und nicht am Berge stand, wetzt ich alle ge- machte Scharten aus, und Se. Spektabili- tät beliebten mich würklich auch für ein sicht- bares Geschöpf zu halten! wofür ich Sr. Spektabilität noch jetzt dienstergebenst verbun- den bin. --
Nun ließen mich Se. Spektabilität einige Stellen aus den Carminibus saliariis ins La- tein künsteln, und sodann dieses Kunststück mit einigen Stellen aus den zwölf Tafeln machen.
Meinem Reisegefehrten bot er auch einen lateinischen Rapier an; allein er erhielt eine abschlägige Antwort, und ich nahm das Wort für ihn. -- Os aiei ton omoion agei theos os too omoion, sagten Se. Spektabilität, und ich weiß nicht, ob diese Stelle, oder ein Hund, der auf der Straße sich hören ließ, und eben dadurch den Herrn v. G. aufsprengte und ans Fenster zog, Se. Spektabilität auf die Frage brachte: Ob auch im Griechischen? Der ehrliche Noster holte seinen Homer -- nicht aus einem rußigen Bücherschrank. Homer war so wenig, wie die Bibel, die
neben
und nicht am Berge ſtand, wetzt ich alle ge- machte Scharten aus, und Se. Spektabili- taͤt beliebten mich wuͤrklich auch fuͤr ein ſicht- bares Geſchoͤpf zu halten! wofuͤr ich Sr. Spektabilitaͤt noch jetzt dienſtergebenſt verbun- den bin. —
Nun ließen mich Se. Spektabilitaͤt einige Stellen aus den Carminibus ſaliariis ins La- tein kuͤnſteln, und ſodann dieſes Kunſtſtuͤck mit einigen Stellen aus den zwoͤlf Tafeln machen.
Meinem Reiſegefehrten bot er auch einen lateiniſchen Rapier an; allein er erhielt eine abſchlaͤgige Antwort, und ich nahm das Wort fuͤr ihn. — Ὡς αἰεὶ τὸν ὁμοῖον ἁγει ϑεος ὡς τὸο ὁμοῖον, ſagten Se. Spektabilitaͤt, und ich weiß nicht, ob dieſe Stelle, oder ein Hund, der auf der Straße ſich hoͤren ließ, und eben dadurch den Herrn v. G. aufſprengte und ans Fenſter zog, Se. Spektabilitaͤt auf die Frage brachte: Ob auch im Griechiſchen? Der ehrliche Noſter holte ſeinen Homer — nicht aus einem rußigen Buͤcherſchrank. Homer war ſo wenig, wie die Bibel, die
neben
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0227"n="219"/>
und nicht am <hirendition="#fr">Berge ſtand,</hi> wetzt ich alle ge-<lb/>
machte Scharten aus, und Se. Spektabili-<lb/>
taͤt beliebten mich wuͤrklich auch fuͤr ein ſicht-<lb/>
bares Geſchoͤpf zu halten! wofuͤr ich Sr.<lb/>
Spektabilitaͤt noch jetzt dienſtergebenſt verbun-<lb/>
den bin. —</p><lb/><p>Nun ließen mich Se. Spektabilitaͤt einige<lb/>
Stellen aus den <hirendition="#aq">Carminibus ſaliariis</hi> ins La-<lb/>
tein kuͤnſteln, und ſodann dieſes Kunſtſtuͤck<lb/>
mit einigen Stellen aus den <hirendition="#fr">zwoͤlf Tafeln</hi><lb/>
machen.</p><lb/><p>Meinem Reiſegefehrten bot er auch einen<lb/>
lateiniſchen Rapier an; allein er erhielt eine<lb/>
abſchlaͤgige Antwort, und ich nahm das<lb/>
Wort fuͤr ihn. —<lb/><hirendition="#et">Ὡςαἰεὶτὸνὁμοῖονἁγειϑεοςὡςτὸοὁμοῖον,</hi><lb/>ſagten Se. Spektabilitaͤt, und ich weiß nicht,<lb/>
ob dieſe Stelle, oder ein Hund, der auf der<lb/>
Straße ſich hoͤren ließ, und eben dadurch den<lb/>
Herrn v. G. aufſprengte und ans Fenſter zog,<lb/>
Se. Spektabilitaͤt auf die Frage brachte:<lb/><hirendition="#et">Ob auch im Griechiſchen?</hi><lb/>
Der ehrliche <hirendition="#aq">Noſter</hi> holte ſeinen Homer —<lb/>
nicht aus einem rußigen Buͤcherſchrank.<lb/>
Homer war ſo wenig, wie die Bibel, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">neben</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[219/0227]
und nicht am Berge ſtand, wetzt ich alle ge-
machte Scharten aus, und Se. Spektabili-
taͤt beliebten mich wuͤrklich auch fuͤr ein ſicht-
bares Geſchoͤpf zu halten! wofuͤr ich Sr.
Spektabilitaͤt noch jetzt dienſtergebenſt verbun-
den bin. —
Nun ließen mich Se. Spektabilitaͤt einige
Stellen aus den Carminibus ſaliariis ins La-
tein kuͤnſteln, und ſodann dieſes Kunſtſtuͤck
mit einigen Stellen aus den zwoͤlf Tafeln
machen.
Meinem Reiſegefehrten bot er auch einen
lateiniſchen Rapier an; allein er erhielt eine
abſchlaͤgige Antwort, und ich nahm das
Wort fuͤr ihn. —
Ὡς αἰεὶ τὸν ὁμοῖον ἁγει ϑεος ὡς τὸο ὁμοῖον,
ſagten Se. Spektabilitaͤt, und ich weiß nicht,
ob dieſe Stelle, oder ein Hund, der auf der
Straße ſich hoͤren ließ, und eben dadurch den
Herrn v. G. aufſprengte und ans Fenſter zog,
Se. Spektabilitaͤt auf die Frage brachte:
Ob auch im Griechiſchen?
Der ehrliche Noſter holte ſeinen Homer —
nicht aus einem rußigen Buͤcherſchrank.
Homer war ſo wenig, wie die Bibel, die
neben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/227>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.