Bey deiner (wieder auf mich) legt man den Kopf von einer zur andern Seite, denn sie ist eine Schäferin! O die schönen Schäferstun- den! Ich hab noch vergessen, fuhr er zu mir fort, ihr Busen wallt, so wie eine Laute, er bebt nur herauf, und Bruder! ihre Stimme, wenn sie singt -- Sie thut es selten, sie hat eine blonde Stimme, du wirst mich verstehen, sie stiehlt das Herz, deine Brunette (zum Herrn v. G.) nimmt es mit Gewalt! sie raubt! -- Sie kommt nicht mit vollen Segeln! Sie ist stolz, und scheint sich wenig aus einem Siege zu machen; denn sie ist sich bewust, daß sie Herzen wie Fliegen zu fangen im Stand' ist. Jene streichelt, diese schlägt; allein wenn sich diese Königin herabläßt, ist's auch so, als wenn die Sonne aufgeht. Man hat sich besof- fen, wenn man sie liebt, und einen Jesuiter- rausch, wenn es die mit der blonden Stimme gilt. -- Diese spielt kein Instrument. Die Orgel würde sie spielen: allein wenn sie singt -- das thut sie oft, Bruder, so prächtig wie ein Donnerwetter! Diese beyden Auserwähl- ten empfehl ich euch zu Gemahlinnen, die andern -- zur linken Hand und so neben an, zum Spiel! -- Noch eine Warnungsanzeige eh ich von hinnen gehe. -- Die beyden wa-
ren
Bey deiner (wieder auf mich) legt man den Kopf von einer zur andern Seite, denn ſie iſt eine Schaͤferin! O die ſchoͤnen Schaͤferſtun- den! Ich hab noch vergeſſen, fuhr er zu mir fort, ihr Buſen wallt, ſo wie eine Laute, er bebt nur herauf, und Bruder! ihre Stimme, wenn ſie ſingt — Sie thut es ſelten, ſie hat eine blonde Stimme, du wirſt mich verſtehen, ſie ſtiehlt das Herz, deine Brunette (zum Herrn v. G.) nimmt es mit Gewalt! ſie raubt! — Sie kommt nicht mit vollen Segeln! Sie iſt ſtolz, und ſcheint ſich wenig aus einem Siege zu machen; denn ſie iſt ſich bewuſt, daß ſie Herzen wie Fliegen zu fangen im Stand’ iſt. Jene ſtreichelt, dieſe ſchlaͤgt; allein wenn ſich dieſe Koͤnigin herablaͤßt, iſt’s auch ſo, als wenn die Sonne aufgeht. Man hat ſich beſof- fen, wenn man ſie liebt, und einen Jeſuiter- rauſch, wenn es die mit der blonden Stimme gilt. — Dieſe ſpielt kein Inſtrument. Die Orgel wuͤrde ſie ſpielen: allein wenn ſie ſingt — das thut ſie oft, Bruder, ſo praͤchtig wie ein Donnerwetter! Dieſe beyden Auserwaͤhl- ten empfehl ich euch zu Gemahlinnen, die andern — zur linken Hand und ſo neben an, zum Spiel! — Noch eine Warnungsanzeige eh ich von hinnen gehe. — Die beyden wa-
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Bey deiner (wieder auf mich) legt man den
Kopf von einer zur andern Seite, denn ſie
iſt eine Schaͤferin! O die ſchoͤnen Schaͤferſtun-
den! Ich hab noch vergeſſen, fuhr er zu mir
fort, ihr Buſen wallt, ſo wie eine Laute, er
bebt nur herauf, und Bruder! ihre Stimme,
wenn ſie ſingt — Sie thut es ſelten, ſie hat
eine blonde Stimme, du wirſt mich verſtehen,
ſie ſtiehlt das Herz, deine Brunette (zum Herrn
v. G.) nimmt es mit Gewalt! ſie raubt! —
Sie kommt nicht mit vollen Segeln! Sie iſt
ſtolz, und ſcheint ſich wenig aus einem Siege
zu machen; denn ſie iſt ſich bewuſt, daß ſie
Herzen wie Fliegen zu fangen im Stand’ iſt.
Jene ſtreichelt, dieſe ſchlaͤgt; allein wenn ſich
dieſe Koͤnigin herablaͤßt, iſt’s auch ſo, als
wenn die Sonne aufgeht. Man hat ſich beſof-
fen, wenn man ſie liebt, und einen Jeſuiter-
rauſch, wenn es die mit der blonden Stimme
gilt. — Dieſe ſpielt kein Inſtrument. Die
Orgel wuͤrde ſie ſpielen: allein wenn ſie ſingt
— das thut ſie oft, Bruder, ſo praͤchtig wie
ein Donnerwetter! Dieſe beyden Auserwaͤhl-
ten empfehl ich euch zu Gemahlinnen, die
andern — zur linken Hand und ſo neben an,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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