geladen werden konnte, kam er sogar zu mir, faßte mich brüderlich an und fragte: warum so traurig? und warum nicht auf Puf und Paf mitgemacht? So was, fügt' er hinzu, stärkt das Auge, und wenn wir morgen auf die Jagd gehen, hast du schon eine vorläu- fige Theorie, die du benutzen kannst -- ich versicherte, heut am wenigsten zum Puf, Paf Ansatz zu haben. Ich verdenk dir deinen Trübsinn nicht, fuhr er fort -- Dein Va- ter -- --
Scheiden heißt sterben, hatt' ich zu ihm gesagt, da mein Vater abfuhr, und dies Wort zu seiner Zeit war so glücklich gewesen, den Weg zu seinem Herzen zu finden, der so leicht nicht zu finden war. Seine Liebes- grenze ging nicht weiter, als bis Vater und Mutter, und zur Noth Schwester und Bru- der. -- Weiter, glaub' ich, geht sie auch bei keinem Jäger, Koch und Schlächter, welches Professionsverwandte oder höchstens von einem und demselben Handwerk unter- schieden sind, wie Frauens- und Manns- schneider. -- Außer Vater und Mutter, und zur Noth Bruder und Schwester, schien dem Herrn v. G. dem jüngern alles Wild -- -- --
Man
geladen werden konnte, kam er ſogar zu mir, faßte mich bruͤderlich an und fragte: warum ſo traurig? und warum nicht auf Puf und Paf mitgemacht? So was, fuͤgt’ er hinzu, ſtaͤrkt das Auge, und wenn wir morgen auf die Jagd gehen, haſt du ſchon eine vorlaͤu- fige Theorie, die du benutzen kannſt — ich verſicherte, heut am wenigſten zum Puf, Paf Anſatz zu haben. Ich verdenk dir deinen Truͤbſinn nicht, fuhr er fort — Dein Va- ter — —
Scheiden heißt ſterben, hatt’ ich zu ihm geſagt, da mein Vater abfuhr, und dies Wort zu ſeiner Zeit war ſo gluͤcklich geweſen, den Weg zu ſeinem Herzen zu finden, der ſo leicht nicht zu finden war. Seine Liebes- grenze ging nicht weiter, als bis Vater und Mutter, und zur Noth Schweſter und Bru- der. — Weiter, glaub’ ich, geht ſie auch bei keinem Jaͤger, Koch und Schlaͤchter, welches Profeſſionsverwandte oder hoͤchſtens von einem und demſelben Handwerk unter- ſchieden ſind, wie Frauens- und Manns- ſchneider. — Außer Vater und Mutter, und zur Noth Bruder und Schweſter, ſchien dem Herrn v. G. dem juͤngern alles Wild — — —
Man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0020"n="14"/>
geladen werden konnte, kam er ſogar zu mir,<lb/>
faßte mich bruͤderlich an und fragte: warum<lb/>ſo traurig? und warum nicht auf Puf und<lb/>
Paf mitgemacht? So was, fuͤgt’ er hinzu,<lb/>ſtaͤrkt das Auge, und wenn wir morgen auf<lb/>
die Jagd gehen, haſt du ſchon eine vorlaͤu-<lb/>
fige Theorie, die du benutzen kannſt — ich<lb/>
verſicherte, heut am wenigſten zum Puf, Paf<lb/>
Anſatz zu haben. Ich verdenk dir deinen<lb/>
Truͤbſinn nicht, fuhr er fort — Dein Va-<lb/>
ter ——</p><lb/><p>Scheiden heißt ſterben, hatt’ ich zu ihm<lb/>
geſagt, da mein Vater abfuhr, und dies<lb/>
Wort zu ſeiner Zeit war ſo gluͤcklich geweſen,<lb/>
den Weg zu ſeinem Herzen zu finden, der ſo<lb/>
leicht nicht zu finden war. Seine Liebes-<lb/>
grenze ging nicht weiter, als bis Vater und<lb/>
Mutter, und zur Noth Schweſter und Bru-<lb/>
der. — Weiter, glaub’ ich, geht ſie auch<lb/>
bei keinem Jaͤger, Koch und Schlaͤchter,<lb/>
welches Profeſſionsverwandte oder hoͤchſtens<lb/>
von einem und demſelben Handwerk unter-<lb/>ſchieden ſind, wie Frauens- und Manns-<lb/>ſchneider. — Außer Vater und Mutter,<lb/>
und zur Noth Bruder und Schweſter,<lb/>ſchien dem Herrn v. G. dem juͤngern alles<lb/>
Wild ———</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[14/0020]
geladen werden konnte, kam er ſogar zu mir,
faßte mich bruͤderlich an und fragte: warum
ſo traurig? und warum nicht auf Puf und
Paf mitgemacht? So was, fuͤgt’ er hinzu,
ſtaͤrkt das Auge, und wenn wir morgen auf
die Jagd gehen, haſt du ſchon eine vorlaͤu-
fige Theorie, die du benutzen kannſt — ich
verſicherte, heut am wenigſten zum Puf, Paf
Anſatz zu haben. Ich verdenk dir deinen
Truͤbſinn nicht, fuhr er fort — Dein Va-
ter — —
Scheiden heißt ſterben, hatt’ ich zu ihm
geſagt, da mein Vater abfuhr, und dies
Wort zu ſeiner Zeit war ſo gluͤcklich geweſen,
den Weg zu ſeinem Herzen zu finden, der ſo
leicht nicht zu finden war. Seine Liebes-
grenze ging nicht weiter, als bis Vater und
Mutter, und zur Noth Schweſter und Bru-
der. — Weiter, glaub’ ich, geht ſie auch
bei keinem Jaͤger, Koch und Schlaͤchter,
welches Profeſſionsverwandte oder hoͤchſtens
von einem und demſelben Handwerk unter-
ſchieden ſind, wie Frauens- und Manns-
ſchneider. — Außer Vater und Mutter,
und zur Noth Bruder und Schweſter,
ſchien dem Herrn v. G. dem juͤngern alles
Wild — — —
Man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/20>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.