr aus dem Schachſpiel in der Geſellſchaft, aus der mein Vater ploͤtzlich ſchied. Dies Spiel iſt Bild der Welt, wenn auch nur Koͤnig und Koͤnigin in Erwaͤgung genom- men werden. — So wie ſie im Schach ge- ſchehen, ſo gemeinhin in der Welt — Herr v. W. hatte den Dionyſius beſchaͤmt, und den Waldhorniſten ein anſehnliches und fuͤhl- bares Compliment in die Hand gedruͤckt. Die Art, wie er dieſes Geſchenk gegeben, haben wir nicht noͤthig abzulauern, um ihn mehr zu wißen; denn wir wiſſen ihn ſchon inwendig und auswendig. Er hatte Urſache, dieſe Schreier zum Schweigen zu bringen; denn es gingen die Vigilien wegen eines den folgenden Tag zu feyernden Trauerfeſies an. Der Laufer, Herr Herrmann, bedeu- tete mehr, nachdem mein Vater weg war, und Herr v. W. ihn deckte. Herr Herrmann ſchien ſich ſo gar, vielleicht in Ruͤckſicht die- ſer Deckung, ein Direktorium uͤber mich an- zumaaßen. Ich konnt’ ihm hiezu keine Be- fugniß zugeſtehen; denn obgleich er mir zu Bruſttuͤchern ehemals Maas genommen; ſo glaubt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/14
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/14>, abgerufen am 21.11.2024.