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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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großen A ein so kleines, daß man es bey-
nah dafür nicht ansehen konnte. -- Ich
habe, dachte der alte Herr, das unreine
Waßer ausgegossen, ohne reines aufgefangen
zu haben -- obgleich er wirklich reines Was-
ser ausgegossen hatte, um unreines zu schö-
pfen. -- -- Dies macht' ihn äußerst verle-
gen; allein diese Scharten wezt' er zu Haus'
aus, und Mine, die arme Mine, hätte
nicht in Egypten mehr ausstehen können,
als bey diesem wetzenden Vater, der reines
Wasser ausgegoßen hatte, und keinen Tro-
pfen unreines auffangen konnte, seine Zunge
zu kühlen; denn es gieng ihm, wie dem rei-
chen Mann, in seinem Präludio. Der Frau
Sara Gnaden, welche sich auf dergleichen
Wendungen, (meine Muter würde Ränke
und Schwänke geschrieben haben,) wohl ver-
stand, suchte dem alten Herrn Trost zuzunei-
gen, und ihn wenigstens durch guten Fraß
und Sof zu stärken, und zu festigen, seine Last
zu tragen. -- Dene blieb indessen halsstar-
rig beym kleinen, ganz kleinen a, und so wie
kein Unglück allein, sondern paarweise kommt;
so mußt' es auch dem Amtmann S. einfallen,
um Denen in einem Brief', eh ihr Trauer-
jahr noch um war, förmlich anzuhalten. --

Die-

großen A ein ſo kleines, daß man es bey-
nah dafuͤr nicht anſehen konnte. — Ich
habe, dachte der alte Herr, das unreine
Waßer ausgegoſſen, ohne reines aufgefangen
zu haben — obgleich er wirklich reines Waſ-
ſer ausgegoſſen hatte, um unreines zu ſchoͤ-
pfen. — — Dies macht’ ihn aͤußerſt verle-
gen; allein dieſe Scharten wezt’ er zu Hauſ’
aus, und Mine, die arme Mine, haͤtte
nicht in Egypten mehr ausſtehen koͤnnen,
als bey dieſem wetzenden Vater, der reines
Waſſer ausgegoßen hatte, und keinen Tro-
pfen unreines auffangen konnte, ſeine Zunge
zu kuͤhlen; denn es gieng ihm, wie dem rei-
chen Mann, in ſeinem Praͤludio. Der Frau
Sara Gnaden, welche ſich auf dergleichen
Wendungen, (meine Muter wuͤrde Raͤnke
und Schwaͤnke geſchrieben haben,) wohl ver-
ſtand, ſuchte dem alten Herrn Troſt zuzunei-
gen, und ihn wenigſtens durch guten Fraß
und Sof zu ſtaͤrken, und zu feſtigen, ſeine Laſt
zu tragen. — Dene blieb indeſſen halsſtar-
rig beym kleinen, ganz kleinen a, und ſo wie
kein Ungluͤck allein, ſondern paarweiſe kommt;
ſo mußt’ es auch dem Amtmann S. einfallen,
um Denen in einem Brief’, eh ihr Trauer-
jahr noch um war, foͤrmlich anzuhalten. —

Die-
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[288/0296] großen A ein ſo kleines, daß man es bey- nah dafuͤr nicht anſehen konnte. — Ich habe, dachte der alte Herr, das unreine Waßer ausgegoſſen, ohne reines aufgefangen zu haben — obgleich er wirklich reines Waſ- ſer ausgegoſſen hatte, um unreines zu ſchoͤ- pfen. — — Dies macht’ ihn aͤußerſt verle- gen; allein dieſe Scharten wezt’ er zu Hauſ’ aus, und Mine, die arme Mine, haͤtte nicht in Egypten mehr ausſtehen koͤnnen, als bey dieſem wetzenden Vater, der reines Waſſer ausgegoßen hatte, und keinen Tro- pfen unreines auffangen konnte, ſeine Zunge zu kuͤhlen; denn es gieng ihm, wie dem rei- chen Mann, in ſeinem Praͤludio. Der Frau Sara Gnaden, welche ſich auf dergleichen Wendungen, (meine Muter wuͤrde Raͤnke und Schwaͤnke geſchrieben haben,) wohl ver- ſtand, ſuchte dem alten Herrn Troſt zuzunei- gen, und ihn wenigſtens durch guten Fraß und Sof zu ſtaͤrken, und zu feſtigen, ſeine Laſt zu tragen. — Dene blieb indeſſen halsſtar- rig beym kleinen, ganz kleinen a, und ſo wie kein Ungluͤck allein, ſondern paarweiſe kommt; ſo mußt’ es auch dem Amtmann S. einfallen, um Denen in einem Brief’, eh ihr Trauer- jahr noch um war, foͤrmlich anzuhalten. — Die-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/296>, abgerufen am 22.11.2024.