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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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lichen Vergnügen mehr einladen, sein Gärt-
chen und sein Lusthäuschen war in fremden
Händen; allein er hatte doch Nahrung und
Kleider! -- Seine Freunde hatten auch nach
der Zeit sich bitter und sauer Brunnen an-
gewöhnt, welchen sie die nemliche Kraft als
guter frischer Milch, und einem Garten-
häuschen und einem Lustgarten, beyleg-
ten. -- Der Selige hatte sich indessen so
weit herausgewunden, daß er viertausend
und siebenzig Gulden nach Königsberg neh-
men konnte, um sein Verkehr durch einige
neue Waaren zu verstärken. Bey viertau-
send und siebenzig Gulden baar Geld konnt'
ein so ehrlicher Mann, als er, auf noch ein-
mal so viel Credit rechnen. -- Seine An-
verwandten hörten von den viertausend sie-
benzig Gulden, und nahmen ihn allein. --

Sie fragten nach der Handschrift. Hier,
sagt' er, und zog sie aus der Schreibtafel.
So lang ich lebe, soll auch diese Handschrift
leben; ich könnte vielleicht aufhören dankbar
zu seyn, wie viele Menschen, wenn sie zu
satt werden, Gottes vergessen. -- Hier,
sagt' er, ohne Flecken, ohne Runzel, oder
des etwas, so wie ich sie gestellt hatte, und
zurück erhielt. --

Der

lichen Vergnuͤgen mehr einladen, ſein Gaͤrt-
chen und ſein Luſthaͤuschen war in fremden
Haͤnden; allein er hatte doch Nahrung und
Kleider! — Seine Freunde hatten auch nach
der Zeit ſich bitter und ſauer Brunnen an-
gewoͤhnt, welchen ſie die nemliche Kraft als
guter friſcher Milch, und einem Garten-
haͤuschen und einem Luſtgarten, beyleg-
ten. — Der Selige hatte ſich indeſſen ſo
weit herausgewunden, daß er viertauſend
und ſiebenzig Gulden nach Koͤnigsberg neh-
men konnte, um ſein Verkehr durch einige
neue Waaren zu verſtaͤrken. Bey viertau-
ſend und ſiebenzig Gulden baar Geld konnt’
ein ſo ehrlicher Mann, als er, auf noch ein-
mal ſo viel Credit rechnen. — Seine An-
verwandten hoͤrten von den viertauſend ſie-
benzig Gulden, und nahmen ihn allein. —

Sie fragten nach der Handſchrift. Hier,
ſagt’ er, und zog ſie aus der Schreibtafel.
So lang ich lebe, ſoll auch dieſe Handſchrift
leben; ich koͤnnte vielleicht aufhoͤren dankbar
zu ſeyn, wie viele Menſchen, wenn ſie zu
ſatt werden, Gottes vergeſſen. — Hier,
ſagt’ er, ohne Flecken, ohne Runzel, oder
des etwas, ſo wie ich ſie geſtellt hatte, und
zuruͤck erhielt. —

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[184/0192] lichen Vergnuͤgen mehr einladen, ſein Gaͤrt- chen und ſein Luſthaͤuschen war in fremden Haͤnden; allein er hatte doch Nahrung und Kleider! — Seine Freunde hatten auch nach der Zeit ſich bitter und ſauer Brunnen an- gewoͤhnt, welchen ſie die nemliche Kraft als guter friſcher Milch, und einem Garten- haͤuschen und einem Luſtgarten, beyleg- ten. — Der Selige hatte ſich indeſſen ſo weit herausgewunden, daß er viertauſend und ſiebenzig Gulden nach Koͤnigsberg neh- men konnte, um ſein Verkehr durch einige neue Waaren zu verſtaͤrken. Bey viertau- ſend und ſiebenzig Gulden baar Geld konnt’ ein ſo ehrlicher Mann, als er, auf noch ein- mal ſo viel Credit rechnen. — Seine An- verwandten hoͤrten von den viertauſend ſie- benzig Gulden, und nahmen ihn allein. — Sie fragten nach der Handſchrift. Hier, ſagt’ er, und zog ſie aus der Schreibtafel. So lang ich lebe, ſoll auch dieſe Handſchrift leben; ich koͤnnte vielleicht aufhoͤren dankbar zu ſeyn, wie viele Menſchen, wenn ſie zu ſatt werden, Gottes vergeſſen. — Hier, ſagt’ er, ohne Flecken, ohne Runzel, oder des etwas, ſo wie ich ſie geſtellt hatte, und zuruͤck erhielt. — Der

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/192>, abgerufen am 24.11.2024.