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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Unterricht der Kinder ward dem Herrmann
in die Länge zu beschwerlich, und es ist freylich
eine andre Sache Kinderlehrer, und eine
andre Hofnarr zu seyn. Dies war die Ur-
sach, warum er zuweilen zu sehr für die kör-
perliche Uebungen war, und die Kinder ohn'
Unterricht ganze Wochen hinschlendern ließ.
Hiedurch litte sein guter Ruf. Seine Se-
lige wußt' alles zum Besten zu kehren. Nach
ihrem Tode war er sich ganz und gar allein
überlaßen, und das hieß, an der Hand ei-
nes schlechten Führers seyn. -- Die Schul-
jugend trieb sich um, und der Lehrer desglei-
chen. Kurz, Herrmann war wieder auf der
schlimmen Seite und
lebendig todt, ja wohl! lebendig todt!

Ich will mir, sagte Herrmann, einen
ruhigen guten Tag machen: eigentlich wolt'
er sich diesen ruhigen guten Tag für baar
Geld kaufen, ohne zu bedenken, daß Ruhe
nicht feil sey. Immer noch überzeugt, daß es
beßer sey, ein Schneider, als ein Hofnarr,
zu seyn, blieb des Herrmanns Losung zwar:

Gottlob! die Zeiten sind vorbey; in-
dessen war er doch fest entschloßen, aus ei-
nem Hofnarren ein Stocknarr zu werden.

Der

Unterricht der Kinder ward dem Herrmann
in die Laͤnge zu beſchwerlich, und es iſt freylich
eine andre Sache Kinderlehrer, und eine
andre Hofnarr zu ſeyn. Dies war die Ur-
ſach, warum er zuweilen zu ſehr fuͤr die koͤr-
perliche Uebungen war, und die Kinder ohn’
Unterricht ganze Wochen hinſchlendern ließ.
Hiedurch litte ſein guter Ruf. Seine Se-
lige wußt’ alles zum Beſten zu kehren. Nach
ihrem Tode war er ſich ganz und gar allein
uͤberlaßen, und das hieß, an der Hand ei-
nes ſchlechten Fuͤhrers ſeyn. — Die Schul-
jugend trieb ſich um, und der Lehrer desglei-
chen. Kurz, Herrmann war wieder auf der
ſchlimmen Seite und
lebendig todt, ja wohl! lebendig todt!

Ich will mir, ſagte Herrmann, einen
ruhigen guten Tag machen: eigentlich wolt’
er ſich dieſen ruhigen guten Tag fuͤr baar
Geld kaufen, ohne zu bedenken, daß Ruhe
nicht feil ſey. Immer noch uͤberzeugt, daß es
beßer ſey, ein Schneider, als ein Hofnarr,
zu ſeyn, blieb des Herrmanns Loſung zwar:

Gottlob! die Zeiten ſind vorbey; in-
deſſen war er doch feſt entſchloßen, aus ei-
nem Hofnarren ein Stocknarr zu werden.

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[283/0291] Unterricht der Kinder ward dem Herrmann in die Laͤnge zu beſchwerlich, und es iſt freylich eine andre Sache Kinderlehrer, und eine andre Hofnarr zu ſeyn. Dies war die Ur- ſach, warum er zuweilen zu ſehr fuͤr die koͤr- perliche Uebungen war, und die Kinder ohn’ Unterricht ganze Wochen hinſchlendern ließ. Hiedurch litte ſein guter Ruf. Seine Se- lige wußt’ alles zum Beſten zu kehren. Nach ihrem Tode war er ſich ganz und gar allein uͤberlaßen, und das hieß, an der Hand ei- nes ſchlechten Fuͤhrers ſeyn. — Die Schul- jugend trieb ſich um, und der Lehrer desglei- chen. Kurz, Herrmann war wieder auf der ſchlimmen Seite und lebendig todt, ja wohl! lebendig todt! Ich will mir, ſagte Herrmann, einen ruhigen guten Tag machen: eigentlich wolt’ er ſich dieſen ruhigen guten Tag fuͤr baar Geld kaufen, ohne zu bedenken, daß Ruhe nicht feil ſey. Immer noch uͤberzeugt, daß es beßer ſey, ein Schneider, als ein Hofnarr, zu ſeyn, blieb des Herrmanns Loſung zwar: Gottlob! die Zeiten ſind vorbey; in- deſſen war er doch feſt entſchloßen, aus ei- nem Hofnarren ein Stocknarr zu werden. Der

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/291>, abgerufen am 22.11.2024.